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ALBEN/127: Thorgal, Band 30 "Ich, Jolan" (SB)


Grzegorz Rosinski, Yves Sente


Thorgal

Band 30 "Ich, Jolan"



Mit neuem Szenaristen, neuer Hauptfigur und - bereits seit Band 29 - mit neuer Kolorierung, präsentiert sich der 30. Band der Serie "Thorgal" sehr überzeugend. In dieser Folge tritt Thorgals Sohn Jolan einen schweren Weg an, denn um das Versprechen einzulösen, das er Manthor, dem Herrn der Zwischenwelt gab, damit dieser seinen Vater rettete (Band 29), muß Jolan sich dem dunklen Halbgott unterstellen. Voller Ungewißheit macht der Junge sich auf den Weg - um als erstes zu erfahren, daß er nicht der einzige Kandidat ist, der Manthors Schüler werden will. Vor ihm liegt ein abenteuerlicher Weg, den er immerhalb von zwei Tagen im Wettstreit - oder in gegenseitiger Unterstützung - mit den anderen Kandidaten bewältigen muß. In den verschiedenen Prüfungen, die den zunächst vier und später fünf jungen Menschen auf ihrem Weg begegnen, offenbart sich schon bald deren Charakter.

Unterdessen macht Jolans Mutter Aaricia sich daheim große Sorgen um ihren Sohn und wirft Thorgal vor, daß er ihn so einfach hat gehen lassen. Zwar läßt sie sich scheinbar von ihrem Mann überzeugen, daß Manthor nichts Böses mit Jolan vorhat, doch in der Nacht schleicht sie sich davon, um bei einer Seherin Rat zu suchen und mehr über den geheimnisvollen Herrn der Zwischenwelt zu erfahren. Mahara bleibt auch tatsächlich keine Antwort schuldig und offenbart Aaricia so manches Detail, das auch den Leser verblüffen dürfte ...

In einer gelungenen Verquickung dieser beiden Handlungsebenen gestaltet sich die Geschichte ausgesprochen spannend und zugleich stimmungsvoll. Stimmungsvoll deshalb, weil es Rosinski und Sente meisterhaft gelang, die beiden so unterschiedlichen Ereignishorizonte durch graphische, farbliche und inhaltliche Parallelen so zueinander in Beziehung zu setzen, daß der Leser, sofern er sich auf die Geschichte einläßt, einen quasi räulichen Eindruck des zeitgleichen Verlaufs beider Erzählstränge bekommt. So korrespondiert Jolans erste Prüfung auf einem mit gefräßigen Fischen verseuchten Fluß mit Bildern von Thorgal und Aaricia, die auf den Fluß vor ihrem Dorf hinausblicken, ebenso wie Aaricias nächtliches Davonschleichen mit einem ähnlichen Szenario am Lagerfeuer der Prüflinge, oder das flackernde Feuer in der Hütte der Seherin mit einer Feuersbrunst, die Manthors zukünftige Schüler auf ihrem Weg bewältigen müssen.

Die neue Kolorierung dieses Albums besteht aus einer ausgefeilten Lasur-Maltechnik vom Feinsten, mitunter raffiniert kombiniert mit zarten Pastell- oder Buntstiftstrichen. Bei dieser Technik, die den Verzicht auf Konturlinien ermöglicht, entsteht das farbige Original direkt aus der Hand des Zeichners, daher auch der Name "Direktkolorierung". Da dieses Verfahren weitaus aufwendiger ist als ein schlichtes Einfärben von Schwarzweiß-Zeichnungen, findet man es eigentlich nur in künstlerisch angelegten Alben wie diesem, die vor allem im frankobelgischen Raum veröffentlicht werden. Seit den 70er Jahren haben Comic-Größen wie u.a. Enki Bilal, Jean Giraud, François Schuiten und Vincente Segrelles dieses Verfahren angewendet und verfeinert.

"Ich, Jolan" ist ein rundum gelungenes und sehr empfehlenswertes Album, das optisch und inhaltlich allen Ansprüchen gerecht wird.


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"Thorgal" wurde nicht umsonst mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Als Klassiker des Fantasy-Genres ist diese Serie immer wieder empfehlenswert. Seit nunmehr 30 Bänden gelingt - vormals Jean van Hamme, nunmehr Yves Sente - immer wieder der Kunstgriff, sowohl für "Dauerleser" neue, spannende Handlungsstränge aufzubauen, als auch "Neuen" den Einstieg zu ermöglichen, denn jedes Album ist ein in sich abgeschlossenes Kapitel, für dessen Verständnis man nicht zwingend das Vorwissen aus den anderen Bänden benötigt. Grzegorz Rosinski kleidet die Geschichten in ausdrucksstarke Bilder, die den Betrachter mitreißen und ihn in faszinierende Welten zu entführen vermögen.

20. Juni 2008


Thorgal (30) "Ich, Jolan"
von Grzegorz Rosinski und Yves Sente
Carlsen Verlag, Hamburg, Januar 2008
Softcover, 48 S., farbig, 22 x 29,5 cm, 12,- Euro
ISBN 978-3-551-01200-5