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ANTIQUARIAT/009: "Das Blutherz" von Vincent Bailly


Isabelle Mercier, Roger Seiter, Vincent Bailly, Thierry Leprévost


Das Blutherz (1)

"Die Geleitritter"



Drei Jahrhunderte lang waren die schwarzen Horden des Dämonenfürsten Baldur im unterirdischen Reich der Zwerge eingeschlossen - jetzt brechen sie zur Oberfläche durch. Ihr Ziel: Midgard, das Land der Menschen zu unterjochen...

(Text auf dem Rückcover)

Der Odem der Niederlage lastet schwer auf Svartalfaheim, dem alten Königreich des Huld-Volkes ...
Von den Truppen der vier Zwergenstämme ist nur eine Handvoll ausgebluteter Krieger übrig ...

... und die schwarzen Horden von Baldur, dem Dämonenprinzen, sind ihnen dicht auf den Fersen. Die Lage erscheint aussichtslos. Der schwer verletzte Skallagrimm, der seine Kameraden auf der Flucht nicht behindern will, stellt sich mutig den angreifenden Heerscharen entgegen. Er weiß, daß er dem Tod geweiht ist - doch durch sein Opfer gelingt es dem Rest des versprengten Haufens, die Armee der fünf Könige zu erreichen und Bericht über die Lage zu erstatten.

Man wird das unterirdische Königreich Svartalfaheim aufgeben müssen. Doch einige wenige, die Priesterinnen Ymirs, werden zurückbleiben und sich in seinen Tempel einschließen lassen. Durch sie soll die Hoffnung des Huld-Volkes aufrecht erhalten bleiben, daß sie eines Tages in ihr altes Königreich zurückkehren können. Sie übergeben den Führern der vier Stämme die Schlüssel zum Tempel Eternyl und dem Sohn des Schmiedemeisters Thorgautr eine Karaffe mit dem heiligen Blut Ymirs, das magische Kräfte besitzt.

Unterdessen nimmt die letzte Schlacht gegen Baldurs Dämonenhorden ihren Lauf. Heldenhaft setzen sich die Verteidiger Svartalfaheims zur Wehr, um Zeit zu gewinnen, das Königreich zu evakuieren, was ihnen unter größten Opfern auch gelingt. Midgard, das Land der Menschen ist nun ihre neue Heimat, nachdem die Pforten Svartalfaheims sich endgültig hinter ihnen geschlossen haben. Nur die Magie der Elfen kann sie dauerhaft vor dem dahinterlauernden Bösen bewahren ...

Soweit die Vorgeschichte.

Drei Jahrhunderte sind unterdessen vergangen, eine Zeit des Friedens, in der die vier Zwergenstämme sich an ein Leben unter freiem Himmel gewöhnt und jenseits von Svartalfaheim vier neue Königreiche gegründet haben.

Doch in letzter Zeit scheint irgend etwas nicht zu stimmen. Zunächst sind es nur kleine Zeichen, an denen ein aufmerksamer Beobachter erkennen kann, daß etwas nicht stimmt. So geht es auch Egill und Gardar, Geleitriter des Hauses Arnkell, die einen Zug von Kaufleuten aus Midgard begleiten. Unglücksfälle häufen sich, Tiere spielen verrückt. Egill beeilt sich, Gasar, die Stadt der tausend Türme und Hauptstadt des Königreichs Asklar zu erreichen.

Hier wird er Zeuge des Unfaßbaren, und die dunkle Ahnung wird zur Gewißheit: Nachdem sie 300 Jahre lang hinter den Toren des untergegangenen Königreichs der Zwerge eingeschlossen waren, ist es den schwarzen Horden gelungen, die magisch versiegelten Pforten zu durchbrechen und weitgehend unbemerkt nach Midgard einzudringen. Wie aus dem Nichts sind sie nun da und eine schier unübersehbare Streitmacht von Trollen, schwarzen Alfen und Draugars belagert Gasar und im Zeichen von Bolöx, der Streitaxt des Dämonenprinzen, führt Baldurs Sohn Höskuld den Angriff auf die Stadt.

König Asgeir sieht nur eine Chance für die belagerte Stadt, wenn schnellstmöglich Hilfe herbeikommt. Daher sollen Egill und der Sohn des Königs, Erbprinz Njall, Asa, die Tochter des Schmieds Asmundr, die zufällig in der Stadt weilte, um dem König eine von ihrem Vater geschmiedete Rüstung zu überbringen, zu ihrem Vater begleiten. Dieser soll Glumr, den König des Zwergenvolkes der Skallagrimms, um Beistand bitten. Der Erbprinz wird eine Schatulle von unermeßlichem Wert mit sich führen - fällt sie Baldur in die Hände, ist das Schicksal des Huld-Volkes besiegelt. Enthält sie einen der vier magischen Schlüssel?

Diese episch angelegte Erzählung nimmt den Leser in ihren Bann. Man sollte daher die kleine Mühe am Anfang nicht scheuen, sich in die Geschichte einzulesen und sich mit den vielen Namen vertraut zu machen - es lohnt sich! Bilder und Szenario verschmelzen hier zu einer Comic-Erzählung von großer Dichte, die auch bei mehrmaligem Lesen nichts von ihrer Faszination verliert. Eher im Gegenteil, man wird sogar erst beim zweiten oder dritten Ansatz die Fülle der Details voll erfassen können - was aber nicht heißt, daß "Das Blutherz" beim ersten Lesen zu komplex oder zu unübersichtlich sei. Man kann einfach immer noch mehr entdecken. Freunde von Fantasy-Erzählungen dürften mit dieser Geschichte einem echten Fund machen, würdig, im heutigen Schaufenster unseres Antiquariats präsentiert zu werden.

Zu diesem Projekt fanden sich seinerzeit vier junge Comic- Schaffende zusammen: Die Szenaristen Isabelle Mercier und Roger Seiter, der Zeichner Vincent Bailly und der Kolorist Thierry Leprévost.

Vincent Bailly, Jahrgang 1967, um dessen gelungenes Debütalbum es sich hier handelt, hatte sich zuvor bereits als Kinderbuchillustrator und Werbegraphiker einen Namen gemacht. Nach dem Diplom an der Straßburger "Ecole des Arts Décorativs" lernte er die beiden Autoren Isabelle Mercier und Roger Seiter kennen, die sich bis dahin schwerpunktmäßig mit Fantasy- Erzählungen für Kinder beschäftigen.

Literarische Inspiration findet Bailly in Tolkien, Jack Vance und Howard. Als zeichnerische Vorbilder aus der Comic-Zunft nennt er Zeitgenossen wie Loisel, Robin, Miller, Wendling und Prado.


Isabelle Mercier, Roger Seiter
Vincent Bailly, Thierry Leprévost
Das Blutherz (1) "Die Geleitritter"
Ehapa Comic Collection, Stuttgart 1997
48 Seiten, farbig, Hardcover im Großformat
ISBN 3-7704-0831-4