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ANTIQUARIAT/068: "Der kleine König der großen Tiere" (SB)


Tom Breitenfeldt


Das große Buch vom Kleinen König der großen Tiere



"Ich frage mich, wozu jemand, der sowieso schon einen so langen Hals hat, auch noch fliegen können muß!?" - "Bitte?" - "Du siehst doch sowieso schon alles von oben! Hähähä ..." - "Stimmt - und ich könnte dir sogar auf den Kopf spucken!!" - "Dann würde ich dir deinen langen Hals umdrehen!" - "Eben deswegen ist es gut, wenn man fliegen kann!"

Am 5. Oktober 1991 hatte der "kleine König der großen Tiere" seinen ersten Auftritt auf der Kinderseite der Frankfurter Rundschau, die er sich in der ersten Zeit mit dem Erdferkel Edwin teilte. Schwarzweiß und im klassischen Format der Zeitungsstrips, schien der Mini-Löwe fast etwas überrascht von der Tatsache, König zu sein. Seine erste Erkenntnis war die, daß es auch für einen König manchmal besser ist, das Feld zu räumen, etwa wenn ein Elefant einen umzurennen droht. Trotz seines wenig spektakulären Einstandes schlossen die Leser - und beileibe nicht nur die jüngeren - das liebenswerte Kerlchen ins Herz und wollten ihn öfter sehen. Von da an war der kleine König der großen Tiere von der Kinderseite nicht mehr wegzudenken und wurde - nunmehr in Farbe - bei der Einführung des neuen Magazins auch auf die Seite "Magazinchen" übernommen.

"Der kleine König der großen Tiere" ist dickköpfig, altklug und unbeherrscht; man merkt gleich, daß dieser Regent noch viel zu lernen hat - doch auch wenn er manchmal ziemlich vorlaut und dreist ist, so richtig übel nimmt man ihm eigentlich gar nichts. Vor allem nicht der leicht phlegmatische Stelzevogel, der schon recht bald in den Strips auftauchte, und, vom kleinen König zu seinem Berater ernannt, diesem seither mit klugen Ratschlägen, genialen Einfällen und mitunter auch recht respektlosen Bemerkungen zur Seite steht. Nur selten läßt er sich in seiner rührenden Fürsorge von den Launen und Ausbrüchen seines Schützlings beirren. Obwohl der kleine König manchmal ganz schön auf ihm herumhackt, weiß Stelzevogel sich durchaus zu behaupten. In einem der Strips etwa sieht man den kleinen König, der sich gerade vor dem Spiegel in seinem roten, pelzbesetzten Königsumhang bewundert. "Wahnsinn - so 'ne Robe macht echt was her ... absolut cooles Outfit", meint er begeistert. "Na ja", antwortet Stelzevogel. "Das kann man so oder so sehen. Ich finde, du wirkst ein wenig verloren darin. So'n großes Teil macht dich kleiner, als du sowieso schon bist. Man sieht ja fast gar nichts mehr von dir. - Na ja, vielleicht wächst du da noch rein ... Mal abgesehen davon finde ich, daß der ganze Fummel irgendwie tuntig wirkt!" Nachdem der kleine König den Umhang erbost wieder fallengelassen und die Szene verlassen hat, sieht man im letzten Bild den Stelzevogel, wie er sich mit dem Umhang im Spiegel betrachtet: "Absolut cooles Outfit!"

Außer dem Stelzevogel gibt es noch einige andere wiederkehrende Figuren, wie die Hummel, die öfter mal durchs Bild brummt und sich - zumindest beim kleinen König, den sie fast immer mit einem "Tschulligung" anrempelt - unbeliebt macht, und Stelzevogels Untermieter, ein ketterauchender Bär, der schon seit geraumer Zeit mit dem dürren Vogel das Nest teilt - eine ungewöhnliche Zweisamkeit, die zum Quell zahlreicher Strips wurde. Der Bär ist ein echter Exzentriker. Er redet niemals ein Wort und raucht am laufenden Band, eine Unsitte, die Stelzevogel überhaupt nicht leiden kann, weshalb er seinem Hausgenossen immer wieder ausschweifende Vorträge über dieses Thema hält und energisch auf seine Rechte als Vermieter und Mitbewohner pocht. Genützt hat ihm dies bis jetzt noch nichts, denn der Bär läßt sich in seiner stoischen Ruhe nicht beeindrucken. Als ihm etwa der Stelzevogel mit den Worten "Also ... äh ... mit Ihrer Raucherei - das kann ich nicht mehr mit ansehen" den Mund zubindet, verbindet der Bär seinem Vermieter kurzerhand den Kopf und zündet sich seelenruhig eine neue Zigarette an - immerhin kann Stelzevogel es nun wirklich nicht mehr mit ansehen ...


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"Vater" des kleinen Königs ist der Zeichner Tom Breitenfeldt. Geboren 1958 in Flensburg, studierte er nach Abitur und Zivildienst Kunst und Musik in Oldenburg. Seit 1991 ist er freiberuflich als Zeichner und Illustrator tätig.

Für alle Freunde des kleinen Königs, die die liebevoll gezeichneten, urkomischen Geschichten nicht nur in der Zeitung lesen, sondern auch in angemessener Form sammeln wollten, brachte der Carlsen Verlag zwischen 1998 und 1999 vier Bände mit den gesammelten Erlebnissen des kleinen Königs heraus, sowie im Oktober 2002 "Das große Buch vom kleinen König der großen Tiere" als 64seitiges, farbiges Hardcoveralbum. Bestimmt findet sich noch das eine oder andere Exemplar.

24. Januar 2008

Das große Buch vom kleinen König der großen Tiere
Tom Breitenfeldt
Carlsen Verlag, Hamburg, Oktober 2002
64 Seiten, Hardcover, farbig, Querformat
ISBN 3-551-76150-7


Außerdem erschienen:
Band 1 "Es lebe der König!", ISBN 3-551-73701-0
Band 2 "Der König lebe hoch!", ISBN 3-551-73702-9
Band 3 "Ein königliches Vergnügen", ISBN 3-551-73703-7
Band 4 "Der Sonnenkönig", ISBN 3-551-73704-5