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ANTIQUARIAT/138: "Shekawati" von Pierre-Yves Gabrion und Bertrand Antigny (SB)


Pierre-Yves Gabrion, Bertrand Antigny


Shekawati

Das Kind der Götter



SF, Mythen und Magie - Abenteuer mit "Shekawati"

"Ein kleines Fischerdorf am Atzuriasee auf dem Roten Izzalyne, einem kleinen Planeten des elften Dekans" ... hier leben Shekawati und seine Familie. Für den Jungen ist heute ein bedeutender Tag: Um in die Welt der Erwachsenen aufgenommen zu werden und seinem Vater eines Tages als Häuptling nachfolgen zu können, hat er eine gefährliche Aufgabe zu meistern. Mit bloßen Händen muß er einen der riesigen Freßfische, die im Atzuriasee leben, fangen und überwältigen. Sein Vater Kothan macht sich große Sorgen, denn er weiß aus eigener Erfahrung, wie gefährlich diese Prüfung ist. Außerdem gibt es eine uralte, düstere Prophezeiung, die von einer tödlichen Bedrohung für den Häuptlingssohn und für das ganze Dorf kündet. Kothan befürchtet, daß sie am heutigen Tag in Erfüllung gehen könnte. Der weise Dorfschamane Gorack, der über geheimnisvolle Kräfte verfügt, teilt diesen alten Aberglauben, wie er es nennt, jedoch nicht, und bemüht sich nach Kräften, Kothan aufzumuntern.

Leider scheint hinter der Weissagung aber doch mehr zu stecken als nur ein dummer Aberglaube, denn während Shekawati, nur von seinem besten Freund, dem putzigen Bären (oder Hund?) Kutuma begleitet, noch mitten im Kampf mit dem Freßfisch steckt, sieht man das Unheil schon kommen. Eine gespenstische Armee finsterer Gestalten wälzt sich auf das Dorf zu. Unversehens sehen sich die friedliebenden Einwohner in einen blutigen Kampf auf Leben und Tod verstrickt. Als Shekawati zurückkehrt, stehen dort nur noch Ruinen als stumme Zeugen der Zerstörung ...

Von der gestalterischen Aufbereitung her spricht "Shekawati", jene jüngeren Leserkreise, für die es eigentlich gemacht sein sollte, nicht unbedingt an. Das in schwarzweiß gehaltene Album, das sowohl von japanischen Mangas wie auch von europäischer Fantasy-Zeichentradition (insbesondere Régis Loisels "Peter Pan" wird hier genannt) inspiriert ist, wurde in einem flotten, lockeren, jedoch mehr für Erwachsene geeigneten Stil gezeichnet; auch die dezenten Grautöne, mit denen die Bilder unterlegt sind, entsprechen nicht gerade dem gängigen Geschmack von jüngeren Kindern, zudem stellt sich der Handlungsverlauf, in seiner Geradlinigkeit zwar schon eher "kindgerecht", inhaltlich recht brutal dar.

Obwohl es sich bei "Shekawati" um den Auftakt zu einem größeren Epos zu handeln schien, blieb es bei diesem einen Band. Die Geschichte hat kein rundes, zufriedenstellendes Ende, an dem sich alles aufklärt, sondern es bleibt im Gegenteil alles offen, und viele Fragen stellen sich dem Leser. Nicht nur deshalb handelt es sich bei "Shekawati" um ein Album, das man nur für ältere Kinder (etwa ab zwölf) mit weitreichenderer Comic-Erfahrung auswählen sollte.

30. Dezember 2009


Shekawati - "Das Kind der Götter"
von Pierre-Yves Gabrion und Bertrand Antigny
Ehapa Comic Collection, März 1998
136 S., Softcover, farbig, 19 x 29 cm, damaliger Preis 19,80 DM
ISBN 3-7704-1839-5