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FESTIVAL/184: Vorschau auf Erlangen 2010 (Szene WHatcher)


Szene WHatcher - Das Flyer-Zine der trivialen Szene und Anzeiger für triviales Entertainment seit 1995
No. 281 vom 18. Mai 2010

14. Internationaler Comic-Salon Erlangen


Vom 3. bis 6. Juni 2010 findet im Fränkischen zum 14. Mal der Erlanger Comic Salon statt. Der Traditionsveranstaltung ist auf den ersten Blick nicht anzumerken, dass die Kassen der Stadt leer sind und das Budget für den Kulturbereich begrenzt ist. Wie schon in all den Jahren seit 1984 wird es auch diesmal wieder eine Comic-Messe, eine Comic-Börse, zahlreiche Ausstellungen sowie viele Panels und Vorträge geben. Die Stadt bereitet sich auf rund 25.000 Besucher vor, die hoffentlich dazu beitragen, dass sich das Stadtsäckel wieder etwas auffüllt und das wohl bedeutendste deutsche Comic-Event nicht ein Opfer von Krisen und Kulturmuffeln wird.

In den vergangenen Jahren wurde vielerorts hierzulande versucht, den Stellenwert des Comics anzuheben ohne gleichzeitig den Unterhaltungsfaktor aus den Augen zu verlieren. Kulturell wurde sicher einiges bewirkt, allerdings vermochte bislang kein Veranstaltungsort den Charme und die vertraute, freundliche Atmosphäre von Erlangen zu toppen. Die über den gesamten Stadtbereich verteilten Comic-Stationen und Ausstellungen haben Kultstatus und selbst das Hoch-und-runterlaufen auf der Nürnberger Strasse kann zum Programmpunkt werden, wenn man immer wieder auf dem Weg zwischen Heinrich-Lades-Halle und Kunstmuseum Freunde oder alte Bekannte trifft und erst mal ein Pläuschchen hält. Damit diese Strecke aber nicht allzu häufig den Tagesablauf bestimmt, sollte man seine Wege etwas planen - wir zeigen eine kleine Auswahl an Programmpunkten auf, die gesamte Programmpalette gibt's auf www.comic-salon.de und in der Sondernummer der Comixene, die in diesem Monat erscheint.

Der erste Anlaufpunkt wird für viele Besucher auch diesmal wieder die Comic-Messe im Kongresszentrum am Rathausplatz sein, wo sich bislang rund 150 deutsche und internationale Aussteller sowie über 300 signierfreudige Autoren und Zeichner aus aller Welt angekündigt haben, darunter Atak, François Boucq, Jean-Claude Cassini, Derib, Martin tom Dieck, Anke Feuchtenberger, Manuele Fior, Isabel Kreitz, Milo Manara, Mawil, Thomas Ott, Peter Puck und Hansrudi Wäscher. Eine gute Gelegenheit deutschen und internationalen Autoren- und Zeichner-Stars bei der Arbeit zuzusehen oder vielleicht sogar den einen oder anderen Sketch zu ergattern, vorausgesetzt man hat viel Zeit und Musse um unter Umständen stundenlang in einer Warteschlange zu stehen - aber selbst das ist schon wieder Kult und die meisten "Ansteher" kennen sich bereits seit vielen Jahren und verbringen die Wartezeit in gemütlicher Atmosphäre.

Im Grossen Saal des Kongresszentrums dokumentiert eine Ausstellung die Anfangsjahre des Comics unter dem Titel "Das Jahrhundert der Comics - Die Zeitungs-Strip-Jahre". Ein Thema, das zugegebenermassen nicht mehr ganz neu ist, das aber immer wieder fasziniert und den eingefleischten Fan ob dieser grossen Zeit mit ihren vergebenen Chancen nachdenklich stimmt aber auch die Augen glänzen lässt, wenn die grandiosen historischen Originalexponate und Originalzeichnungen von Comic-Pionieren wie Lyonel Feininger, Winsor McCay, Rudolph Dirks, George Herriman, George McManus, Hal Foster, Burne Hogarth, Milton Caniff oder Walt Kelly zu sehen sind. Ein Muss für's Auge und um den ganz Grossen zu huldigen.

Das Kunstmuseum Erlangen zeigt zum Comic-Salon künstlerische Comics und Cartoons von Maximilian Baumer, Kevin Coyne, Cornelia Effner, Thomas Hart, Wolfgang Herzer, Sam Mondon und Heike Pillemann. Der geniale Kevin Coyne, der leider völlig überraschend 2004 verstarb, ist als Rock-Musiker unvergessen, aber auch seine Zeichnungen und schriftstellerischen Arbeiten, u. a. für die Süddeutsche Zeitung, werden jedem Betrachter und Leser in Erinnerung bleiben.

Ebenfalls im Kunstmuseum Erlangen ist eine Hängung namens "Mecki - 60 Jahre Comic-Abenteuer" zu sehen, mit über 200 Originalzeichnungen aus dem Wilhelm-Busch-Museum in Hannover, darunter die bislang unveröffentliche letzte Seite von Reinhold Escher - an der sich bestimmt nicht nur die Fans des "Stachelkopfs" die Nase platt drücken werden.

Am Salonfreitag um 21 h wird der von Bulls Press gestiftete Max und Moritz-Preis auf der gleichnamigen Gala für Comic-Produkte aus mehreren Kategorien verliehen. Die Jury setzt sich heuer aus Denis Scheck (Kritiker, Deutschlandfunk, ARD), Christian Gasser (Schriftsteller, Journalist, Radiomacher), Herbert Heinzelmann (Journalist, Medienwissenschaftler), Brigitte Helbling (Journalistin, Mitglied der ArGL Uni Hamburg), Andreas C. Knigge (Journalist, Publizist), Jan Taussig (Bulls Press) und Bodo Birk (Internationaler Comic-Salon Erlangen) zusammen.

Ausserdem erwarten die Besucher wiederum zahlreiche Vorträge und Panels mit Zeichnern, Autoren, Journalisten und Verlegern u. a. mit den Themen: "Die Chancen und Risiken für den Comic im Internet", "Neue Vertriebsformen des Comics durch die Digitalisierung", "Der Siegeszug der Graphic Novels" und "Die Wiederentdeckung des Zeitungs-Strips".

Und, jeder hat sich's schon gedacht: Es gibt auch auf diesem Salon ein Panini-Sammelalbum, das ein weitgefächertes Durchstreifen der Stadt voraussetzt, bevor man stolz eine komplette Stickersammlung sein Eigen nennen kann.

Weitere Infos auf www.comic-salon.de, Live-Berichterstattung über den Salon gibt es auf www.splashcomics.de und www.comic.de.

Öffnungszeiten:
Donnerstag, 3. Juni: 12:00 bis 19:00 Uhr
Freitag und Samstag, 4. und 5. Juni: 10:00 bis 19:00 Uhr
Sonntag, 6. Juni: 10:00 bis 18:00 Uhr


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Quelle:
Szene WHatcher - Flyer-Zine der trivialen Szene und Anzeiger für
triviales Entertainment seit 1995, No. 281 vom 18. Mai 2010
Herausgeberin: Gaby Heinkow
Luisenstrasse 32, 12209 Berlin-Lichterfelde
Telefon: 030-768 051 22
E-Mail: heinkow@gmx.de
Internet: http://www.szene-wHatcher.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Mai 2010