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HINTERGRUND/015: 27.12.1908 - Die Nr. 1 des "Corriere dei Piccoli" erscheint (SB)


"Corriere dei Piccoli" - Comic-Magazin mit Tradition


Vor fast 100 Jahren, am 27. Dezember 1908, erschien in Italien die erste Nummer des "Corriere dei Piccoli" als illustrierte Wochenbeilage der Tageszeitung "Corriere della Sera". Im Laufe seiner wechselvollen Geschichte wurde das Magazin, das geschaffen wurde, um dem jüngeren Publikum eine eigene "Zeitung" anbieten zu können, etliche Male umgestaltet und erneuert. Für die damalige Zeit in Italien eine geradezu revolutionäre Idee, erfreute sich die Beilage, für die eigens der Farbdruck eingeführt wurde, von Anfang an ausgesprochen großer Beliebtheit und erreichte bald eine Auflage von seinerzeit sehr beachtlichen 40.000 Exemplaren.

"Corriere dei Piccoli" war kein reines Comic-Heft. Ebenso großen Wert legte man auf die sorgfältig aufbereiteten Textseiten, die - zumindest in der Anfangszeit - bei weitem überwogen. Die Nummer 1 enthielt beispielsweise von 18 Seiten lediglich vier Seiten mit Bildergeschichten, denen noch ein Charakteristikum der Comics fehlte - die Sprechblasen -, weil sie den Herausgebern damals nicht seriös genug erschienen. Statt dessen brachte man in separaten Kästchen unter den Bildern kurze Texte in Reimform an.

Obwohl in den USA Comic Strips schon seit einigen Jahren mit großem Erfolg in den Tageszeitungen erschienen, konnten sich die Herausgeber damals nicht vorstellen, daß sich in Italien auch Erwachsene für die bunten Bilderabenteuer interessieren würden. Daher wurde in der ersten Zeit das Material, das zum überwiegenden Teil aus den Staaten stammte, "kindgerecht" umgearbeitet, das heißt vereinfacht und simplifiziert. Auf diesem Wege hielten Buster Brown, Happy Hooligan, die Katzenjammer Kids, Little Nemo und viele andere bekannte Figuren Einzug in Italien - und das mit ziemlicher Sicherheit nicht nur bei den Kindern, wie auch der anhaltende Erfolg des "Corriere dei Piccoli" bewies.

Später kamen auch zum Teil sehr originelle italienische Figuren wie der Neger Bilbolul, bei dem alles wörtlich genommen wird, mit seinen schon fast surrealistischen Zügen (wenn er sich für jemanden "in Stücke" reißen läßt, muß man ihn hinterher wieder zusammensetzen), oder Quadratino hinzu (Quadratino ist ein Junge mit quadratischen Kopf, dessen Kopfform sich im Verlauf seiner Streiche ständig ändert: in ein Dreieck, ein Sechseck, einen Kreis. Mutter Geometria und Tante Algebra sorgen indes dafür, daß der Junge immer wieder seine "normale", quadratische Kopfform zurückerhält).

Zu der bemerkenswert langen Lebensdauer des Magazins (es wurde 1992 eingestellt) hat mit Sicherheit beigetragen, daß es nicht in althergebrachten Formen erstarrte, sondern, wie schon erwähnt, immer wieder umgestaltet und mit neuen Figuren (nun auch für erwachsene Leser) bereichert wurde.

26. September 2008