Schattenblick →INFOPOOL →BILDUNG UND KULTUR → COMIC

LITERATUR/064: Deutsche Comicforschung 2008 mit hochwertigen Informationen (SWH)


Szene WHatcher - Das Flyer-Zine der trivialen Szene und Anzeiger für triviales Entertainment seit 1995, No. 265 vom 12. April 2008

Hintergrundforschung vom Feinsten


Wer das Wort Forschung hört, der denkt sofort an Zahlenwirrwarr, esoterische Terminologien oder unverständliche Formulierungen. Wer das Wort Comicforschung liest, der denkt bestimmt weniger an Zahlen als vielmehr an Bilder und bunte Seiten, und was der Comic mit Forschung zu tun haben könnte. Den oberflächlichen Durchschnittsleser, der das gelesene Comic-Heft am Ende der Bahnfahrt der Stadtreinigung überlässt, wird kaum interessieren, wie ein Comic oder Cartoon entsteht und wer die Personen hinter ihrer Lektüre sind. Fragen wie Wer?, Wann?, Wo?, Wie lange? oder Warum? stellen sich also eher einem Publikum, dessen Interesse das tägliche Normalmass übersteigt - nicht jedoch um jeden Preis, denn Comicforschung soll ohne Formelwerk und das Gelaber profilierungssüchtiger Möchtegernspezialisten auskommen.

Die deutsche Comic-Szene ist in der glücklichen Lage, seit 2005 auf die Resultate der Gesellschaft für Comicforschung in gedruckter Form zugreifen zu können. Dass Forschungsergebnisse nicht schwer verständlich, sondern unterhaltsam sein können, ist für die Gesellschaftsmitglieder Programm. In bislang vier ansprechend gestalteten Bänden wird die Geschichte des deutschen Comics, von dessen Existenz ein Grossteil der Comic-Konsumenten vermutlich gar nichts weiss, für jedermann lesbar und spannend von namhaften Autoren aufgerollt. Der heuer im comicplus+ Verlag erschienene Band Deutsche Comicforschung 2008 macht diesbezüglich keine Ausnahme, er trägt vielmehr zur Auflösung etlicher Rätsel bei und liefert eine Menge Hintergrundinformationen. Um jene Informationen als gesicherte Daten letztendlich veröffentlichen zu können, bedarf es extrem zeitaufwändiger Recherchen, unzähliger Kontakte und eines robusten Durchhaltevermögens - und ein paar gute Nerven können auch nicht schaden.

Inhaltlich bietet der diesjährige, mit rund 300 farbigen Abbildungen versehene Band Artikel über Das Evangeliar Heinrichs des Löwen (von Eckart Sackmann), Carl Maria Seyppelder "Malerhumorist" (von Dietrich Grünwald), Aus der Bildermappe des Meldereiters (von Achim Schnurrer), Bunte Kriegsbilderbogen (von Eckart Sackmann), "Meschuggenes" von Walter Trier (von Antje Neuner-Warthorst), Der kleine Genossenschafter (von Eckart Sackmann), Barlog (von Helmut Kronthaler), Max Otto (von Eckart Sackmann/ Gerd Lettkemann), nicki - die deutsche Antwort auf Hergé (von Gert Lettkemann/Stefan Neuhaus), Comics in der "Kinder-Wochenpost" (von Guido Weißhahn) und Helmut Nickels "Winnetou" - ein illustrierter Klassiker (von Horst-Joachim Kalbe).

Highly recommended!

Deutsche Comicforschung 2008 (Band4), erschienen im comicplus+ Verlag, Herausgeber: Eckart Sackmann, 144 Seiten, HC, 39,00 Euro, Infos auf www.comicforschung.de


*


Quelle:
Szene WHatcher - Flyer-Zine der trivialen Szene und Anzeiger für
triviales Entertainment seit 1995, No. 265 vom 12. April 2008
Herausgeber: Joachim Heinkow
Luisenstrasse 32, 12209 Berlin-Lichterfelde
Tel.: 030-768 051 22, 0171-681 74 11
E-Mail: heinkow@gmx.de
Internet: http://www.szene-wHatcher.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2008