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STECKBRIEF/014: Lucky Luke - Der erste Cowboy mit WHO-Auszeichnung


Schneller als sein Schatten ...


Zur Jahreswende wird Lucky Luke 60 Jahre alt. Doch er gehört noch lange nicht zum alten Eisen, auch wenn er seit 1988 nur noch an einem Grashalm kaut und die legendäre Dauerkippe aus seinem Mundwinkel verschwunden ist. Für diese "Heldentat" bekam er sogar eine Auszeichnung von der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Nachdem Lucky Lukes Fortbestand nach dem Tod seines Zeichners Morris im Jahr 2001 eine Weile lang auf der Kippe stand, haben sich unterdessen mit dem französischen Grafiker Achde und dem Kanadier Laurent Gerra mutige Nachfolger gefunden, die versuchen, an die Tradition anknüpfen. Zudem sorgen Neuauflagen und Neuausgaben der über 70 Alben dafür, daß der sympathische Westernheld auch bei der jüngeren Generation nicht in Vergessenheit gerät.

Seit der ersten Lucky-Luke-Geschichte, mit der Morris 1946 in "L'almanach Spirou 1947", dem Jahrbuch der bekannten belgischen Comic-Zeitschrift Spirou, debütierte, wurden Lucky Lukes Abenteuer in 30 Sprachen übersetzt und verkauften sich weltweit über 300 Millionen mal. Allein in Deutschland, wo die Serie seit 1958 erscheint, wurden rund 34 Millionen Alben mit dem Cowboy, "der schneller zieht als sein Schatten" verkauft.

Maurice de Bévère wurde am 1.12.1923 in Courtrai in Belgien geboren. Sein zeichnerisches Interesse entwickelte sich bereits sehr früh - in den Schulstunden zeichnete er Karikaturen von seinen Lehrern. Ab 1943 arbeitete er als Trickfilmzeichner, später wurde er Mitarbeiter bei der satirischen Zeitschrift "Le Moustique".

1946 entstand "Lucky Luke", der sympathische Westernheld und Mustercowboy. Anfangs war Maurice de Bévère, der sich nun "Morris" nannte, mit seiner Arbeit jedoch nicht zufrieden; Perfektionist der er war, fand er, daß seine Kenntnisse über den Wilden Westen nicht ausreichten, um die Abenteuer von Lucky Luke so authentisch zu gestalten, wie es seinen Ansprüchen entsprach; deshalb unternahm er eine Reise in die USA, wo er eine umfangreiche Dokumentation über die Pionierzeit erstellte. Erst sechs Jahre später kehrte Morris nach Europa zurück.

In der Reihe "Far-West" in Spirou erschienen von Morris in diesen Jahren gezeichnete und fotografierte Landschaften, Städte und Dörfer, Saloons, Kostüme, Waffen und Kutschen. In seiner Amerika- Zeit war Morris auch Mitarbeiter des satirischen Comic-Magazins "MAD". Außerdem lernte er in New York René Goscinny kennen, für dessen brillante Texte er sich sofort begeisterte.

1955 trafen sich die beiden in Europa wieder. Morris schlug Goscinny vor, seine Figur "Lucky Luke" gemeinsam zu produzieren. Nun bekam der Cowboy die Form, die seine Fans so sehr schätzen: Umwerfend komische, bis ins kleinste Detail liebevoll genau ausgearbeitete Zeichnungen, die Morris' umfassende Kenntnisse über den Westen verrieten, kombiniert mit humorvollen, spritzigen Stories, die mit den für Goscinny so typischen "Kleinigkeiten" angereichert sind. Neben ihrem Hauptdarsteller und einem Standardrepertoire von Nebenfiguren lebt die intelligente Western- Parodie von den Gastauftritten karikierter Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, insbesondere aber von den der Westerngeschichte entliehenen Figuren wie die Daltons, Billy the Kid, Jesse James, Roy Bean, Calamity Jane oder Sarah Bernhardt. Nach René Goscinnys Tod 1977 übernahmen verschiedene jüngere Autoren das Texten.

Nachdem Morris schon vor seiner Zusammenarbeit mit Goscinny die großen Klassiker des Leinwand-Westerns parodierte, entwickelte sich die Serie unter Goscinnys Einfluß noch mehr zu einer Satire auf den US-amerikanischen und den Italo-Western. Viele der Haupt- und Nebenfiguren in "Lucky Luke" sind eigentlich Karikaturen von berühmten Schauspielern wie Jack Palance oder David Niven. Wahrscheinlich ist Morris außerdem einer der ersten Zeichner humoristischer Comics, die in ihren Erzählungen "Filmtechniken" einsetzten.

Ein weiteres unverkennbares Markenzeichen der Serie ist zudem die klassische Schlußszene: "I'm a poor and lonesome cowboy and a long way from home" singend, reitet der Held auf seinem treuen Pferd Jolly Jumper der untergehenden Sonne entgegen.