Schattenblick →INFOPOOL →BILDUNG UND KULTUR → COMIC

STECKBRIEF/030: Silver Surfer - Der galaktische Herold (SB)


Der Silver Surfer

Meilenstein auf dem Weg zur Entwicklung anspruchsvollerer Comics


Einst war er der Herold des Weltenverschlingers Galactus, der seinen Heimatplaneten Zenn-La heimsuchte. Um seine Welt zu retten, opferte sich Norrin Radd und stellte sich Galactus zur Verfügung. Von seinem Herrn mit ungeheuren kosmischen Kräften ausgestattet, durchstreifte er fortan als Silver Surfer das All, stets auf der Suche nach unbewohnten Welten, die Galactus in seinem unerschöpflichen Hunger nach Energie zerstören könnte.

Auf seiner ewigen Suche traf er auch auf die Erde, für deren Bewohner sich der Silver Surfer, obwohl er sie nicht verstand, zu interessieren begann, so sehr, daß er sich sogar gegen seinen Herrn auflehnte. Zur Strafe verbannte dieser ihn auf den blauen Planeten und wandte sich einer anderen Hemisphäre des Universums zu. Obwohl die Grausamkeit der Menschen, die als einzige Wesen im All im Namen der Gerechtigkeit töten, ihn immer wieder aufs Neue erschütterte, wurde der Held im silbernen Schutzanzug zu einem Beschützer der Erde. Immer wieder sucht er jedoch Zuflucht in der Einsamkeit der Atmosphäre.

Der Silver Surver war von Anfang an kein Superheld im altbekannten Sinn. Nie wendet er körperliche Gewalt an, Auseinandersetzungen die sich nicht vermeiden lassen, bestreitet er mit seiner abstrakten kosmischen Energie, die nichts Gewalttätiges an sich hat. Nach Stan Lees eigenen Worten hat der "Silver Surfer etwas biblisch Reines an sich, etwas völlig Selbstloses und großartig Unschuldiges." Von daher ist der Silver Surfer mehr ein messianischer Prophet denn ein Superheld, dessen Lebensinhalt spektakuläre Abenteuer sind. Stets auf der Suche nach dem Ursprung allen Seins möchte er jedem intelligenten Lebewesen die Botschaft von Frieden, Freiheit und Nächstenliebe verkünden.

Mit diesen Inhalten war die Serie auf dem amerikanischen Markt derart neu und revolutionierend, daß sie nicht genügend Abnehmer fand und bald wieder eingestellt werden mußte. Doch sie setzte ein Signal: Der Silver Surver gilt als einer der ersten Meilensteine auf dem Weg zur Entwicklung anspruchsvollerer Comics.


*


Der Silver Surfer wurde für Marvel Comics von Stan Lee und Jack Kirby erfunden und trat erstmals im März 1966 in der Nummer 48 der "Fantastic Four" in Erscheinung. Bald hatte er eine von John Buscema gezeichnete eigene Heftreihe, die es zwar nur auf 18 Ausgaben brachte, mit ihren Ausführungen des Helden über Frieden und Ökologie jedoch viele studentische Leser faszinierte. 1978 brachten Kirby und Lee eine 100 Seiten lange, ambitionierte Erzählung über den galaktischen Helden heraus, die in einem normalen Literaturverlag erschien, und, hätte es damals diese Bezeichnung schon gegeben, als graphic novel gegolten hätte. Nachdem die Figur lange Zeit nur unregelmäßig in anderen Marvel-Magazinen publiziert wurde, erlebte der Silver Surver 1988 in einer von Stan Lee geschriebenen und von Moebius gezeichneten Mini-Serie eine kleine Wiederauferstehung und wurde noch einmal zum Helden einer eigenen Reihe. Spätere Versuche, dem Surfer noch einmal zu Anerkennung zu verhalfen, scheiterten. Weder neuere Heftserien noch eine von Chaim Saban produzierte Zeichentrick kamen an. Letztere wurde nach nur 13 Folgen eingestellt. Und im zweiten "Fantastic Four"-Film kommt der galaktische Herold zwar als einziger einem echten Charakter nahe, kann mit diesem Trash-Film aber auch nicht das Unterhaltungskino retten.

22. August 2008