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MELDUNG/124: Forschungsergebnisse zur kulturellen Bildung (idw)


Rheinische Fachhochschule Köln - 25.11.2016

RFH Forschungsergebnisse zur kulturellen Bildung


Dr. Tibor Kliment, Professor im Fachbereich Medien der Rheinischen Fachhochschule Köln, präsentierte auf einer Tagung der Bundesakademie für Kulturelle Bildung die Ergebnisse eines mit Studierenden durchgeführten Forschungsprojektes. Im Mittelpunkt der Untersuchung stand die Evaluation der Wirkung eines kulturellen Vermittlungsprojektes im Wallraf Richartz Museum auf Schüler und Schülerinnen. Besonders die jüngeren und bildungsschwächeren unter ihnen, erlebten ein erhebliches Plus an kultureller Teilhabe und Bildung.

Das Wallraf Richartz Museum in Köln bot im Jahr 2011 bis 2014 Schülerinnen und Schülern weiterführender Schulen der Stufen 5 - 8 die Möglichkeit, im Rahmen einer Exkursion das Museum kennen zu lernen, ausgewählte Exponate im Rahmen von Führungen genauer zu erforschen und in einer anschließenden Praxisstunde selber kreativ tätig zu werden. Seit dem Start erfreute sich dieses niedrigschwellige Angebot einer regen Inanspruchnahme, wobei insbesondere der hohe Anteil der Haupt- und Förderschulen hervorzuheben ist. Mit geschätzten 750 Schulklassen und ca. 18.000 Schülern waren die Teilnehmerzahlen beeindruckend. Dennoch war das Projekt im Hinblick auf seine Wirkung auf die Schüler niemals evaluiert worden. Diese Lücke sollte mit dem Studierenden-Projekt von Prof. Dr. Tibor Kliment geschlossen werden.

"Kulturelle Bildung ist bundesweit seit mehr als 10 Jahren in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Sie soll dazu beitragen, das Bildungssystem gerechter und ganzheitlicher zu machen, sie soll soziale und kognitive Kompetenzen erweitern und für die kulturelle Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen sorgen. Sie soll integrative Wirkungen entfalten, für ein Kulturpublikum von morgen sorgen und eine kulturelle Schulentwicklung befördern. Was aber lässt sich von diesen Wirkungsbehauptungen und Wirkungserwartungen auch tatsächlich empirisch belegen? Und welches Verständnis von 'Kultur' und 'Bildung' verbirgt sich hinter den jeweils formulierten Erwartungen?", hinterfragte Prof. Dr. Tibor Kliment.

Die konkret zu beantwortenden Fragestellungen der Evaluation durch die RFH

  1. Was waren die Wirkungen des Programms auf die teilnehmenden Schüler im Hinblick auf Einstellungen, Wissen und Verhalten gegenüber dem Programm, Kunst, Museen, dem eigenen Lernen und speziell Wallraf Richartz Museum?
  2. Inwieweit ließen sich langfristig nachhaltige Effekte des Programms nachweisen?
  3. Was waren die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Bewertung des Programms, das Kunstinteresse und den Wunsch zum Museumsbesuch?

Dazu wurden 24 Klassen bzw. 279 Schüler in einem quasi-experimentellen Design unmittelbar vor und nach dem Programm befragt und diese Daten mit weiteren 230 Interviews von Schülern der Klassen 8 und 9, die vor ein oder zwei Jahren an dem Programm teilgenommen hatten, kombiniert. Parallel wurden 12 qualitative Leitfadeninterviews mit den begleitenden Lehrern durchgeführt. Einbezogen wurden teilnehmende Hauptschüler und Gymnasiasten der Stufen 5-7.

Antworten

1. Hohe Akzeptanz. Besonders Schülerinnen und Schüler aus den unteren Klassenstufen sowie jene mit einem schwächeren Bildungshintergrund haben besonders positiv auf das Angebot reagiert. Schüler/-innen betonten in den offenen Fragen immer wieder, dass das konkrete, praktisch-kreative Tun in den Projekten sie am meisten beeindruckte. Auch das künstlerische Wissen der teilnehmenden Schüler steigerte sich. Allgemeine einstellungsbezogene Wirkungen in Bezug auf Kunst, Museen im Allgemeinen oder dem Museumsbesuch als solchem waren dagegen nicht nachweisbar.

2. Die Wirkung des Projekts nahm im Zeitverlauf etwas ab. Dies passiert vor allem innerhalb des ersten Jahres wo sich die Einschätzungen von Gymnasiasten und Hauptschülern bzw. der verschiedenen Klassenstufen auf niedrigerem Niveau einander anglichen.

3. Vorfreude auf den Besuch, Spaß an dem Erlebnis im Museum sowie positive Einstellungseffekte waren bei Ihnen am deutlichsten herauszulesen. In den Bereichen Spaß haben, etwas Neues lernen, Anregungen zu eigener Kreativität etc. waren deutliche Erfolge des Programms beobachtbar, zumal bei den jüngeren und bildungsschwächeren Schülern/-innen. In den offenen Fragen betonten sie immer wieder, dass das konkrete, praktisch-kreative Tun in den Projekten sie am meisten beeindruckte.

Fazit

Als Fazit ließ sich festhalten, dass Wirkungen - trotz der Kürze des Projekts für die einzelnen Schüler - nachzuweisen waren, die mit zunehmendem Zeitabstand auch durchaus nachhaltig waren, allerdings sich in einem recht engen kontextbezogenen Rahmen abspielten. Für allgemeine und generalisierende Wirkungen im Verständnis zur Kunst, die über den konkreten Fokus des in der Vermittlung Erlebten hinausgehen, bedarf es umfangreicherer und insbesondere länger laufender Programme. Nichtsdestoweniger, und dies belegten zusätzlich auch die qualitativen Interviews mit den Lehrerinnen und Lehrern, bedeutete das Projekt für die Schüler/-innen und speziell die jüngeren und bildungsschwächeren unter ihnen, ein erhebliches Plus an kultureller Teilhabe und Bildung,

Nähere Informationen zur Studie:
http://www.rfh-koeln.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution936

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Rheinische Fachhochschule Köln, Beate Czikowsky, 25.11.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. November 2016

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