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SPRACHE/462: Moderne Amtssprache - Profis helfen formulieren (idw)


Ruhr-Universität Bochum - 16.04.2007

Moderne Amtssprache: Profis helfen formulieren

Online-Datenbank hilft sprachliche Klippen umschiffen
IDEMA bietet Testzugang für Verwaltungen


Wie sag ich's meinem Adressaten - und zwar so, dass er es versteht und ich mich rechtlich nicht aufs Glatteis begebe? Diese Frage treibt viele Mitarbeiter in Verwaltungen um, weiß Michaela Blaha. Sie arbeitet im Projekt IDEMA (Internet-Dienst für eine moderne Amtssprache) im Fachbereich Angewandte Linguistik (Prof. Dr. Hans-Rüdiger Fluck) und hat in den letzten zwei Jahren rund 1500 Anfragen von verschiedenen Ämtern bekommen, wie sie ihre Korrespondenz vereinfachen und bürgerfreundlicher gestalten können. Die Ergebnisse der Projektarbeit werden in einer Online-Datenbank gesammelt, in der am Projekt teilnehmende Verwaltungen nach einzelnen Begriffen und möglichen Alternativen suchen sowie Schriftstücke vor und nach ihrer Bearbeitung durch das Projektteam ansehen können. Ab sofort bietet IDEMA interessierten Verwaltungen einen kostenlosen Testzugang an. Informationen unter idema@rub.de.

Aufwand, der sich lohnt

"Bitte überweisen Sie o.g. Betrag an eine der u.g. Kontoverbindungen" - eine Formulierung, über die wahrscheinlich schon so mancher Empfänger die Stirn gerunzelt und sich dann auf die Suche nach u.g. und o.g. gemacht hat. Und nicht nur Abkürzungen erschweren die Verständlichkeit: Da sind Telefone Fernsprecher geblieben, Kopien heißen Ablichtungen. Umständlich, verquast, veraltet muten viele Formulierungen an, die seit Jahrzehnten unverändert gebraucht werden. Dabei könnte es viel einfacher sein: Wenn aus der Kindesmutter einfach die Mutter, dem o.g. Kind schlicht Ihr Kind Lukas wird, sieht es schon nur noch halb so schlimm aus. Alle Formulierungsvorschläge, die die Forscher gemeinsam mit den Fachleuten der Verwaltungen erarbeiten, werden von Juristen geprüft und auf ihre Rechtssicherheit abgeklopft, bevor sie im Alltag eingesetzt und in die IDEMA-Datenbank eingetragen werden. Ein aufwendiger Prozess, der sich aber lohnt. "Die meisten Schreiben werden ganz oder in Teilen immer wieder verwendet", erklärt Michaela Blaha, "die einmalige Verbesserung nutzt deswegen lange und vielen." Neben den Bürgern, die sich über die verständlichere und höflichere Sprache freuen, kommt die Arbeit auch anderen Verwaltungen zugute. 17 Städte und Gemeinden aus sieben Bundesländern nehmen inzwischen an IDEMA teil und pflegen auch untereinander Kontakt.

Homepage bietet alles zum Thema Verständlichkeit

Wer sich zur Teilnahme angemeldet hat, kann sich unter http://www.rub.de/idema einloggen und in der Datenbank recherchieren. Findet sich ein Begriff noch nicht, kann ihn der Nutzer per E-Mail einreichen, damit er von den Sprachprofis bearbeitet wird. Ist er schon bearbeitet, lässt er sich auch im Zusammenhang des Schriftstücks lesen, aus dem er stammt. Ein Vorher-Nachher-Vergleich bearbeiteter Amtsschreiben verschafft einen Eindruck der Arbeit von IDEMA. "Die Datenbank ist ein lernendes Online-Wörterbuch", so Blaha. Für schwierige, besonders eilige Fälle bietet das Team außerdem eine Hotline an. Darüber hinaus enthält die Webseite ein umfangreiches Literaturverzeichnis zum Thema Sprache - Verständlichkeit, Höflichkeit, Geschlechtergerechtigkeit und vieles mehr -, Leitfäden zum verständlichen Schreiben, eine Übersicht über die mit dem Thema befasste politische Debatte, Veranstaltungen und Forschungsprojekte und eine Presseschau mit aktuellen Medienbeiträgen zum Thema Verwaltungssprache. Die Teilnahme am Projekt kostet je nach Größe der Verwaltung einen einmaligen Teilnahmebeitrag ab 1000 Euro. Das Projekt läuft noch bis zum 31. Mai 2008. Interessierte Verwaltungen können IDEMA kostenlos testen.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Hans-Rüdiger Fluck, Michaela Blaha
Germanistisches Institut der Ruhr-Universität Bochum
44780 Bochum
Tel. 0234/32-27016
E-Mail: idema@rub.de
IDEMA-Homepage: http://www.rub.de/idema

Weitere Informationen unter:
http://www.rub.de/idema

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution2


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Ruhr-Universität Bochum, Dr. Josef König, 16.04.2007
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. April 2007