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SPRACHE/700: Doktorarbeit zum Wettstreit der Sprachen in Rwanda und Uganda (Uni Göteborg)


Göteborgs Universitet / Universität Göteborg - 21.06.2010

Wettstreit der Sprachen in Rwanda und Uganda


Trotz der Tatsache, daß die afrikanischen Sprachen in Ruanda und Uganda in den meisten offiziellen Bereichen der Gesellschaft an den Rand gedrängt sind, werden sie weit umfassender benutzt als man im allgemeinen annimmt. Zu dieser Schlußfolgerung gelangt eine neue Doktorarbeit an der Universität Göteborg in Schweden.

Charakteristisch für das südlich der Sahara gelegene Afrika ist die große Zahl eingeborener Sprachen, die nicht als offizielle Sprache angenommen wurden. Menschen aus dem Westen fällt das Verständnis für die enorme sprachliche Vielfalt häufig schwer.

Durch den Vergleich von Status und Gebräuchlichkeit der Sprachen, die in Ruanda und Uganda gesprochen werden, mit Hilfe eines quantitativen Modells, hat Tove Rosendal deutlich gemacht, daß afrikanische Sprachen in der Tat in den Medien (insbesondere Zeitungen und Radio) und in den Bereichen Religion und Handel eine starke Position einnehmen - in Ruanda sogar in der öffentlichen Verwaltung.

"Das unterstreicht den kommunikativen Wert der afrikanischen Sprachen", erklärt Rosendal.

Dennoch sind die importierten europäischen Sprachen - Englisch in Uganda und Französisch und Englisch in Ruanda - gleichfalls stark vertreten, was darauf hindeutet, daß auch andere Faktoren bei der Wahl der Sprache in den beiden Ländern eine Rolle spielen, als praktische Erwägungen. Die europäischen Sprachen haben aufgrund ihrer Anerkennung als offizielle Sprache und ihrer Zuweisung als Unterrichtssprache einen hohen Status. Hinzu kommt, daß diese Sprachen häufig als modern und kultiviert gelten. Rosendals Doktorarbeit geht von der Grundannahme aus, daß Sprachen im Wettstreit miteinander stehen. Der gesellschaftliche Status einer Sprache wird aus dem Grunde nicht nur von Gesetzen und offiziellen Beschlüssen bestimmt, sondern auch durch die Art ihrer gesellschaftlichen Nutzung. Ruanda und Uganda haben sich kürzlich für unterschiedliche Ansätze in der Sprachenpolitik entschieden.

"Leider zeigen die jüngsten Entwicklungen in Ruanda, daß Englisch an Status gewonnen hat, während im ugandischen Bildungsbereich die ugandischen Sprachen gefördert wurden", erklärte Rosendal.

Die Doktorarbeit wurde am 12. Juni 2010 erfolgreich verteidigt. Opponentin: Professorin Mechthild Reh, Universität Hamburg.

Titel der Doktorarbeit: Linguistic Landshapes. A comparison of official and non-official language management in Rwanda and Uganda, focusing on the position of African languages. (Linguistische Landesverfaßtheiten. Ein Vergleich des offiziellen und des nicht-offiziellen Umgangs mit der Sprache in Ruanda und Uganda mit Hauptaugenmerk auf der Position afrikanischer Sprachen.)

Autorin: Tove Rosendal,
Institut für Sprache und Literatur
Göteborgs Universitet / Universität Göteborg
Link zur Doktorarbeit: http://hdl.handle.net/2077/22227

Englischsprachige Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/news375298

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1327


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Göteborgs Universitet / Universität Göteborg, Helena Aaberg, 21.06.2010
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mit freundlicher Genehmigung der Universität Göteborg
in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juni 2010