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ENGLISCH/636: Lehrmittel (13) Spotlight - Spot on, das Junior-Magazin (SB)


Dr. Wolfgang Stock (Herausgeber und Verlagsleiter)


Spot on - Das Junior-Magazin von Spotlight

Easy English



Es ist angesichts der ellenlangen Listen an mehr oder weniger nützlichem Lehrmaterial, die unsere Kinder von den Schulen als Lernhilfen diktiert bekommen, kaum noch möglich, zwischen heilloser Freizeit-Überfrachtung und sinnvoller Ergänzung des schulischen Unterrichts zu unterscheiden. Im Fremdsprachenunterricht, für den der Lehrkörper seit Pisa geradezu zwanghaft nach neuen Orientierungsmöglichkeiten sucht, um die im internationalen Vergleich desolaten reading-, writing and listening-skills (zu deutsch: Lese-, Schreib- und Zuhörfertigkeiten) deutscher Schüler an die gängigen Standards anzupassen, scheint guter Rat teuer zu sein. Und buchstäblich fühlen sich viele Lehrmittelhersteller und -verlage berufen, hier mit entsprechenden, kommerziell erwerblichen Nachhilfeangeboten einen Beitrag zu leisten, um nebenbei von dem öffentlich deklarierten Notstand zu profitieren.

Dabei wäre es eigentlich doch ganz einfach: Die Kompetenz im Lesen läßt sich nun einmal nur ausschließlich durch seine Praxis (auf gut englisch: "learning by doing") erwerben. Es müßte also eigentlich nur für ausreichend ansprechenden Lesestoff gesorgt werden, um das Defizit auszugleichen, sollte man meinen. Doch das ist gar nicht mehr so leicht.

Selten nur gelingt es, für die entsprechende Lernstufe (d.h. bei Kindern und Jugendlichen der Sekundarstufe kommen hier meist nur "beginner" und "intermediate learner" in Frage) auch Produkte auf den Markt zu bringen, bei denen sich der junge Englischlernende ernstgenommen und nicht von vornherein verschaukelt und damit abgestoßen fühlt. Das liegt nicht nur an den wechselnden Moden und der sich in beispielloser Geschwindigkeit verändernden Jugendsprache, sondern auch daran, daß Zeitschriften von einer Generation hergestellt wird, die sich meist selbst noch für jung hält und somit gnadenlos nur die eigenen Vorstellungen widerspiegelt.

Ein abschreckendes Beispiel gibt das bekannte Fachjournal National Geographic in seiner bilingualen Kinderversion heraus, die vom unübersehbaren pädagogischen Anspruch her eine Stoßrichtung vorgibt, wie sie Erwachsene für ihren Nachwuchs wünschen, ohne ein Verständnis für die eigentlichen Bedürfnisse und Interessen aufzubringen.

Geographische Themen werden deshalb vermeintlich kindgerecht nur oberflächlich angerissen und dann mit ulkigen Comicfiguren scheinbar fremdsprachlich vertieft. So wird der junge Leser mit Fragen, die sich vielleicht aus der Lektüre ergeben, regelrecht im Regen stehen gelassen.

Dafür ist die Sprache (sowohl in den deutschen Kurz- als auch in den englischen Mikrokurztexten) so verkürzt und vereinfacht, wie sie bestenfalls in der Altersgruppe zwischen sechs und sieben Jahren noch verwendet und verstanden wird.

Für Kinder dieses Alters wäre es vielleicht erst einmal wichtig, Lesefertigkeiten und einen ausreichend aktiven Wortschatz in der eigenen Muttersprache als Voraussetzung zu erwerben, um die eigene Denkfähigkeit und eigene Interessen zu entwickeln.

Ältere Schüler, die sich speziell für die geographischen Fachthemen des Magazins interessieren, fühlen sich hingegen von dem Bussibär-Vorschulambiente abgeschreckt, so daß es kein Wunder ist, wenn das bunte, aufwendig gestaltete Magazin in den meisten Fällen wohl ungelesen in der Zimmerecke landet.

Das vom Spotlightverlag herausgegebene Juniormagazin Spot on hat sich dagegen schon von seiner ersten Ausgabe im Januar 1999 an, als es noch ein störrisches DIN A2 Faltblatt war, bis heute darum bemüht, seine Leser tatsächlich gleichermaßen als Lern- und Lebenshilfe und als Unterhaltungslektüre zu erreichen, teilweise sogar unter Einbeziehung seiner Leser mit Hilfe von ausführlichen Leserumfragen von Schülern und Lehrern (siehe Spot on 06/99).

Mit Berichten, die tatsächlich auch den Alltag junger Menschen und ihre Erlebniswelt ausmachen, ist es dem Verlag gelungen, ein thematisches Spektrum zu entfalten, in dem vom altmodischen Briefmarkensammler, Bücherwurm, Rätselfan bis zum Gadget-Freak jeder etwas Lesenswertes finden kann. Natürlich gehört zu den Themen auch die aktuelle Musik- und Filmszene, ausführliche Starporträts, kurze "News" und Kinotips und Reportagen über ausgefallene Sportarten, Lebensstile (Hip hop, Scaterszene), Kampfkünste sowie Abenteuer oder auch nur Einsichten in das ganz normale Leben mit seinen spannenden landeseigenen Besonderheiten von Teens in aller Welt. Und das alles findet sich in jedem Heft in ausführlichen, kurzen oder ultrakurzen Texten wieder. Daß dabei intensiv auf die Sprache eingegangen wird bzw. die Texte in einer Sprache verfaßt sind, die auch gleichaltrige Briten oder junge Amerikaner akzeptieren würden, erscheint fast beiläufig.

Gerade diese für die potentielle Kommunikation der Spot on Adressaten so wichtige Jugendsprache kommt im gewöhnlichen Englischunterricht meist zu kurz, ist aber bei jungen Menschen, die eine eigene Identität in Abgrenzung zur Erwachsenenwelt suchen und diese auch mit denen anderer Nationalitäten teilen, sehr motivierend, um sich überhaupt mit Sprachen zu beschäftigen.

Letzteres wird dann durch einen ausführlichen, speziell zu diskreten Sprach- und Wortstudien geeigneten Teil der Zeitschrift ausdrücklich gefördert. Dabei fällt besonders positiv auf, daß nicht nur Ausdrücke aus der Jugendsprache oder Trendworte, die noch in keinem Wörterbuch stehen, mit einem "COOL"-Zeichen gekennzeichnet und erklärt und außerdem in jedem Heft mindestens 500 schwierigere Begriffe in speziellen Sprachkästchen am Rande des Artikels übersetzt werden, sondern auch, daß in einer Rubrik des Heftes ausschließlich auf die Herkunft einzelner ungewöhnlicher, doppeldeutiger oder neu geprägter Begriffe aus den Artikeln des Heftes genauer eingegangen wird. Da hier zudem nicht vor Tabu-Begriffen oder Antiwörtern wie "the F-word" (Spot on, 12/2005, Seite 36) zurückgeschreckt wird, können diese ethymologischen Studien selbst bei Sprachmuffeln, die aber beispielsweise ihrem Ärger angemessen Luft machen wollen, Interesse wecken. Die Freude an weiteren neuen Worten und ihre kontextgerechte Anwendung kommt dann fast von allein.

Natürlich verzichtet der Verlag wie in jedem zur Fortbildung gedachten Magazin nicht auf wortschatz- oder grammatikvertiefende Übungen. Sie nehmen allerdings keinen breiten Raum ein und erinnern eher an Wortspiele oder Denksportaufgaben, die zudem immer im Zusammenhang mit den im Magazin behandelten Texten stehen. Beides läßt sich gut zur Auflockerung als Lehrmaterial im Englischunterricht verwenden.

Darüber hinaus fallen viele kleine, scheinbar nebensächliche Anzeigen und Kleinrubriken auf, die mit der gleichen Sorgfalt (Vokabelhilfen) bearbeitet werden und die dem Leser über Hinweise auf Filme, DVDs, Bücher, Spiele oder sogar Lernhilfen weitere Anregungen bieten, die er schon beim flüchtigen Durchblättern erfassen kann.

Beispielhaft ist hier die Rubrik Bad English, in der die Leser unter dem Motto "gutes Geld für schlechtes Englisch" selbst aufgerufen werden, falsches, als Anglizismus verkauftes Englisch, wie es immer wieder in der Werbung oder als T-Shirt-Slogans und ähnlichem verwendet wird, zu ahnden, zu photographieren und dem Verlag zu senden. Das kann dazu beitragen, daß man sich nicht nur mit der englischen, sondern auch mit der eigenen Muttersprache kritischer auseinandersetzt und vielleicht über einige selbstverständlich gewordene Phrasen nachdenkt.

Vielleicht läßt sich dadurch aber auch den sogenannten False Friends schneller auf die Schliche kommen, die sich meist aus den Anglizismen oder ähnlich klingenden Begriffen der Muttersprache ergeben, die man dann ins Englische überträgt, wo sie meist gar keine oder eine völlig andere Bedeutung haben. Ein typischer Begriff der jüngsten Zeit ist hier beispielsweise das "Handy" (engl.: handlich) das richtig mit mobile- oder cell phone übersetzt werden müßte.

Nicht unerwähnt bleiben sollten auch die Sammelkarten zum Heraustrennen in der Mitte des Heftes, die sich ebenfalls, über das normale Vokabellernen hinausgehend, mit neuen Wortschöpfungen und gebräuchlichem zur Verständigung gedachtem Englisch beschäftigen und beim Kontakt mit "native-speakern" Fettnäpfchen zu vermeiden helfen.

Alles in allem kann man verstehen, wenn der Verlag in seinem eigenen Kurzportrait des Sprachmagazins Spot on "Die Welt entdecken - in Englisch!" voll Stolz die vielen Zuschriften betohnt, in denen ihm bestätigt wird, daß 68,4 % seiner Leser durch das regelmäßige Lesen der Zeitschrift mehr Freude an der Sprache erworben hätten und 34,9% den willkommenen Nebeneffekt begrüßen, jetzt auch besser im Englischunterricht zurechtzukommen.

Es gibt nur eine Kleinigkeit, einen winzigen Kritikpunkt, den man dem inzwischen monatlich und nun auch in handlicher Heftform erscheinenden Jugendmagazin von Spotlight nachweisen muß: Mit einer verkauften Auflage von 47.000 Exemplaren erreicht es nur eine kleine Elite von sicherlich sehr viel mehr interessierten Jugendlichen, nämlich jene, die sich ein so aufwendiges, schönes Glamourmagazin für 3,50 Euro auch leisten können. Das ist schade, da es gerade für jene weniger bemittelten, die auch nicht so leicht in den Genuß von Auslandsaufenthalten kommen, um die Sprache in freier Wildbahn zu erproben, eine echte Alternative sein könnte, der lebendig gesprochenen und schriftlich vermittelten Sprache näher zu kommen. Das ist umso mehr schade, als die Aussicht auf eine spätere Berufskarriere real immer stärker vom Beherrschen der englischen Sprache (als erster Fremd- oder gar Zweitsprache) abhängt, mag man von dieser Entwicklung auch halten, was man will.

Wenn man dann noch in Betracht zieht, daß den Lehrern, die Spot on abonnieren, zusätzliche Übungen und Kopiervorlagen zu Themen des aktuellen Heftes umsonst angeboten werden, läßt sich denken, welche Schüler hier bevorzugt sind.

Doch ist Spot on letztlich auch nur ein Beispiel von vielen, mit dem die bestehenden Verhältnisse und die entgegen anderslautenden Behauptungen bestehende Chancenungleichheit im Bildungssystem weiter festgeschrieben wird, auch wenn es eigentlich das Potential hätte, dieses Defizit ausgleichen zu helfen. So wird die Zeitschrift beispielsweise von der Stiftung Lesen ausdrücklich empfohlen.

Da hilft nur noch die Rückbesinnung auf die alten Traditionen in Schulbetrieben und Klassenverbänden wie Eigeninitiative und Solidarität.

In diesem Sinne läßt sich Spot on im Zeitschriftenhandel sowie direkt beim Spotlight Verlag beziehen, Tel 089 856 81 -16, E-Mail abo@spotlight-verlag.de und im Internet unter www.spoton.de.


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Dr. Wolfgang Stock (Herausgeber und Verlagsleiter)
Spot on - Das Junior-Magazin von Spotlight
Spotlight Verlag, München
erscheint monatlich am letzten Mittwoch des Vormonats
ca. 54 Seiten, 3,50 Euro

Erstveröffentlichung 11. Januar 2006


23. März 2007