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ENGLISCH/749: Liebe geht durch den Magen (30) - Ginger Ale (SB)


L I E B E   G E H T   D U R C H   D E N
  M A G E N


30. A Traditional English Beverage



Was hierzulande das Radlermaß, ist in Great Britain "ginger beer", laut Oxford Dictionary "a fizzy drink with a very small amount of alcohol in, flavoured with ginger". Allerdings ist es nicht Bier, also Hopfenbräu, das dem "Ingwerbier" seine alkoholischen Prozente verleiht, ein kleiner Schuß Wodka sorgt für den nötigen Pep im Glas.

Nun mag man sich vielleicht fragen, warum Briten ihren Kindern im Pub durchaus ein "ginger ale" genehmigen, aber kein "ginger beer".

Da auf den britischen Inseln "ale" der alte, traditionelle Begriff für "Bier" ist, könnte man meinen, "ginger ale" und "ginger beer" wären das gleiche. Sind sie aber nicht.

In British English "real ale" is a type of beer that is made and stored in the traditional way.

Das typisch englische Bier (dark ale) ist meist dunkelbraun, ziemlich süß, was auf einen hohen Anteil an Malz hinweist, und enthält lange nicht so viel Alkohol wie ein Bier aus einer deutschen Brauerei. Auch das helle, obergärige Bier, das als "pale ale" oder "ale" angeboten wird, läßt sich nicht mit einem deutschen "Hellen" vergleichen. Das beliebteste britische Bier, das auch einen entsprechenden Alkoholgehalt vorzuweisen hat, nennt man hierzulande "lager" seltener "lager beer" (Lagerbier). Es ist ein helles Bier, das in England inzwischen beliebter ist als die traditionellen Sorten. Ein "ale" ist für die trinkfesten Briten eher was für Frauen und Kinder.

Und somit ist auch "ginger ale" (Ingwerlimonade) etwas, das Frauen und Kindern angeboten wird, "ginger beer" (Ingwerbier) gehört hingegen zu den Mixgetränken. Im Lexikon heißt es:

Ginger ale is a clear fizzy drink that does not contain alcohol, flavoured with ginger, but often mixed with alcoholic drinks.
(Oxford Advanced Learners' Dictionary, 7th Edition)

Anders gesagt ist das alkoholfreie "ginger ale" gewissermaßen die Grundlage für "ginger beer". Beide werden als Fertiggetränke in Flaschen gefüllt verkauft und sind für britische Durchschnittsfamilien ebenso unerschwinglich wie das typisch britische Schweppes Tonic Water.

Wenn man bedenkt, daß diese Getränke neben der Limonade in den ehemals indischen Kolonien erfunden wurden, um den britischen Kolonialherren die Hitze erträglich zu machen, könnte man da beinahe an ausgleichende Gerechtigkeit denken. Doch der britische Landadel und das britische Establishment erfreuen sich nach wie vor an diesen Erungenschaften, die sie mit ihren indischen Köchen und Boys zurück auf die Insel gebracht haben. Man sollte das Getränk nicht als ein weiteres zuckriges Erfrischungsgetränk abtun, das auch gut durch preiswerte Cola oder Limonade zu ersetzen ist.

Die wohltuende Wirkung des Ingwers, gerade bei Hitze, liegt an den Inhaltstoffen der darin verwendeten Wurzel: Ingwer enthält ein starkes ätherisches Öl und die Scharfstoffe Gingerol und Shogaol.

Diese Kombination verschafft heute wie ehedem übersättigten Europäern Linderung bei Völlegefühl, Übelkeit oder Brechreiz, zumal der Magen durch die Schärfe von innen angenehm erwärmt wird. Offenbar beruhigt das ätherische Öl außerdem das zentrale Nervensystem, wodurch ein möglicher Übelkeitsreiz nachläßt. Gleichzeitig fördern die Scharfstoffe die Produktion der Magen- und Gallensäfte, was der Verdauung zugute kommt. Eine leicht desinfizierende Wirkung hilft gegen mögliche Magen-Darminfektionen durch kontaminiertes Wasser oder rohe Früchte, so daß Ingwer für den Reisenden in tropische Länder auch heute noch eine effektive Reisemedizin ist. Abgesehen davon, daß er Magen-Darm-Beschwerden entgegenwirkt, soll Ingwer das Immunsystem stärken, Bakterien und Entzündungen eindämmen und den Kreislauf anregen.

Darüber hinaus hilft er auch gegen Depressionen, die bekanntlich unter den Ladies der britischen Offiziere in Indien ebenfalls weit verbreitet waren und sorgt schlicht für gute Laune: Die Schärfe löst Reize im Nervensystem aus und läßt das Gehirn vermehrt Endorphine ausschütten, sagen die Ernährungsexperten heute. Auch ohne Alkohol hat somit die handgemachte, traditionelle Ingwerlimonade eine regelrechte "Wellness"-Garantie, die sie auch heute noch nachahmenswert macht. Selbst zubereitet ist sie allerdings am besten.


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GINGER ALE

If life gives you ginger ... make ginger ale! Homemade of course. You'll need the following

Ingredients:

- 75 grams of sugar

- 1 litre boiling water

- 10 centimetre of a fresh ginger root (peeled and finely chopped)

- 1 1/2 cup fresh lemon juice

Garnish: lemon slices

Preparation:

Fill the ingredients in a bowl and add boiling water. Stir together until the sugar dissolves. Leave for 2 hours. Chill until cold. Garnish with lemon slices and add crushed ice, if desired.

Alles verstanden?
Hier noch einmal die Zubereitung auf deutsch:

Zutaten:

- 75 Gramm Zucker

- 1 Liter kochendes Wasser

- 10 cm Ingwer, frisch, geschält, sehr fein geschnitten

- 1 1/2 Tassen frischer Zitronensaft

Garnierung: Zitronenscheiben

Die Zutaten in ein Gefäß füllen und mit einem Liter kochendem Wasser übergießen. Gut durchrühren und 2 Stunden ziehen lassen. Kühlen und bestenfalls auf zerstoßenem Eis servieren.

Im Originalrezept ist keine Kohlensäure (fizzy stuff) enthalten. Mit einem Schuß aus der Kohlensäurepatrone oder in einem modernen Sprudelgetränkerzeuger läßt sich auf Wunsch hier leicht Abhilfe schaffen.

Tip: Statt Zitronen kann man auch Limonen oder Orangen nehmen oder den Geschmack mit etwas Minze abrunden. Ebenso gut tut auch ein Schuß Wodka pro Glas.

Guten Appetit


22. Oktober 2007