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ENGLISCH/928: Liebe geht durch den Magen (51) Scotch Woodcock (SB)


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51 Waldschnepfe, garantiert ohne Geflügel?




Beim Stöbern in englischsprachiger Küchenliteratur und alten Rezepten, stoßen wir heute auf eine selten bedrohte "Art", ...


Scotch Woodcock

Wer allerdings bei diesem Gericht eine schottische Spezialität erwartet, wird enttäuscht werden. Und Jagdgegner dürfen ebenfalls abpusten. "Scotch Woodcock" muß man zwar tatsächlich mit "Schottische Waldschnepfe" übersetzen, doch sind in diesem Gericht ebensowenig Waldschnepfen enthalten, wie das Rezept, das seinerzeit von den britischen Besatzern unter der Regentschaft von Königin Viktoria und Edward VII in Schottland eingeführt wurde, schottischen Ursprungs ist.

An dieser hochkalorischen und eiweißreichen Köstlichkeit ist absolut nichts authentisch "Schottisches". Das Attribut entstammt vielmehr jener britischen Arroganz, die den Schotten nichts Gutes, aber vor allem eines nachsagen: den namenlosen Geiz. Obwohl der Name des traditionell letzten Ganges einer schottischen Mahlzeit, "Scotch Woodcock", genaugenommen eine unverschämte Diffamierung war, mit dem man den dudelsackspielenden, berockten, whiskeysaufenden, geizigen Trunkenbolden - so das teilweise immer noch gängige Klischee des angelsächsischen Südens über die Bewohner der Nordprovinz - eins auswischen wollte, soll sich das schnelle Gericht vor 200 Jahren auch in Schottland großer Beliebtheit erfreut haben, was wiederum für den großzügigen Humor der Schotten zeugt.

Denn so wie ein "falscher Hase" keine Hasenkeule enthält, sondern ein kohlumwickelter Fleischklops ist, enthält der preiswerte "schottische Waldschnepfenimbiß" garantiert kein Geflügel, auch kein aufgepepptes Stangenhähnchen oder Gummisuppenhuhn aus der Geflügelfabrik oder Legebatterie nebenan.

Fisch bleibt nun mal Fisch, auch wenn es nur ein ganz kleiner ist. In diesem Fall sind es Sardellen.

In den letzten Jahren haben die "Savouries", d.h. eine heiß servierte, ungesüßte und oft pikant gewürzte Nachspeise, und diesmal wirklich ein Teil der rein schottischen Eßkultur, in den Küchen der Southern Uplands bis zu den Northern Highlands wieder neue Beliebtheit erfahren. Dazu gehören neben Scotch Woodcock, mit Rührei überzogene Sardellen auf gebackenem Toast, auch "Loch Fyne Toasts", Heringe mit Ei.

Hierzulande könnten sie sich auch als pikante Vorspeise und als Snack einen Namen machen, der ebenfalls in der Schimpfwortkultur Eingang finden könnte. Wie wär es denn mit "Falsche Schnepfe"?

SCOTCH WOODCOCK

... A savoury dish popular in Victorian and Edwardian Scotland. Traditionally served at the end of a meal, it would make a good starter or light snack nowadays.

Ingredients:

- 4 slices of bread (4 Scheiben Brot)

- butter (Butter)

- 10 anchovies (10 Anchovis)

- 4 egg yolk, well beaten (4 Eigelb, gut geschlagen)

- 1/4 l cream (1/4 l Sahne)

Serves 4 (ergibt 4 Portionen)

Preparation:

Toast the bread and butter it well on both sides. Take the anchovies, washed and chopped fine, and put them between the slices of toast. Heat the four beaten egg yolks and cream in a small pan until the mixture thickens, but do not bring it to the boil. Then pour the mixture over the toast and serve it as hot as possible.

Alles verstanden?

Hier noch einmal die Zubereitung auf deutsch:

Das Brot toasten und auf beiden Seiten großzügig mit Butter bestreichen. Die Anchovis abspülen, klein schneiden und dann zwischen die Toastscheiben legen. Vier Eigelb verquirlen und mit der Sahne in einem kleinen Topf unter ständigem Rühren so lange erhitzen, bis das Gemisch andickt. Es darf jedoch nicht kochen. Die Ei-Sahne-Soße über den Toast gießen und anschließend so heiß wie möglich servieren (und natürlich essen).

Guten Appetit
Have a nice meal!


7. Januar 2015


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