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FRANZÖSISCH/094: Farben in idiomatischen Ausdrücken - bleu (SB)


Carnet Français - Teil 26


Farben in idiomatischen Ausdrücken: bleu



Wie im Deutschen machen Farben im Französischen die Sprache lebendiger. Nicht immer wird deutlich, woher das in Farbe gefaßte Bild stammt, und das macht es schwer, sich einzelne Ausdrücke zu merken. Viele entsprechen dem deutschen Gebrauch, andere wiederum sind einfach völlig anders. Wo der Deutsche zum Beispiel im trunkenen Zustand blau ist, wird der Franzose je nach Schweregrad grau oder schwarz. Die Verwendung von Farben ist ausgesprochen facettenreich, nicht jede Farbe gibt eine eindeutige Richtung vor. Eine Übersicht lohnt sich auf jeden Fall. Hier zunächst Varianten in Blau. Es folgen weitere Teile, die sich jeweils mit einer anderen Farbe befassen.


bleu - blau

Die Farbe Blau ist ein gutes Beispiel für eine vielseitige Verwendung.

Die folgenden Ausdrücke entsprechen dem deutschen Sprachgebrauch, zum Teil aufgrund der unzweideutigen farblichen Zuordnung. Der Blaumann genannte blaue Arbeitsanzug ist eben blau und "der" Blaustrumpf ursprünglich ein Spottname, der auf die gebildeten Damen eines literarischen Zirkels um 1750 in London gemünzt war, die blaue Strümpfe zu tragen pflegten, ist genauso nachvollziehbar. Heutzutage immer noch abwertend gemeint, verrät er einen gewissen Respekt oder gar Furcht. Darüber hinaus handelt es sich um die direkte Übersetzung des englischen Begriffs.

"bleu (de travail)" m. - "Blaumann", (blauer Arbeitsanzug)
"bas bleu" m. - "Blaustrumpf"

Eindeutig von der beim Sieden von Fisch beobachteten Farbveränderung her stammend und daher in beiden Sprachen gleich ist auch der Begriff "faire (cuire) au bleu" oder "cuire au bleu": (Fisch) "blauen", "blau sieden". Er beschreibt die Praxis, Fische vor dem Kochen mit heißem Essig zu übergießen, so daß sie sich blaugrau färben. Und auch die blauen Flecken heißen im Französischen: "bleus" (m., pl.), sich einen blauen Fleck holen: "se faire un bleu".

"Sang bleu" als "blaues Blut" ist bekannt.

"En voir de bleues" heißt "sein blaues Wunder erleben".

"Passer au bleu", läßt sich als "in blauen Dunst auflösen" für uns noch nachvollziehen, die Bedeutung "stillschweigend übergehen" hingegen für den gleichen französischen Begriff muß man sich schon merken.

Der deutsche Neuling oder Grünschnabel ist noch grün hinter den Ohren, während er in Frankreich "encore un bleu" m., noch ein Blauer, ist. So bedeutet "jouer comme un bleu" auch "wie ein Anfänger spielen". Weiterhin erwähnenswert, aber für Deutsche nicht verwendbar, ist der Argot-Begriff "bleusaille" (f.) für Rekrut.

Passend zu der obigen Bedeutung ist "bleu" im Sinne von keine Ahnung, keinen blassen Schimmer haben. "N'y voir que du bleu" heißt, "überhaupt nichts mehr/davon verstehen, wie der Ochs vorm Berg stehen" oder auch "nichts merken" und "en être bleu" (fam.) oder "rester bleu" (fam.): baß erstaunt, baff, von den Socken sein.

(In der Farbe) abweichend sind weiter:
"bleu de colère" - "rot vor Zorn"
"voir tout en bleu" - "alles in rosigem Licht sehen"
wobei in anderen Wendungen auch im Französischen die Farbe Rot für Zorn und Rosa für Verklärung auftauchen (siehe im entsprechenden Teil über Rot bzw. Rosa).

Und ohne Farbe im Deutschen existieren z.B. "Heidenangst" als "peur bleue", die "conte bleu": Fabel, Märchen und die "carte bleue": Scheck-, Kreditkarte.



Erstveröffentlichung am 14. März 2000


2. November 2007