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REZENSION/145: Mosaddeq Ahmed - The War on Freedom (11. September) (SB)


Nafeez Mosaddeq Ahmed


The War on Freedom

How and Why America was Attacked - September 11, 2001



Während dieser Tage die Menschheit mit Grausen ansehen muß, wie die Supermacht USA, angeführt von der neokonservativen Falkenriege um den republikanischen Präsidentensproß George Bush jun. die Welt in einen Krieg nach dem anderen - gestern gegen Afghanistan, heute gegen den Irak, morgen gegen Nordkorea und übermorgen vielleicht gegen die Volksrepublik China - stürzt, lohnt sich mehr denn je ein nüchterner Blick auf jenes Schlüsselereignis, welches den ganzen Irrsinn, den seine Befürworter den "globalen Antiterrorkrieg" nennen, ausgelöst hat, nämlich den 11. September 2001. An jenem Tag stürzten zwei angeblich entführte US-Passagierflugzeuge in das New Yorker World Trade Center und brachten die weltbekannten Zwillingstürme zum Einsturz, während eine dritte Maschine in das vor Washington gelegene Pentagon, Hauptsitz des US-Verteidigungsministeriums, raste und eine vierte aus bis heute ungeklärten Gründen über dem US-Bundesstaat Pennsylvania abstürzte. Als verantwortlich für den beispiellosen, alles bis dahin bei weitem in den Schatten stellenden "Terroranschlag" wurde schnell der völlig schockierten Weltöffentlichkeit das sogenannte Al-Kaida-"Netzwerk" des saudischen Islamistenführers und Milliardärsohns Osama Bin Laden präsentiert. Wem auch nur die leisesten Zweifel an der offiziellen Verschwörungstheorie der Bush-Regierung über die Flugzeuganschläge gekommen sind, dem kann man das im letzten Jahr in den USA erschienene Buch "The War on Freedom - How and Why America was Attacked / September 11" von Nafeez Mosaddeq Ahmed dringend empfehlen.

Der erst 24jährige Ahmed ist Leitender Direktor des im englischen Brighton ansässigen Institute for Policy Research and Development, das sich eine "den Menschenrechten, der Gerechtigkeit und dem Frieden verpflichtete Denkfabrik" nennt. Bereits vor dem 11. September war Ahmed der Schattenblick-Redaktion als Autor zahlreicher fundierter Aufsätze über den Nahostkonflikt für die amerikanische Internetzeitschrift Media Monitors Network aufgefallen. Mit Recht hat der berühmte amerikanische Romancier, Historiker und Gesellschaftskritiker Gore Vidal in einem eigenen Artikel für die liberale britische Sonntagszeitung Observer im letzten August über die mögliche Verwicklung der Bush-Regierung in die Flugzeuganschläge das Werk Ahmeds als "den besten und ausgeglichensten Bericht", der bis dahin zum Thema 11. September auf Englisch erschienen war, bezeichnet.

In keinem uns bekannten Buch, weder in Jean-Charles Brisards und Guillaume Dasquiés "Die verbotene Wahrheit - Die Verstrickungen der USA mit Osama Bin Laden" noch in Thierry Meyssans "Der inszenierte Terrorismus" noch in Matthias Bröckers' "Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9" noch in dem von Arnold Schölzel herausgegebenen "Schweigekartell" werden mit solcher Akribie und Scharfsinn die wahrhaft unzähligen in der internationalen, vornehmlich angloamerikanischen Presse aufgetauchten Widersprüche und Ungereimtheiten rund um die Ereignisse des 11. Septembers zusammengetragen und in ihrer ganzen Tragweite angemessen interpretiert - nämlich daß es sich bei den Anschlägen um den furiosen Auftakt eines von bestimmten Kreisen in Washington sorgfältig geplanten Kriegs "gegen die Freiheit" und zur dauerhaften Errichtung einer Neuen Weltordnung unter der alleinigen Militärherrschaft der USA gehandelt hat.

Die von Ahmed vorgebrachten Belege für ein solches Motiv auf seiten der sogenannten Unilateralisten in Washington sind nicht von der Hand zu weisen. Hierzu gehört das 1992 von der New York Times publik gemachte, berüchtigte Pentagon-Strategiepapier von Paul Wolfowitz über Realisierbarkeit und Wünschbarkeit einer globalen "Pax Americana". In seiner heutigen Position als Stellvertretender US- Verteidigungsminister unter Donald Rumsfeld gehört Wolfowitz zu den Hauptbefürwortern eines Krieges gegen den Irak sowie einer amerika- und israelfreundlichen "Neuordnung" des gesamten Nahen Ostens. Seine 1992 noch als überzogen-aggressiv empfundenen Empfehlungen wurden - um das Bekenntnis zu möglichen atomaren Präventivschlägen sowie zum Nationalen Raketenabwehrsystem (NMD) erweitert - letztes Jahr zur offiziellen Militärdoktrin der USA.

Ahmed verweist zudem auf die Erläuterungen des ehemaligen Nationalen Sicherheitsberaters von Jimmy Carter, Zbigniew Brzezinski, der in seiner 1997 im Auftrag des einflußreichen New Yorker Council on Foreign Relations (CFR) erschienenen Studie "Das große Schachbrett: die Vorrangstellung Amerikas und ihre geostrategischen Imperative" die absolute Notwendigkeit einer Herrschaft Washingtons über den "geopolitischen Raum" Eurasien gepredigt hatte, damit dort kein nennenswerter Konkurrent, weder Europäische Union, Rußland, Japan, China, Indien oder eine vereinte islamische Welt, zu den USA entsteht. Bereits vier Jahre vor den Flugzeuganschlägen und dem plötzlichen Auftauchen des "weltweit operierenden Terrorismus" sprach Brzezinski davon, daß es einer "wirklich massiven und von vielen empfundenen, direkten Bedrohung von außen" bedürfe, um die US- Öffentlichkeit für das Projekt eines von Washington angeführten Weltreichs zu gewinnen.

Dazu schreibt Ahmed:

Brzezinski hat ganz klar gesehen, daß die Etablierung, Konsolidierung und Erweiterung der US-Militärhegemonie über Zentralasien und damit über Eurasien eine beispiellos unbegrenzte Militarisierung der Außenpolitik (Washingtons - Anm. d. Red.) in Verbindung mit einer noch nie dagewesenen Erzeugung innenpolitischer Unterstützung und Zustimmung für diese Militarisierungskampagne erforderlich machen würde.

Doch Brzezinski war mit seinen Vorstellungen nicht allein. Bereits ein Jahr vor den Flugzeuganschlägen hieß es in einem aufsehenerregenden Bericht des 1997 gegründeten Project for an American Century (PNAC), zur Neuausrichtung der amerikanischen Außen- und Sicherheitspolitik sei "irgendein katastrophales und katalytisches Ereignis - wie ein neues Pearl Harbor" notwendig. Zu den wichtigsten Mitgliedern des PNAC gehören zahlreiche Mitlieder der heutigen Bush-Regierung wie Vizepräsident Dick Cheney, dessen Stabschef I. Lewis Libby, Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, dessen Vize Paul Wolfowitz, der Oberfalke und Pentagon-Berater Richard "Fürst der Finsternis" Perle, der Iran-Contra-Veteran und heutige Nahost-Koordinator der Bush-Regierung, Elliot Abrams, Außenminister Colin Powells Stellvertreter Richard Armitage, der für Abrüstung und internationale Sicherheit zuständige Staatssekretär im US-Außenministerium, John Bolton, der Afghanistan- und Irak-Koordinator im Nationalen Sicherheitsrat, Zalmay Khalilzad, sowie Präsidentenbruder und Florida- Gouverneur Jeb Bush.

Haben die republikanischen Hardliner nach dem Einzug ihres Kandidaten George W. Bush ins Weiße Haus Anfang 2001 das von ihnen ersehnte "katastrophale Ereignis" aktiv oder passiv herbeigeführt? Die von Ahmed in großer Ausführlichkeit zusammengetragenen Indizien aus Sachbüchern, Presseberichten und offiziellen Verlautbarungen vor und nach dem 11. September über den Hintergrund der Flugzeugattentate und den höchst unbefriedigenden Verlauf der anschließenden "größten Polizeiermittlung der Geschichte" legen diesen Schluß extrem nahe. Zu den im Buch Ahmeds behandelten Aspekten gehören unter anderem:

- die Vorbereitungen Washingtons für einen Krieg gegen die Taliban und einen Ausbau des US-Militärpräsenz in Zentralasien schon lange vor dem 11. September - die zahlreichen Erkenntnisse des US-Sicherheitsapparates über geplante Anschläge islamistischer Freischärler auf den zivilen Luftverkehr der USA einschließlich der Behinderung konkreter Ermittlungen mehrerer FBI-Lokalbüros durch höhere Stellen in Washington (Stichwort Zacarias Moussaoui) - der ungewöhnlich hohe Börsenhandel in den Tagen vor dem Flugzeuganschlag auf das World Trade Center mit Aktien derjenigen Firmen, die wie American Airlines, United Airlines am meisten darunter leiden würden - Transaktionen, welche trotz früherer Versprechen der wichtigsten internationalen Finanzinstitutionen bis heute nicht aufgeklärt worden sind - das unerklärliche Versagen der US-Luftwaffe hinsichtlich des Schutzes des amerikanischen Luftraums - die langjährigen Verbindungen zwischen der CIA und Osama Bin Laden - die Hinweise, wonach Bin Ladens Bodyguard Ali Mohammed nicht nur ein ehemaliger Ausbilder der US-Spezialstreitkräfte, sondern bis zuletzt Agent des amerikanischen Geheimdienstes war - die Rolle der Geheimdienste Saudi-Arabiens, Pakistans und der USA beim Aufbau nicht nur der Taliban, sondern auch von Bin Ladens Al Kaida - die Kontakte zwischen dem damaligen Chef des pakistanischen Geheimdienstes ISI, Mahmoud Ahmed, und dem Anführer der mutmaßlichen Luftpiraten, Mohammed Atta - die Verbindungen des Bush-Clans zur Öl- und Rüstungindustrie der USA sowie zur Bin-Laden-Familie - die Rolle der saudischen Bush-Freunde beim BCCI- und Iran-Contra- Skandal - der mit dem Streit um die Auszählung der Präsidentschaftswahl im November 2000 bis heute erfolgte Angriff der republikanischen Rechten unter Bush auf die demokratischen Freiheiten und Rechte der amerikanischen Bürger - die ungelösten Anthrax-Anschläge im Herbst 2001, vor deren Hintergrund das drakonische Staatsschutzgesetz PATRIOT vom Kongreß im Eilverfahren verabschiedet wurde - die vielen spektakulären "Terroranschläge" der letzten Jahre, bei denen eine Verwicklung der Geheimdienste entweder Israels oder der USA stark vermutet wird: Achille Lauro 1985, La Belle / Berlin 1986, Lockerbie 1988, World Trade Center 1993, Oklahoma 1995, Nairobi und Daressalam 1998 u. v. m. - die Vereitelung der Untersuchung des Anschlages im Herbst 2000 auf das US-Kriegsschiff Cole im Hafen von Aden und der deshalb im Sommer 2001 erfolgte Rücktritt des FBI-Chefermittlers John O'Neill, der wenige Wochen danach in seiner neuen Position als Sicherheitschef des World Trade Center beim Anschlag auf die Zwillingstürme ums Leben kommen sollte - der von den großen Medien weitestgehend ignorierte Skandal um die im Jahre 2001 in den USA als israelische Spione enttarnten "Kunststudenten", welche unter anderem offenbar die mutmaßlichen Flugzeugentführer beschattet haben - die Parallele zwischen den Ereignissen des 11. Septembers und dem 1963 von den Vereinigten Stabchefs der USA entworfenen Plan - "Operation Northwoods" - zur Herbeiführung eines Vorwandes für einen Einmarsch in Kuba. Der Plan sah Terroranschläge auf dem Territorium der USA vor, welche man der kommunistischen Regierung Fidel Castros in Havanna in die Schuhe geschoben hätte. Die Operation wurde bekanntlich von US-Präsident John F. Kennedy verworfen.

Nafeez Mosaddeq Ahmed sieht in den Flugzeuganschlägen vom 11. September das jüngste Beispiel für die Anwendung jenes Mittels, auf das die Machtelite in den USA ohnehin traditionell zurückgreift, wenn sie das Land in den Krieg führen will. In seiner spannenden und kenntnisreichen Behandlung jenes Tages, welcher die Weltgeschichte verändert haben soll, weist Ahmed zurecht nach, daß die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon zwar in ihren Ausmaß ungewöhnlich waren, jedoch alle Anzeichen einer üblichen "Falsche- Flagge"-Operation aufwiesen:

Israels Mossad zum Beispiel fehlt es nicht an operativen Agenten. Verdeckte Aktionen durch orientalische Juden, die sich als Araber ausgaben, gehörten zu den frühen Standardtaktiken der Zionisten. Spione tun mehr, als nur observieren und berichten; sie können auch als Provokateure eine feindliche Organisation infiltrieren, um Aktionen zu initiieren, die dann nach hinten losgehen. Jedem Beobachter der Nahost-Krise wird aufgefallen sein, mit welcher Regelmäßigkeit und wie schwer die Palästinenser ihrer eigenen Sache mit unüberlegten Anschlägen schaden. Für die Taliban war der Anschlag des 11. Septembers eine Katastrophe, ob diese dafür verantwortlich waren oder nicht!
Es mag weit hergeholt erscheinen, die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, daß Bin Laden selbst ein wissentlicher Doppelagent sein könnte. Doch ist es ebenso irrelevant. Die Methode ist weit raffinierter als das. Wissentlich oder nicht, Doppelagent oder Betrogener, die Wirkung bleibt die gleiche; so oder so hat er seine Funktion erfüllt. In einer Terrororganisation bildet das zum Sterben bereite Kanonenfutter lediglich die untere Ebene. Sie haben Führungsoffiziere oder Manager, welche die Ziele auswählen. Sobald die Organisation infiltriert wurde, kann man ihre Ideen leicht beeinflussen und sie in die falsche, entsetzliche Richtung steuern. Man muß ihnen lediglich helfen, ihre Unrecht entsprungenen Rachephantasien in die Tat - jedoch gegen die erwünschten Ziele und zur erwünschten Zeit - umzusetzen.

Mit diesem erfrischend nüchternen Buch wird Nafeez Mosaddeq Ahmed dem neo-machiavellistischen Charakter des 11. Septembers mehr als gerecht.

7. Februar 2003


Nafeez Mosaddeq Ahmed
The War on Freedom - How and Why America was Attacked / September 11
Tree of Life Publications, Joshua Tree, California, 2002,
Auch als E-Book für $8,95 erhältlich
398 Seiten, $16,95,
ISBN 0-930852-40-0