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REZENSION/373: Die besten Landfrauen-Backrezepte (Kochbuch) (SB)


Die besten Landfrauen-Backrezepte


Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt



"Die besten Landfrauen-Backrezepte" lautet der Titel eines Backbuchs aus dem Moewig-Verlagsprogramm, das nicht nur wegen seiner ästhetischen Aufbereitung in pastellfarbenem Altrosa, sondern auch durch den angenehm anzufassenden, seidenmatten Kunststoffüberzug, auf dem sich manch ungewollter Fettfleck gut wieder abwischen läßt, zum Hineinschauen und Benutzen einlädt.

Titel und Aufmachung versprechen Kompetenz, erwartet man doch von Landfrauen einen großen Erfahrungsschatz in Sachen Nahrungsmittelzubereitung. Denn immerhin haben sich die unter dem Landfrauenverband organisierten Bäuerinnen seit Generationen mit Hauswirtschaft und der Erzeugung, dem Erhalt, der Verwaltung und Zubereitung von Lebensmitteln befaßt. Man darf also vermuten, daß diese sich hier nicht lumpen lassen, einiges von ihrem Wissen preiszugeben, und bei den Rezepten nur das Beste vom Besten zusammentragen.

Diesem hohen Ausgangsniveau wird das Buch jedoch leider nur bedingt gerecht. Schon beim ersten Aufschlagen folgt eine Enttäuschung: keine Bilder! Schade, sind doch gerade ansprechende Aufnahmen dasjenige, was den anspruchsvollen, an appetitlich arrangierten Speisen auf Hochglanz-Fotos gewöhnten Koch- bzw. Backbuchbenutzer zum Nachmachen anregt. Wohlklingende Namen wie eine "Prinz-Eugen-Torte", "Aprikosenkuchen mit Marzipanflöckchen" oder "Sternentorte Linzer Art" muß man sich somit selbst bildlich vorstellen.

Auch auf die sonst in Backbüchern so praktischen, bebilderten Teilschritte wird hier verzichtet. Dies könnte insbesondere für alle in der Backkunst noch nicht so Bewanderten problematisch werden, zumal es in diesem Buch an detaillierten Erläuterungen mangelt. So heißt es etwa bei den schwäbischen "Nonnenfürzle", man solle "mit einem Teelöffel kleine Krapfen abstechen und im schwimmenden Fett goldgelb ausbacken". Wie solche "Krapfen" aussehen und was "schwimmendes Fett" ist, auch, welche Temperatur es haben muß und woran man erkennt, ob dieses heiß genug ist, muß man wissen.

Die zweite Enttäuschung folgt auf dem Fuße: Zwar gibt es hier zu vielen Rezepten kleine Kniffe, die eine Zubereitung erleichtern, oder Vorschläge, wie man sein Backwerk ansprechend dekorieren kann, doch das bei Landfrauen vermutete umfangreiche Wissen darüber, wie man mit einfachen Mitteln große Wirkung erzieht, wie man improvisiert oder ein Backwerk optimal lagert und sich über kleine Patzer hinweghilft etc., wird einem hier nicht mitgeteilt.

Wo bleibt die fachkundliche Begleitung, die vielleicht auch einem Backeinsteiger dieses Handwerk zu lernen erleichtert? Die hier unter den Rezepten angeführten Tips sind konkret auf das jeweilige Rezept zugeschnitten und oft so kurz gehalten, daß man fast das Gefühl bekommt, der Schreiber hätte keine Lust, sich näher mit dem Thema auseinanderzusetzen: "Tipp: Den Nuß-Kirsch-Strudel serviert man am besten noch warm mit einer Eierlikör-Schlagsahne" - wie aber bereitet man diese zu? Inhaltlich reichen Hinweise à la "Drosseln Sie die Ofentemperatur und decken Sie das Backwerk mit Alufolie ab, um zu verhindern, daß es zu dunkel wird", kaum über das hinaus, was jede mäßig erfahrene Hausfrau ohnehin weiß.

Der Beitrag der Landfrauen zu diesem Werk scheint also darin zu bestehen, Rezepte zusammengestellt zu haben, die sie für nachahmenswert hielten. Nach einer knappen Abhandlung über Backtemperaturen und -zeiten folgen ohne weitere Einführung die auf 142 Seiten angeordneten Backvorschläge. Sie sind in die obligatorischen Sparten aufgeteilt, die den Interessierten wohl zu einem solchen Werk greifen lassen, etwa: "Feine Kuchen, wenn Gäste kommen", "Torten für festliche Anlässe" oder "Pikante Snacks zu Bier und Wein".

Vom "Schwäbischen Apfelbrot" über den "Gefüllten Frankenlaib" bis zu "Linzer Kolatschen" und "Nonnenfürzle" handelt es sich hierbei größtenteils um Klassiker der regionalen Backküche. Für gutbürgerliche, ländliche Küche typisch wird nicht an guter Butter, Sahne, Eiern, Käse und vielen anderen gehaltvollen Zutaten gespart, so daß ein nach diesen Anweisungen arrangiertes Backwerk Gaumenfreude noch und noch garantiert.

Allerdings sind auch die Zubereitungsanweisungen entsprechend knapp gehalten, was einer erfahrenen Hausfrau durchaus ausreichen mag, für den Anfänger aber gewiß zu viele Offenlassungen birgt. Daß man bei einem Hefeteig, etwa beim "Zwetschgendatschi", zunächst einmal alle Zutaten möglichst auf dieselbe Temperatur bringt, erfährt man hier nicht, so daß der "Neuling" vielleicht Hefe und Eier direkt aus dem Kühlschrank in den Teig einarbeitet.

Und bei der "Hackfleisch-Pizza mit Bergkäse" gibt es die schwer verständliche Anweisung: "Kirschtomaten waschen, Kerngehäuse halbieren und herausschneiden". Weshalb nicht die Kirschtomaten an sich, sondern das Kerngehäuse halbieren? Und wozu dies dann anschließend noch herausschneiden? Der Hinweis dagegen, den Knoblauch, der dem Hackfleisch beigefügt wird, auf keinen Fall mitzurösten, bleibt aus. Dabei ist gerade dies wichtig, läuft man doch sonst Gefahr, daß das Ganze durch zu scharf angebratenen Knoblauch einen bitteren Beigeschmack bekommt.

Bei den "Marshall-Schnitten" soll man das Backwerk am Ende trocknen lassen. Das "Wie" bleibt einem selbst überlassen. Etwa im leicht warmen Ofen? Oder an einem kühlen Ort? Bei Zimmertemeratur? Und: Wie lange sind sie dann lagerfähig?

Somit eignet sich dieses Buch alles in allem hervorragend als schmückendes Dekorationsstück in der neuen Einbauküche neben den schön anzuschauenden Kräutertöpfen, Ölflaschen und Keramikgefäßen. Es wird den Ansprüchen der hier arbeitenden gutgestellten Hausfrau, die nur hin und wieder für bestimmte Zwecke eine kleine Anregung benötigt, gewiß gerecht. Ebenso dem Praktiker, der hier vielleicht noch das eine oder andere Rezept findet, um seine ohnehin ausgeprägte Backkunst zu krönen. Dem Back-Neuling dagegen wäre statt dessen eher ein umfangreicheres, detailliert in Einzelschritten ausgestaltetes Werk zu empfehlen.

28. Februar 2007


Die besten Landfrauen-Backrezepte
Projektleitung und Redaktion: Verlagsbüro Kopp
gebunden, 144 Seiten
Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
ISBN 10: 3-8118-1899-6
ISBN 13: 978-8118-1899-6