ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-363/2012, AI-Index: EUR 57/006/2012, Datum: 19. Dezember 2012 - we
Kasachstan
Dringend medizinische Versorgung benötigt
Herr ZHASULAN SULEIMENOV
Herr KUAT ZHOBOLAEV
Der Rollstuhlfahrer Zhasulan Suleimenov wurde mehr als elf Monate in Einzelhaft festgehalten. Er hat keinen direkten Zugang zu Trinkwasser, grundlegender Hygiene und der erforderlichen medizinischen Versorgung. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich zusehends. Er muss dringend in ein Krankenhaus gebracht werden, um dort von unabhängigen ÄrztInnen untersucht und medizinisch behandelt zu werden.
Der 36-jährige Rollstuhlfahrer Zhasulan Suleimenov verbüßt eine achtjährige Haftstrafe in Kasachstan. Er benötigt dringend eine umfassende Untersuchung und anschließende Behandlung durch unabhängige FachärztInnen. Kürzlich wurde Osteomyelitis bei ihm diagnostiziert, eine durch eine Infektion hervorgerufene Entzündung der Knochen und des Knochenmarks. Seine Angehörigen erklärten, dass sich ein Beinbruch wegen der fehlenden medizinischen Versorgung in Haft entzündet habe. Zhasulan Suleimenov hat darüber hinaus keinen direkten Zugang zu Trinkwasser. Dieser muss laut Völkerrecht allen Gefangenen zur Verfügung stehen.
Bei seiner Ankunft im Gefängnis in Atbasar im September 2011 sollen Medikamente, die ihm seine Angehörigen mitgegeben hatten, vom Personal der Haftanstalt verbrannt worden sein. Während seiner bisherigen vier Jahre in Haft, wurde Zhasulan Suleimenov bereits dreimal in andere Haftanstalten verlegt und musste über elf Monate in Einzelhaft verbringen. Während der Transporte hat man ihn - unter anderem auch auf seine gelähmten Beine - geschlagen.
Zhasulan Suleimenov und sein 25-jähriger Cousin Kuat Zhobolaev wurden im November 2009 wegen "Terrorismus" angeklagt und zu acht Jahren Haft verurteilt. BeobachterInnen bezeichneten das Verfahren der beiden Männer als "offensichtlich unfair". Beide Männer gaben vor Gericht an, von Angehörigen des Inlandsgeheimdienstes NSS unter Folter zu einem "Geständnis" gezwungen worden zu sein. Kuat Zhobolaev leidet Berichten zufolge an neurologischen Problemen und Kurzsichtigkeit, die sich seit seiner Inhaftierung immer weiter verschlechtert hat. Er ist dabei sein Augenlicht zu verlieren, was Angehörigen zufolge daran liegen könnte, dass man ihm in Haft ins Gesicht geschlagen hat.
Zhasulan Suleimenov wurde im Januar 2009 zusammen mit fünf seiner Bekannten in Russland von Angehörigen der russischen Staatssicherheit festgenommen. Er wollte sich dort einer medizinischen Behandlung unterziehen. Berichten zufolge soll der kasachische Inlandsgeheimdienst NSS die Festnahme angeordnet haben. Im Februar 2009 wurden alle sechs Personen nach Kasachstan ausgeliefert. Zhasulan Suleimenov wurde drei Tage in Einzelhaft festgehalten, bevor man ihn dann in ein Untersuchungsgefängnis des NSS (SIZO) in Astana brachte. Dort wurde er Berichten zufolge an seinen Beinen sowie an anderen Stellen seines Körpers mit Schlägen traktiert. Außerdem hat man ihn gefesselt und gewürgt, ihm Essen und Wasser, sowie den Zugang zu grundlegender Hygiene verweigert. BeamtInnen des NSS sollen gedroht haben, seiner Mutter und seinem jüngeren Cousin etwas anzutun. Die Angehörigen von Zhasulan Suleimenov geben an, dass er nicht die fachliche medizinische Versorgung erhält, die er aufgrund seiner Querschnittslähmung benötigt.
Die Familie von Kuat Zhobolaev hat berichtet, dass er zwei Monate lang ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten wurde. In dieser Zeit soll auch er gefoltert und anderweitig misshandelt worden sein. Angehörige beider Männer haben wegen der Folter- und Misshandlungsvorwürfe, der fehlenden medizinischen Versorgung und dem fehlenden Zugang zu ihren Familien und unabhängigem Rechtsbeistand zahlreiche Beschwerden bei der Staatsanwaltschaft eingereicht. Alle Beschwerden wurden jedoch aufgrund mangelnder Beweise abgewiesen. Während seines ersten Transports im September 2011, von einem Gefängnis in Pavlodar in die Haftanstalt in Atbasar, wurde Zhasulan Suleimenov eigenen Angaben zufolge von Angehörigen des Gefängnispersonals absichtlich aus seinem Rollstuhl gestoßen. Sie sagten ihm, dass sie sich wünschten, er würde sterben.
Während des zweiten Transports, von Atbasar in eine Haftanstalt in Petropavlovsk, sollen Zhasulan Suleimenov und ein weiterer Häftling von Angehörigen des Gefängnispersonals geschlagen worden sein. Zur Zeit der Transporte soll laut ihrer Angehörigen die Verantwortung für die Gefängnisverwaltung vom Justizministerium an das Innenministerium übertragen worden sein.
E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT DEN FOLGENDEN FORDERUNGEN
GENERALSTAATSANWALT
Daulbaev Ashat
House of Ministries Entrance No. 2
8 Orinbor St.
Astana 010000
KASACHSTAN
(Anrede: Dear Prosecutor General / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
Fax: (00 7) 7172 50 25 34 (sagen Sie "Fax")
E-Mail: Gp-rk@prokuror.kz
INNENMINISTER
Kalmuhanbet Kasymov
Tauelsizdik prospekt 1
Astana 010000
KASACHSTAN
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
NATIONALER OMBUDSMANN
Askar Shakirov
House of Ministries Entrance No 15
8 Orynbor St.
Astana 010000
KASACHSTAN
(Anrede: Dear Mr. Shakirov / Sehr geehrter Herr Shakirov)
Fax: (00 7) 7172 74 05 48
BOTSCHAFT DER REPUBLIK KASACHSTAN
S.E. Herrn Nurlan Onzhanov
Nordendstraße 14/17
13156 Berlin
Fax: 030-4700 7-125
E-Mail: info@botschaft-kaz.de oder berlin@mfa.kz
Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Kasachisch, Russisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 30. Januar 2013 keine Appelle mehr zu verschicken.
*
Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-363/2012, AI-Index: EUR 57/006/2012, Datum: 19. Dezember 2012 - we
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Kampagnen und Kommunikation
Zinnowitzer Straße 8, 10115 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306, Fax: 030/42 02 48 - 330
E-Mail: ua-de@amnesty.de; info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de/ua; www.amnesty.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Dezember 2012