Schattenblick → INFOPOOL → BÜRGER/GESELLSCHAFT → AMNESTY INTERNATIONAL


AKTION/1857: Briefe gegen das Vergessen, September 2016


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats September 2016

- Syrien - Rania Alabbasi und ihre familie
- Frankreich - Emilie Dumont
- Kamerun - Mindestens 130 Jungen und Männer


Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


SYRIEN

Rania Alabbasi und ihre Familie

Im März 2013 wurden Rania Alabbasi, ihr Ehemann Abdulrahman Yasin sowie ihre sechs Kinder im Alter zwischen drei und 15 Jahren von den syrischen Behörden festgenommen. Seitdem fehlt von ihnen jede Spur. Amnesty International betrachtet sie als Opfer des Verschwindenlassens.

Naila Alabbasi, die Schwester von Rania Alabbasi, sagte Amnesty International: "Sie ist Zahnärztin und war sehr beliebt bei ihren Patienten und Kollegen, weil sie energiegeladen, ehrlich und eine sehr gute Zahnärztin ist. Ihre Praxis war erfolgreich, aber es war ihr immer wichtig, kostenfreie Behandlungen für diejenigen anbieten zu können, die kein Geld haben. Mit der Arbeit und ihren Kindern hatte sie immer alle Hände voll zu tun, aber sie hat sich trotzdem Zeit genommen für ihre Verwandten, ihre Freunde und Nachbarn. Wir kennen sie als liebenswürdige und großzügige Person, die immer für andere da war."

Am 9. März 2013 erschienen Angehörige des syrischen Militärgeheimdienstes im Haus von Rania Alabbasi und Abdulrahman Yasin im Vorort Mashroua Dummar von Damaskus und nahmen Abdulrahman Yasin ohne Angabe von Gründen fest. Am darauffolgenden Tag konfiszierten sie Wertsachen, Unterlagen und die Autos der Familie.

Zwei Tage später wurden Rania Alabbasi und ihre sechs Kinder ebenfalls festgenommen. Die syrischen Behörden haben den Verwandten der Familie trotz entsprechender Nachfragen bisher keine Informationen über die Gründe für ihre Festnahme, über ihr Schicksal oder über ihren Verbleib gegeben.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den syrischen Präsidenten, in denen Sie ihn auffordern, die sechs Kinder bedingungslos freizulassen und auch Rania Alabbasi freizulassen, wenn sie nicht umgehend einer international als Straftat anerkannten Handlung angeklagt und in einem fairen Verfahren vor Gericht gestellt wird. Appellieren Sie an ihn, den Aufenthaltsort von Rania Alabbasi und ihren Kindern bekanntzugeben, ihnen Zugang zu ihren Verwandten und einem Rechtsbeistand zu gewähren und sicherzustellen, dass sie vor Folter und anderen Misshandlungen geschützt sind und jede nötige medizinische Versorgung erhalten. Fordern Sie ihn zudem auf, sicherzustellen, dass unabhängige Beobachter_innen uneingeschränkten Zugang zu allen inhaftierten Personen in Syrien erhalten.

Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Bashar al-Assad
über:
Bashar Ja'afari
Ständiger Vertreter der Arabischen Republik Syrien bei den Vereinten Nationen, 820 Second Avenue, 15th Floor, New York, NY 10017, USA
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)

oder über:
Botschaft der Arabischen Republik Syrien
Herr Bashar Alassaed, Geschäftsträger a.i.
Rauchstr. 25, 10787 Berlin
Fax: 030 - 50 17 73 11
E-Mail: info@syrianembassy.de


FRANKREICH

Emilie Dumont

Emilie Dumont wurde bei ihrer Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen, sie fühlt sich jedoch schon immer als eine Frau, die im Körper eines Mannes geboren wurde. Jahrelang lebte sie aufgrund gesellschaftlichen Drucks in diesem für sie falschen Körper.

Im Jahr 2013 entschied sie sich dafür, offen als Frau zu leben. Die französische Regierung verweigert ihr jedoch bisher die Änderung ihres amtlichen Geschlechts und die damit einhergehende offizielle Anerkennung der von ihr gewünschten Geschlechtsidentität. Dies bedeutet, dass es Emilie nicht möglich ist, ihr Geschlecht in offiziellen Ausweisdokumenten (z. B. Personalausweis, Reisepass, Führerschein) zu ändern, was zu erheblichen Schwierigkeiten führt, wenn sie beispielsweise ein Paket abholen, einen Scheck unterzeichnen, ins Ausland reisen oder wählen gehen möchte.

Emilie Dumont fordert von der französischen Regierung die Achtung ihrer Rechte als Transfrau und setzt sich damit mutig für die Rechte aller transgeschlechtlichen Personen in Frankreich ein. Derzeit kämpft sie gerichtlich für die Änderung ihres amtlichen Geschlechts. Obwohl sie zahlreiche gesetzlich vorgeschriebene Nachweise eingereicht hat, wie z. B. Nachweise über ihre Hormonbehandlung seit 2013 sowie Pläne für eine baldige geschlechtsangleichende Operation, wurde ihr Antrag am 22. Dezember 2015 abgewiesen.

Emilie Dumont hat Rechtsmittel gegen diese Entscheidung eingelegt und rechnet im September 2016 mit einem Gerichtsentscheid.

Bitte schreiben Sie Solidaritätsbotschaften an Emilie Dumont, bevorzugt auf Englisch oder Französisch.


Vorschläge:

Nous sommes à tes côtés Emilie!
(We stand with you, Emilie! / Wir halten zu dir, Emilie!)

Nous soutenons ton combat pour être toi!
(We support your fight to be yourself! / Wir unterstützen deinen Kampf für eine selbstbestimmte Identität!)

Toi seule sais qui tu es vraiment Emilie!
(Only you know who you really are, Emilie! Nur du bestimmst, wer du bist, Emilie!)

Schreiben Sie in gutem Französisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Amnesty International Frankreich
To the attention of: Julie Heslouin
72-76, bd. de la Villette
75940 Paris cedex 19
FRANKREICH
E-Mail: jheslouin@amnesty.fr
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)


KAMERUN

Mindestens 130 Jungen und Männer

Am 27. Dezember 2014 riegelten kamerunische Sicherheitskräfte im Rahmen einer Fahndungsoperation die Ortschaften Magdeme und Doublé im Bezirk Mayo-Sava in der Region Extrême-Nord ab und nahmen mehr als 200 Männer und Jungen willkürlich fest. Grund für den Einsatz waren mehrere vorausgegangene Angriffe der bewaffneten Gruppe Boko Haram. In der Nacht starben mindestens 25 Männer in einer provisorischen Zelle der Gendarmerie von Maroua. Der Aufenthaltsort von mindestens 130 Männern und Jungen ist bis heute ungeklärt.

Im Juli 2016 erfuhr Amnesty International von der kamerunischen Regierung, dass bezüglich der 25 Todesfälle in Haft bald ein Verfahren vor dem Militärgericht in Yaoundé beginnen soll. Die Identität der verstorbenen Männer ist nach wie vor nicht öffentlich bekannt. Die Familien der Verstorbenen können in dem Verfahren offenbar als Zivilkläger auftreten.

Über den Aufenthaltsort der etwa 130 "verschwundenen" Männer und Jungen weiß die Regierung eigenen Angaben zufolge nichts. Es ist davon auszugehen, dass sie Opfer des Verschwindenlassens geworden sind. Amnesty International ist nicht bekannt, dass in ihrem Fall eine Untersuchung eingeleitet worden wäre. Die Familien der Betroffenen appellieren weiterhin an die Behörden, den Verbleib der "Verschwundenen" preiszugeben, die Identität der im Gewahrsam gestorbenen Männer öffentlich zu machen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Präsidenten von Kamerun, in denen Sie ihn bitten, dafür zu sorgen, dass die Familien der gestorbenen Männer eine offizielle Bestätigung über deren Tod erhalten sowie genaue Informationen über die Todesursache, die Todesumstände und den Ort, an dem sie begraben wurden. Fordern Sie ihn auf, sicherzustellen, dass eine umfassende, unparteiische und unabhängige Untersuchung des Verschwindenlassens der etwa 130 Jungen und Männer aus Magdeme und Doublé eingeleitet wird, die Ergebnisse veröffentlicht werden und die Verantwortlichen für das Verschwindenlassen und die Todesfälle in fairen Verfahren ohne Rückgriff auf die Todesstrafe vor Gericht gestellt werden. Bitten Sie ihn zudem um die Zusicherung, dass die betroffenen Familien angemessen entschädigt werden.

Schreiben Sie in gutem Englisch, Französisch oder auf Deutsch an:
Paul Biya
P.O. Box 95
Yaoundé
KAMERUN
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: 00 237 - 222 219 376
E-Mail: contact@presidenceducameroun.com oder cellcom@prc.cm
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Kamerun
S.E. Herrn Jean-Marc Mpay
Ulmenallee 32, 14050 Berlin
Fax: 030 - 89 00 57 49
E-Mail: berlin@ambacam.de

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. September 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang