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AKTION/414: Ye Guozhu - In Schutt und Asche (ai journal)


amnesty journal 12/2007 - Das Magazin für die Menschenrechte

Ye Guozhu: In Schutt und Asche


Ye Guozhu lebte in einer Wohnung in Peking und war Inhaber eines Restaurants. Doch 2004 musste sein Grundstück einem Bauvorhaben weichen. Ye Guozhu und seine Familie wurden gezwungen, ihre Wohnung zu verlassen. Bagger fuhren vor und legten ihr Zuhause in Schutt und Asche. Eine Entschädigung für den Abriss hat Ye Guozhu bis heute nicht erhalten. Wie ihm ergeht es vielen Menschen in Peking. Sie werden gezwungen, ihre Wohnungen zu räumen, um Platz zu schaffen für große Olympia-Bauprojekte. Um das Unrecht öffentlich zu machen, beantragte Ye Guozhu die Genehmigung für eine Demonstration. Gemeinsam mit anderen wollte er gegen die Zwangsräumungen protestieren. Drei Tage später wurde er verhaftet und vor Gericht gestellt. Während des Prozesses forderten Hunderte Unterstützer vor dem Gerichtsgebäude seine Freilassung. Die Behörden zeigten sich davon unbeeindruckt. Im Dezember 2004 wurde Ye Guozhu für vier Jahre im Gefängnis eingesperrt, weil er "Streit und Unruhe geschürt" haben soll. Und damit nicht genug: ai erreichte die Nachricht, dass auch sein Sohn und sein Bruder verhaftet worden sind. Seit dem 29. September sitzen sie ohne Kontakt zur Außenwelt im Gefängnis. ai befürchtet, dass sie misshandelt oder gefoltert werden.

Die Haftbedingungen in der Volksrepublik China sind miserabel. Häufig werden die Gefangenen gedemütigt und misshandelt. Auch Ye Guozhu ist in Haft immer wieder schwer gefoltert worden: Im Untersuchungsgefängnis hängten Polizisten ihn an der Decke auf und prügelten ihn. Danach wurde er ins "Chaobai-Gefängnis" in Peking verlegt, wo sich die Haftbedingungen keineswegs verbesserten. Dort wurde er mit Elektroschlagstöcken gefoltert. Weil er trotzdem weiter seinen Schuldspruch anfechtet, ist er "aus disziplinarischen Gründen" schon zweimal in ein anderes Gefängnis verlegt worden. amnesty international ist darüber informiert, dass Ye Guozhu an starken gesundheitlichen Problemen leidet. Ob er medizinisch versorgt wird, ist nicht bekannt - Ye Guozhu hat derzeit keinen Kontakt zur Außenwelt.

Nach Einschätzung von ai waren die Anklagen gegen Ye Guozhu politisch motiviert. Sie sollten ihn daran hindern, seine Grundrechte auf freie Meinungsäußerung, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit wahrzunehmen. ai fordert seine sofortige und bedingungslose Freilassung.

Ebenfalls verurteilt ai die Praxis der Zwangsräumungen, um Platz für gigantische Bauprojekte für die Olympischen Spiele zu schaffen.


Setzen auch Sie sich bei der chinesischen Regierung für die Freilassung von Ye Guozhu ein!

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Wen,

vor den Olympischen Spielen 2008 werden große Bauprojekte in Peking realisiert. 2004 ließ man Ye Guozhus Wohnung und Restaurant abreißen. Weil er und andere öffentlich dagegen demonstrieren wollten, wurde er zu vier Jahren Haft verurteilt und schwer gefoltert.

Ye Guozhu ist allein wegen der friedlichen Ausübung seiner Menschenrechte inhaftiert. Ich fordere Sie auf, dafür zu sorgen, dass er sofort und bedingungslos freigelassen wird.

So lange er noch in Haft ist, muss er umfassend medizinisch versorgt werden. Seine Angehörigen dürfen nicht länger eingeschüchtert oder ebenfalls inhaftiert werden.

Adresse:

An den Ministerpräsidenten der VR China
Wen Jiabao Guojia Zongli
Guowuyuan, 9 Xihuangcheng Genbeijie
Beijingshi 100032
VOLKSREPUBLIK CHINA


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Quelle:
amnesty journal, Dezember 2007, S. 31
Herausgeber: amnesty international
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Telefon: 0228/98 37 30
E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Januar 2008