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AKTION/537: Urgent Action - Mexiko - Familie protestiert - Haus niedergebrannt


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-001/2010-2, AI-Index: AMR 41/006/2011, Datum: 18. Februar 2011 - jf

MEXIKO
Familie protestiert - Haus niedergebrannt

Weitere Informationen zu UA-001/2010 (AMR 41/005/2010, 5. Januar 2010 und AMR 41/005/2011, 8. Februar 2011)


erschossen:
JOSEFINA REYES, Menschenrechtsverteidigerin
entführt:
MALENA REYES, ELÍAS REYES UND LUISA ORNELAS
in Gefahr:

MARISELA REYES, SARA SALAZAR UND MARÍA LUISA GARCÍA ANDRADE

Am 15. Februar wurde das Haus der Familie der getöteten Menschenrechtsverteidigerin Josefina Reyes in Guadalupe (eine Stadt nahe Ciudad Juárez, Nordmexiko) niedergebrannt; die Familienmitglieder protestierten zu diesem Zeitpunkt vor dem Gebäude des Generalstaatsanwaltes des Bundesstaates Chihuahua. Auf das Haus einer weiteren ortsansässigen Menschenrechtsverteidigerin und Teilnehmerin an dem Protest, María Luisa García Andrade, wurde ebenfalls ein Brandanschlag verübt.

Infolge der Entführung von Malena Reyes, Elías Reyes und seiner Ehefrau Luisa Ornelas am 7. Februar hatten Marisela Reyes, die Schwester von Malena Reyes und Elías Reyes, sowie Sara Salazar, die Mutter der Geschwister, vor dem Gebäude des Generalstaatsanwaltes von Chihuahua eine Protestaktion abgehalten. Die beiden Frauen forderten eine unverzügliche und wirksame Untersuchung der Entführung sowie die Ermittlung des Aufenthaltsortes ihrer Familienangehörigen und deren unversehrte Freilassung. Um ein rasches Handeln der örtlichen Behörden zu erreichen, sind Marisela Reyes und weitere Familienangehörige in den Hungerstreik getreten. Am 15. Februar wurde das Haus der Familie Reyes in Guadalupe in Valle de Juárez (nahe Ciudad Juárez) von einer bewaffneten Gruppe niedergebrannt; dazu waren in Eigenherstellung angefertigte Benzinbomben verwendet worden. Sympathisanten, Mitglieder sozialer Organisationen und ortsansässige MenschenrechtsverteidigerInnen nahmen ebenfalls an der Protestkundgebung teil und forderten gemeinsam mit der Familie Reyes ein rasches Handeln der lokalen Behörden. Das Haus der bekannten Menschenrechtsverteidigerin María Luisa García Andrade, die für die Bürgerinitiative Nuestras Hijas de Regreso a Casa ("Unsere Töchter sollen nach Hause zurückkehren") tätig ist und sich ebenfalls dem Protest angeschlossen hatte, wurde in der Nacht zum 16. Februar ebenfalls durch einen von Unbekannten ausgeübten Brandanschlag beschädigt.

Amnesty International fürchtet um die Sicherheit der Familie Reyes und der weiteren ProtestteilnehmerInnen. Informationen der Organisation zufolge wurden keinerlei Sicherheitsmaßnahmen ergriffen um Personen, deren Sicherheit gefährdet ist, unter anderem bei einer weiteren Demonstration am 18. Februar zu schützen. Im Fall der Entführung von Malena Reyes, Elías Reyes und seiner Ehefrau Luisa Ornelas scheinen die Ermittlungen auf der Stelle zu treten.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Malena Reyes, Elías Reyes und seine Ehefrau Luisa Ornelas wurden am 7. Februar in der im Bundesstaat Chihuahua gelegenen Gemeinde Guadalupe Distrito Bravos in Valle de Juárez im Osten von Ciudad Juárez entführt. Die drei waren gemeinsam mit Sara Salazar - der Mutter von Malena, Elías und Josefina Reyes - sowie der Tochter von Josefina Reyes in einem Lastwagen unterwegs, als sie von Männern mit vorgehaltener Waffe zum Anhalten gezwungen wurden. Die Männer zerrten Sara Salazar und das Mädchen aus dem Fahrzeug heraus, ließen die beiden am Straßenrand zurück und fuhren mit Malena Reyes, Elías Reyes und Luisa Ornelas davon.

Seit 2007 werden Gewaltverbrechen in Zusammenhang mit organisierter Kriminalität in Mexiko immer häufiger. Medienberichten zufolge sind mehr als 30.000 Menschen bei gewalttätigen Zwischenfällen, die mit Drogenkartellen in Verbindung gebracht werden, getötet worden, die meisten davon in Ciudad Juárez im Bundesstaat Chihuahua. Die Regierung unter Staatspräsident Calderón versucht, die Drogenkartelle zu zerschlagen, indem sie in den am stärksten betroffenen Gebieten - insbesondere in Ciudad Juárez - tausende BundespolizistInnen und mehr als 50.000 SoldatInnen einsetzt. Ein Rückgang der Kriminalität ist jedoch nicht zu verzeichnen. Stattdessen häufen sich laut der staatlichen Menschenrechtskommission Berichte über Menschenrechtsverletzungen durch das Militär. Seit 2006 ist die Zahl gesetzeswidriger Hausdurchsuchungen, willkürlicher Inhaftierungen, Folterungen und Tötungen deutlich angestiegen. Solche Fälle werden in der Regel von der Militärjustiz untersucht. Verfahren finden vor Militärgerichten statt, sodass unparteiische und unabhängige Ermittlungen nicht garantiert sind und die große Mehrheit der Täter straffrei bleibt. Den Opfern und ihren Angehörigen wird somit das Recht auf Aufklärung der Taten und Bestrafung der Täter verwehrt. Militärangehörige sind sich der Tatsache, dass man sie in der Regel nicht zur Verantwortung zieht, bewusst.


EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

- Ich möchte meine Sorge um die Sicherheit von Marisela Reyes, Sara Salazar, ihren Familienangehörigen und die sowie der Menschen, die die Familie bei ihren Protesten unterstützen, zum Ausdruck bringen.

- Stellen Sie bitte sicher, dass in Absprache mit den Angehörigen der Familie Reyes, María Luisa García Andrade sowie weiteren örtlicher AktivistInnen Maßnahmen zu deren Schutz eingeleitet werden.

- Ich appelliere außerdem an Sie, umgehend eine Untersuchung der Anschläge auf die Häuser der Familie Reyes und Maria Luisa García Andrade einzuleiten und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

- Ich bitte Sie eindringlich, alle Anstrengungen zur Ermittlung des Verbleibs von Malena Reyes sowie der Eheleute Elías Reyes und Luisa Ornelas öffentlich zu machen. Sollten sich die genannten Personen in Haft befinden, fordere ich ihre sichere Freilassung.


APPELLE AN

INNENMINISTER
Lic. José Francisco Blake Mora
Secretario, Secretaría de Gobernación
Bucareli 99, 1er. piso
Col. Juárez, Del. Cuauhtémoc
México D.F., C.P. 06600, MEXIKO
(korrekte Anrede: Estimado Señor Secretario/Dear Minister)
Fax: - (0052) 55 5093 3414
E-Mail:- secretario@segob.gob.mx

GENERALSTAATSANWALT
Carlos Manuel Salas
Fiscalía General del Estado
Edificio de Procuraduría 3 Piso A,
C. Vicente Guerrero # 616
Col. Centro C.P. 31000 Chihuahua, MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Sir/Estimado Fiscal General)
Fax: (0052) 614 4150 314

GOUVERNEUR DES BUNDESSTAATES CHIHUAHUA
Lic. César Duarte
Gobernador del Estado de Chihuahua
Palacio de Gobierno, 1er piso, C. Aldama #901
Col. Centro, Chihuahua
Estado de Chihuahua, C.P. 31000, MEXIKO
(korrekte Anrede: Señor Gobernador/ Dear Governor)
Fax: (00 52) 614 429 3300 (wählen Sie dann die Durchwahl 11066, wenn Sie dazu aufgefordert werden)


KOPIEN AN

MENSCHENRECHTSORGANISATION IN CIUDAD JUÁREZ
E-Mail: gustavo.delarosa@gmail.com

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
S.E. Herrn Francisco N. González Díaz
Klingelhöferstraße 3, 10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23-700
E-Mail: mail@mexale.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort.
Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 1. April 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY

- Expressing concern for the safety of the Marisela Reyes, Sara Salazar, other members of the Reyes family and local activists supporting the family in their protest;

- Call for immediate measures to be taken to protect members of the Reyes family and other local human rights activists, including María Luisa García Andrade, to be implemented in accordance with the wishes of those at risk;

- Calling for the arson attack on the Reyes house and the home of Maria Luisa García Andrade to be investigated promptly and for those responsible to be brought to justice;

- Ask the authorities to make public advances in efforts to establish the whereabouts of Malena Reyes, Elías Reyes and his wife Luisa Ornelas and to ensure their safe release, including from custody if held in detention.


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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-001/2010-2, AI-Index: AMR 41/006/2011, Datum: 18. Februar 2011 - jf
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306
Fax: 030/42 02 48 - 330
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Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Februar 2011