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AKTION/851: Urgent Action - Kolumbien - Mordzeuge in Gefahr


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-328/2011, AI-Index: AMR 23/031/2011, Datum: 8. November 2011 - ns

Kolumbien
Mordzeuge in Gefahr


Herr GERSAÍN RODRÍGUEZ

Am 30. Oktober wurde Gersaín Rodríguez von Paramilitärs geschlagen, und sie versuchten ihn zu entführen. Bereits im Januar war Gersaín Rodríguez Zeuge des Mordes an seinem Bruder durch kolumbianische Paramilitärs geworden. Innerhalb des letzten Jahrzehntes sind sowohl sein Sohn als auch sein Neffe verschwunden. Gersaín Rodríguez befindet sich in Lebensgefahr.

Am 30. Oktober war Gersaín Rodríguez auf seinem Motorrad in der Gegend von Zarzal im Departamento Valle del Cauca unterwegs, als ein Auto mit drei Insassen den Weg blockierte und ihn zum Anhalten zwang. Einer der Männer schlug ihn und soll versucht haben, ihn mitzunehmen. Gersaín Rodríguez konnte jedoch auf seinem Motorrad entkommen. Die Männer verfolgten ihn, bis er auf einen örtlichen Polizeibeamten traf und diesen um Hilfe bat. Der Polizist antwortete ihm jedoch, dass er nichts für ihn tun könne.

Am 31. Oktober erhielt eine Freundin von Gersaín Rodríguez in seinem Beisein eine Textnachricht. Die Nachricht lautete folgendermaßen: "Freust du dich über den Erfolg? Du wirst dich noch viel mehr freuen, wenn du siehst, was wir mit Gersaín anstellen werden". Daraufhin meldete Gersaín Rodríguez die Drohung der Polizei, doch ihm wurde entgegnet, dass er keine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstatten solle.

Am 10. Januar wurde Gersaín Rodríguez Zeuge des Mordes an seinem Bruder Libardo Rodríguez durch das Paramilitär. In den Jahren 2003 und 2006 verschwanden sowohl der Sohn als auch der Neffe von Gersaín Rodríguez. Er ist Mitglied der Menschenrechtsorganisation Nydia Erika Bautista Human Rights Foundation und einer der Leiter eines Zusammenschlusses der Familien von verschwundenen Personen in Zarzal, deren Aktionen das Ziel haben, Informationen über den Verbleib ihrer vermissten Angehörigen zu erhalten. Seit er Zeuge des Mordes an seinem Bruder wurde, bat Gersaín Rodríguez wiederholt um Schutzmaßnahmen, die ihm aber bislang verwehrt werden.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Nachdem die ZeugInnen den Mord an Libardo Rodríguez Anfang dieses Jahres vor der Staatsanwaltschaft zur Anzeige gebracht hatten, erhielt einer der ZeugInnen einen Anruf auf dem Handy. Offenbar war es der mutmaßliche Mörder, der fragte, ob der Tod ihm sehr weh getan hätte, und der sich damit auf den Zeugenbericht gegenüber der Staatsanwaltschaft bezog. Bei einem weiteren Anruf wurde dem Zeugen mit dem Tod gedroht. Es ist unklar, wie das Paramilitär, das für den Mord an Libardo Rodríguez verantwortlich gemacht wird, die Handynummer des Zeugen erhalten konnte, insbesondere da die Anrufe kurz nach Abgabe der Zeugenaussage bei der Staatsanwaltschaft getätigt wurden.

Der Sohn von Gersaín Rodríguez, Gersaín Andrés Rodríguez, verschwand aus dem Haus seiner Großmutter in Medellín. Man fand seine Leiche am 19. Juni in der Gegend von Guarne im Departamento Antioquia. Der Sohn seines Bruders, Julián Alberto Rodríguez, verschwand im Jahr 2006. MenschenrechtsverteidigerInnen und diejenigen, die sich für Gerechtigkeit einsetzen, wurden in den letzten Jahren oftmals Ziel von Drohungen und Tötungen. Die meisten dieser Fälle werden den paramilitärischen Gruppen zugeschrieben, die häufig in Zusammenarbeit mit den Sicherheitskräften agieren. Auch Guerillagruppen machen häufig MenschenrechtlerInnen und andere soziale AktivistInnen zur Zielscheibe, durch die sie ihre Interessen gefährdet sehen. Berichten zufolge werden die paramilitärischen Gruppen Kolumbiens auf Initiative der Regierung bereits seit 2003 demobilisiert. Allerdings beweisen die Drohungen gegen Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften in Valle del Cauca und auch im Rest des Landes, dass die Gruppen nach wie vor aktiv sind.


EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

- Ich bin sehr besorgt um die Sicherheit von Gersaín Rodríguez und fordere Sie auf, in Absprache mit ihm geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

- Ich fordere Sie außerdem auf, eine vollständige und unparteiische Untersuchung der Überfälle, Drohungen und der versuchten Entführung von Gersaín Rodríguez als auch des Mordes an Libardo Rodríguez einzuleiten, die Ergebnisse zu veröffentlichen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

- Ich möchte Sie bitten, unverzüglich alle nötigen Schritte zu unternehmen, um gemäß den Verpflichtungen der kolumbianischen Regierung und den Empfehlungen der UN sowie auch anderer zwischenstaatlicher Organisationen den paramilitärischen Gruppen Einhalt zu gebieten und alle Verbindungen zu Sicherheitskräften zu unterbinden.


APPELLE AN

STAATSPRÄSIDENT
Juan Manuel Santos
Presidente de la República
Palacio de Nariño
Carrera 8. No. 7-26,
Bogotá
KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Dear President Santos / Excmo. Sr. Presidente Santos / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 57) 1 596 0631

INNENMINISTER
Germán Vargas Lleras
Ministerio Del Interior
Carrera 9a. No. 14-10
Bogotá
KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Dear Minister Vargas / Estimado Sr. Ministro Vargas / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 57) 1 242 -7400 oder -2351 (nach Fax fragen: "Me da tono de fax, por favor")

GENERALSTAATSANWÄLTIN
Sra. Viviane Morales
Fiscal General de la Nación
Diagonal 22B (Av. Luis Carlos Galán No. 52-01) Bloque C, Piso 4,
Bogotá
KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Dear Attorney General / Estimada Sra. Fiscal General / Sehr geehrte Frau Generalstaatsanwältin)
Fax: (00 57) 1 570 -2000 oder -2023 (nach Fax fragen: "Me da tono de fax, por favor")


KOPIEN AN
BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S.E. Herr Juan Mayr Maldonado
Kurfürstenstr. 84
10787 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 20. Dezember 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY

- Express concern for Gersaín Rodríguez's safety and call for protection measures to guarantee his safety, in line with his wishes.

- Call on the authorities to launch a full and impartial investigation into the attack, threats and attempted kidnapping of Gersaín Rodríguez as well as the killing of Libardo Rodríguez, and to publish the results and bring those responsible to justice.

- Urge the authorities to take immediate action to dismantle paramilitary groups and break any links to the security forces, in line with stated government commitments and recommendations made by the UN and other intergovernmental organizations.


*


Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-328/2011, AI-Index: AMR 23/031/2011, Datum: 8. November 2011 - ns
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. November 2011