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NAHOST/125: Zwangsräumungen in ägyptischen Slums stoppen


Amnesty International - Pressemitteilung vom 23. August 2011

Amnesty-Bericht spricht von historischer Chance zur Achtung der Rechte von Slumbewohnern

Zwangsräumungen in ägyptischen Slums stoppen


23. August 2011 - Die ägyptische Politik muss endlich die Rechte der zwölf Millionen Slumbewohner achten, das fordert Amnesty International in einem neuen Bericht. "Den Bewohnern der ägyptischen Slums muss ein Leben in Würde ermöglicht werden. Die politische Wende in Ägypten bietet hier eine historische Chance", sagt Henning Franzmeier, Ägypten-Experte von Amnesty International.

Etwa jeder siebte Ägypter wohnt in einem Slum. Der neue Amnesty-Bericht dokumentiert detailliert den Umgang der Behörden mit den Bewohnern dieser "informellen Siedlungen". "Die Menschen in den ägyptischen Slums dürfen nicht länger als Verschiebemasse behandelt werden. Sie müssen mitbestimmen, wie ihre Wohnsituation verbessert werden kann", betont Franzmeier. "Bisher handelten die Behörden über die Köpfe der Betroffenen hinweg. Wer wagte zu widersprechen, der musste damit rechnen, dass die Polizei ihn festnimmt oder seine Behausung zerstört wird."

Oft leben die Menschen in den Slums unter lebensbedrohlichen Umständen. Beispielsweise müssen in Manshiyet Nasr, einer informellen Siedlung in Kairo, ungezählte Bewohner ständig mit einem Felssturz rechnen. Ein solcher hat 2008 mindestens 119 Menschenleben gefordert. Die Behörden suchen in diesen Fällen nicht gemeinsam mit den Betroffenen nach einer Lösung. Stattdessen werden immer wieder Menschen aus Gebieten, die als unsicher gelten, in weit entfernte Trabantenstädte zwangsumgesiedelt oder bleiben ganz ohne Dach über dem Kopf.

Etwa 40 Prozent der ägyptischen Bevölkerung leben von weniger als zwei US-Dollar am Tag. Die Achtung der Würde und der Menschenrechte dieser Millionen Menschen war eine wichtige Forderung der Protestbewegung, die den Sturz von Mubarak erreicht hat. "Eine neue Politik gegenüber den Slumbewohnern wäre ein wichtiger Schritt, zentrale Forderungen der Protestbewegung zu erfüllen", so Franzmeier.


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Quelle:
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. August 2011