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AFRIKA/262: Ägypten - Elf Kopten ermordet


Presseerklärung vom 4. Februar 2011

Neue Übergriffe auf christliche Minderheit

Elf Kopten sterben bei Massaker in Ägypten - Minderheit fürchtet mehr Gewalt


Zwei koptische Familien sind mit Hilfe muslimischer Nachbarn von Anhängern radikal-islamischer Gruppen in einem 200 Kilometer südlich der Hauptstadt Kairo gelegenen Dorf ermordet worden, teilte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag mit. "Das Massaker ereignete sich bereits am 30. Januar 2011. Insgesamt elf Menschen starben, darunter ein dreijähriges Mädchen. Doch aufgrund der Informationssperren der ägyptischen Behörden konnten wir erst gestern Abend über das Verbrechen informiert werden", sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Auch aus anderen Landesteilen werden Übergriffe auf Geschäfte von Kopten gemeldet. Angehörige der Minderheit berichteten, im Zuge der in mehreren ägyptischen Städten eskalierenden Gewalt werden besonders Geschäfte von Kopten geplündert.

Die Morde ereigneten sich am Sonntagnachmittag in dem südlich der 75.000 Einwohner zählenden Stadt Maghaga (Provinz Minya) gelegenen Dorf Sharuna in der Nähe des Nils. Angesichts der unsicheren Lage hatten sich zwei koptische Familien in ihren Häusern eingeschlossen. Namentlich bekannte Anhänger radikal-islamischer Gruppen drangen mit Hilfe von muslimischen Nachbarn über das Dach in das Haus von Joseph Waheeb Massoud ein und töteten ihn sowie seine Frau Samah, seine 15-jährige Tochter Christine und seinen acht Jahre alten Sohn Fady Youssef. Eine andere Gruppe radikaler Muslime verschaffte sich Zutritt zum Haus des Kopten Saleeb Ayad Mayez, ermordete den Familienvater sowie seine Frau Zakia, seine drei Jahre alte Tochter Justina, seinen vier Jahre alten Sohn Joseph, seine Mutter Zakia, seine 23-jährige Schwester Amgad und Frau Saniora Fahim. Weitere vier Kopten überlebten mit Schussverletzungen. Beide Häuser wurden von den Angreifern anschließend geplündert.

Die GfbV appellierte dringend an die ägyptische Regierung, den Schutz der Kopten zu gewährleisten und die Mörder zu bestrafen. Die mehr als 8.500 Mitglieder ihres E-Mail-Aktionsnetzwerkes rief die GfbV dazu auf, von der ägyptischen Botschaft in Berlin ein sofortiges Ende der Gewalt gegen Kopten zu fordern. "Präsident Hosni Mubarak treibt ein unwürdiges und gefährliches Spiel, wenn er die Gewalt gegen die christliche Minderheit eskalieren lässt, um sich dann als Retter vor dem wachsenden Einfluss der Muslimbrüder zu präsentieren." Mubarak hatte am Donnerstagabend erklärt, nur sein Regime könne Chaos und Anarchie in Ägypten verhindern.

Als "ungeheuerlich" bezeichnete die GfbV die staatlich gesteuerten Übergriffe auf Menschenrechtler und Journalisten. "Mit seiner Hatz gegen Augenzeugen staatlicher Gewalt verabschiedet sich das Mubarak-Regime aus dem Kreis zivilisierter Staaten", heißt es in ihrem Aufruf für Protest-Mails an die Botschaft Ägyptens.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 4. Februar 2011
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Februar 2011