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AFRIKA/434: Zentralafrikanische Republik - 69.000 Muslime fliehen vor Übergriffen


Presseerklärung vom 9. Februar 2014

Zentralafrikanische Republik: 69.000 Muslime fliehen vor Übergriffen

- Minderheit muss besser geschützt werden
- Friedenstruppen schaffen es nicht Gewalt zu stoppen
- Schwere Menschenrechtsverletzungen halten an



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat vor einem Scheitern des Friedenstruppen-Einsatzes in der Zentralafrikanischen Republik gewarnt. "Auch neun Wochen nach Beginn der französischen Militärintervention ist es den französischen Soldaten und Friedenstruppen aus afrikanischen Staaten noch nicht gelungen, die Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik zu stoppen", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. "Besonders dramatische Folgen hat ihr Scheitern für die muslimische Minderheit. Aus Angst vor Racheakten sind bereits 69.000 Muslime seit dem 21. Dezember 2013 in Nachbarländer geflohen. Dringend müssen die Friedenstruppen den Schutz dieser Minderheit verstärken, um eine Vertreibung der gesamten Bevölkerungsgruppe und neue Gewaltverbrechen zu verhindern."

Weitere 4.000 Muslime sind seit letztem Mittwoch auf eine stillgelegte Luftwaffen-Basis in Bangui gebracht worden, um von dort in andere Staaten evakuiert zu werden. Doch viele dieser Flüchtlinge sind in der Zentralafrikanischen Republik geboren oder besitzen gültige Ausweispapiere dieses Staates. Sie wissen nicht, wohin sie fliehen sollen, da das Nachbarland Tschad nur seine eigenen Staatsbürger repatriiert. Ganze Stadtviertel und Dörfer wurden ausgelöscht und die Bewohner vertrieben. "Der erzwungene Exodus wird nicht nur die Versöhnung zwischen Christen und Muslimen erschweren, sondern wird auch wirtschaftlich das Land um Jahrzehnte zurückwerfen", erklärte Delius. "Es ist eine Tragödie, dass es den internationalen Friedenstruppen nicht gelungen ist, mit einem wirksamen Schutz der Minderheit diese Massenflucht zu verhindern."

Doch nicht nur Muslime, die rund 15 Prozent der Bevölkerung stellen, sind auf der Flucht. Auch für Christen gibt es keine Sicherheit. Jeder vierte Bewohner der Zentralafrikanischen Republik ist heute auf der Flucht. Rund 840.000 Menschen leben als Binnenflüchtlinge in dem Land. Allein in Bangui sind 413.000 Flüchtlinge in 68 Camps untergebracht. Weitere 246.000 Menschen haben in den Nachbarstaaten Zuflucht gesucht.

Jeden Tag werden in der Hauptstadt Bangui zurzeit 55 Muslime und Christen in Krankenstationen eingeliefert, die bei Übergriffen von Milizionären, Soldaten und Zivilisten verletzt wurden. Die meisten Verletzten haben Schusswunden oder wurden von Machete-Hieben getroffen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 9. Februar 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Februar 2014