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AFRIKA/444: Blutiges Wochenende in Nord-Nigeria - 112 Menschen sterben im Boko-Haram-Konflikt


Presseerklärung vom 3. März 2014

Blutiges Wochenende in Nord-Nigeria: 112 Menschen sterben im Boko-Haram-Konflikt - 661 Tote seit Jahresbeginn

- Nigerias Sicherheitskräfte scheitern im Kampf gegen Boko Haram
- Fast 2.000 Tote seit Mai 2013



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Nigerias Polizei und Armee vorgeworfen, im Kampf gegen die islamistische Boko-Haram-Sekte zu versagen. "Statt die Zivilbevölkerung wirksam vor dem Terror zu schützen, sterben jede Woche mehr Zivilisten", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. "Am letzten Wochenende kamen erneut 112 Menschen zu Tode. Seit Jahresbeginn 2014 fielen jede Woche durchschnittlich 82 Christen und Muslime in Nord-Nigeria der Gewalt der Sekte zum Opfer. So starben 661 Menschen alleine seit dem 1. Januar 2014 bei Bombenanschlägen und Überfällen der Extremisten. Seit der Ausrufung des Ausnahmezustandes in den Bundesstaaten Borno, Yobe und Adamawa am 14. Mai 2013 sind 1.962 Christen und Muslime im Boko-Haram-Konflikt gestorben."

Die Verhängung des Ausnahmezustandes und die damit verbundene drastische Einschränkung der Bürgerrechte begründete Nigerias Bundesregierung damals mit dem Schutz der Zivilbevölkerung vor neuen Übergriffen der Sekte und mit einer wirksameren Antiterror-Strategie. "Doch Boko Haram mordet weiter Christen und Muslime und ist präsenter denn je zuvor in Nord-Nigeria. Zwar fällt es der Sekte heute schwerer, in den Städten Nord-Nigerias zu operieren, doch die ländlichen Gebiete und viele Straßenverbindungen sind nicht sicher", sagte Delius. "Der Terror von Boko Haram und der Gegenterror der Sicherheitskräfte haben sowohl Christen als auch Muslime in Nord-Nigeria tief verunsichert. Denn schon lange sind nicht mehr nur Christen Opfer der Gewalt der Islamisten, sondern auch Muslime."

Der Ärger unter der Zivilbevölkerung wächst noch, wenn wie am letzten Freitagabend im Dorf Dugolong versehentlich Zivilisten im Antiterror-Kampf von der Armee getötet werden. Durch Luftangriffe und Bombardements der nigerianischen Luftwaffe starben in der Siedlung 20 Menschen und 25 Personen erlitten zum Teil schwere Verbrennungen, weil ein Kampfjet irrtümlich das Dorf für ein Ausbildungslager von Boko Haram gehalten hatte.

Weitere 52 Menschen kamen am letzten Samstag in der Stadt Maiduguri bei zwei kurz hintereinander gezündeten Autobomben-Anschlägen zu Tode. Die Opfer waren zumeist Fußball-Fans, die vor Fernsehgeräten Fußballspiele verfolgten. Am Samstagabend überfielen schließlich Boko-Haram-Kämpfer das Dorf Mainok, töteten 39 Bewohner und zerstörten die gesamte Siedlung.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 3. März 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. März 2014