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AFRIKA/453: Nigeria - 250.000 Flüchtlinge seit Januar 2014, Hilfe verstärken!


Presseerklärung vom 24. April 2014

Gewalt im Nordosten Nigerias hält an:

250.000 Zivilisten sind seit Januar 2014 vor islamistischer Gewalt geflohen
Humanitäre Hilfe verstärken!



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat dringend mehr humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung im Nordosten Nigerias gefordert, die unter dem anhaltenden Terror der islamistischen Boko-Haram-Sekte leidet. "Nach offiziellen nigerianischen Statistiken sind seit Januar 2014 rund 250.000 Zivilisten in den Bundesstaaten Yobe, Adamawa und Borno vor Überfällen von Boko Haram geflohen", berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. "Aus Angst vor neuen Übergriffen suchen die Flüchtlinge nicht in Camps von staatlichen Einrichtungen oder Hilfsorganisationen Schutz, sondern verbergen sich bei Familienangehörigen und Freunden. Trotzdem brauchen sie dringend mehr Unterstützung, da es keine Hoffnung auf ein baldiges Ende der Gewalt und auf eine schnelle Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimatdörfer gibt."

Hilfsorganisationen stehen im Nordosten Nigerias vor besonders großen Herausforderungen. Die eskalierende Gewalt erschwert ihre humanitäre Arbeit, da sie befürchten müssen, selbst gezielt von Boko Haram angegriffen zu werden. So sind in der Region aufgrund der katastrophalen Sicherheitslage trotz der großen Not nur wenige humanitäre Organisationen tätig. Darüber hinaus ist es sehr schwierig, die bedürftigen Binnenflüchtlinge mit Hilfsgütern zu erreichen, weil sich die verängstigten Menschen nirgendwo offiziell registrieren lassen.

"Die Lage der Zivilbevölkerung im Nordosten Nigerias ist tragisch", erklärte Delius. "Sie wird regelrecht zerrieben zwischen dem Terror von Boko Haram und der Gegengewalt der Sicherheitskräfte." Manche Dörfer wurden schon drei- oder viermal von Boko-Haram-Kämpfern überfallen, Christen und Muslime wahllos ermordet. Aus Angst um ihr Leben wagen es die meisten Bauern nicht, ihre Felder zu bewirtschaften. In vielen Dörfern und Kleinstädten ist die soziale Infrastruktur zusammengebrochen. So wurden hunderte Schulen geschlossen, da Lehrerinnen und Lehrer geflohen sind und kein Unterrichtsbetrieb mehr möglich ist. Auch 37 Prozent der Krankenstationen mussten schließen, da kein fachkundiges medizinisches Personal mehr zur Verfügung steht. Rund die Hälfte der zwölf Millionen Einwohner der drei Bundesstaaten sind unmittelbar von dem Terror von Boko Haram betroffen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 24. April 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. April 2014