Schattenblick → INFOPOOL → BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER


AFRIKA/638: Vergessener Krisenherd Burundi - Regierung spielt Hungerkatastrophe herunter


Presseerklärung vom 27. Februar 2017

Vergessener Krisenherd Burundi:
Regierung spielt Hungerkatastrophe herunter

Mehr Hilfe für Flüchtlinge dringend benötigt


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Burundis Regierung vorgeworfen, das Ausmaß der drohenden Hungerkatastrophe gezielt herunterzuspielen und damit das Überleben zehntausender Menschen zu gefährden. Dringend forderte die Menschenrechtsorganisation mehr internationales Engagement zur Lösung der Burundi-Krise sowie mehr humanitäre Hilfe für die 384.000 Flüchtlinge in den Nachbarländern. "Es ist ein Skandal, dass Burundi-Flüchtlinge kaum Unterstützung bekommen. Bislang liegen nur Finanzierungszusagen für ein Bruchteil der 2017 von den Vereinten Nationen benötigten Mittel vor", kritisierte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. "Wenn die Europäische Union (EU) Flucht nach Europa wirksam bekämpfen will, dann darf sie Afrikas Staaten mit der Last der Aufnahme von Flüchtlingen nicht allein lassen." In Burundi haben die langanhaltende Dürre im Osten des afrikanischen Kontinents und bürgerkriegsähnliche Zustände sowie Willkür und schwere Menschenrechtsverletzungen den Anbau und die Ernte von Feldfrüchten behindert.

Seit der Eskalation der Burundi-Krise im April 2015 haben Tansania 224.000, Ruanda 84.000, Uganda 44.000 und die Demokratische Republik Kongo 32.650 Flüchtlinge aus Burundi aufgenommen. Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) geht davon aus, dass der Exodus aus dem ostafrikanischen Staat noch weiter anhalten wird und bis zum Jahresende 500.000 Menschen das Land geflohen sein werden. Für die Versorgung der Flüchtlinge benötigt der UNHCR in diesem Jahr 214,5 Millionen US-Dollar, doch nur 100.000 US-Dollar wurden bisher von der Afrikanischen Union fest zugesagt.

Rund 40 Prozent der 11,2 Millionen Einwohner Burundis sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Rund 900.000 Menschen benötigen dringend Nahrungsmittelhilfe, um zu überleben. Fast 50 Prozent aller Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und vier Jahren sind chronisch mangelernährt. Durch die Eskalation der Gewalt sind die Preise explodiert, so dass Familien bis zu zwei Dritteln ihres Einkommens für Nahrungsmittel aufwenden müssen.

Trotz der desaströsen Versorgungslage will Burundis Regierung nicht von einer drohenden Hungerkatastrophe sprechen. Regierungsvertreter beschönigen die Situation und räumen nur ein zeitweiliges "Defizit" in der Agrarproduktion ein. "Nachdrücklich sollte der Weltsicherheitsrat Burundis Regierung vor einer Verschleppung oder Blockade von Hungerhilfe warnen und deutlich machen, dass dies als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit angesehen werden könnte", erklärte Delius. "Der Weltsicherheitsrat sollte sich intensiver mit der Burundi-Krise beschäftigen und das Land nachdrücklich zur Kooperation mit den UN auffordern."

*

Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 27. Februar 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Februar 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang