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AFRIKA/707: Äthiopien - Olympiastar will zurückkehren


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 16. August 2018

Äthiopiens Olympiastar will aus dem Exil zurückkehren - Prominenter Oromo-Marathonläufer vertraut Demokratisierung - Zeichen der Hoffnung für Äthiopien


Göttingen, den 16. August 2018 - Als Zeichen der Hoffnung für eine nachhaltige Demokratisierung Äthiopiens bezeichnet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den Entschluss des Oromo-Olympiasiegers Feyisa Lilesa, aus dem US-amerikanischen Exil in seine Heimat Äthiopien zurückzukehren. Der Silbermedaillengewinner im Marathonlauf hatte bei der Olympiade in Rio de Janeiro im August 2016 mit einer symbolischen Geste beim Zieleinlauf auf die Verfolgung von Oromo in Äthiopien aufmerksam gemacht. "Seine über dem Kopf verschränkten Arme gingen als Zeichen des friedlichen Widerstands der Oromo um die Welt und sorgten dafür, dass die Öffentlichkeit die blutige Niederschlagung ihrer friedlichen Proteste erstmals wahrnahm", berichtete der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen.

Lilesa wird in Äthiopien nicht nur von Oromo, sondern auch von kritischen Bürgerinnen und Bürgern anderer ethnischer Gemeinschaften als Volksheld verehrt, weil er mit seiner mutigen Geste das Schweigen zur brutalen Verfolgung von Regimegegnern brach. Nachdem Äthiopiens Leichtathletik-Verband und das Olympische Komitee des Landes am Dienstag an Lilesa appelliert hatten, nach Äthiopien zurückzukehren, und ihm einen großartigen Empfang versprochen hatten, hatte der Sportler am Mittwoch in einem Interview seine Rückkehr angekündigt. Der Spitzensportler möchte erneut für Äthiopien an Leichtathletik-Wettkämpfen teilnehmen. "Seine symbolträchtige Rückkehr wird den Neustart Äthiopiens im Umgang mit den jahrzehntelang verfolgten Oromo fördern und viel zur Versöhnung im Land beitragen", erklärte Delius. Lilesa hatte nach seinem spektakulären Protest in Rio de Janeiro aus Angst vor politischer Verfolgung vollkommen mit seinem Heimatland gebrochen.

Ende Juli 2018 hatte der neue äthiopische Premierminister, der Oromo Abiy Ahmed, dem Bundesstaat Minnesota in den USA einen viel beachteten Besuch abgestattet. In Minnesota leben mehr als 40.000 Oromo im Exil. Dort hat auch der einflussreiche Oromo-Fernsehsender Oromo Media Network seinen Sitz. Sehr geschickt hatte Ahmed bei seinem Besuch um das Vertrauen der in den USA bedeutsamen Oromo-Gemeinschaft geworben. "Dieses Werben des Premierministers um Unterstützung beim Neuanfang einer Demokratisierung dürfte Lilesas Entschluss mit beeinflusst haben", sagte Delius.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 16. August 2018
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. August 2018

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