Schattenblick → INFOPOOL → BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER


AFRIKA/708: Hoffnung auf Frieden im umkämpften Osten Äthiopiens


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 28. August 2018


Umstrittener Regionalpräsident wird verhaftet und soll wegen Menschenrechtsverletzungen angeklagt werden

Bedrängte Christen hoffen auf mehr Schutz

Göttingen, den 28. August 2018 - Als Zeichen der "Hoffnung für Frieden und Gerechtigkeit" für eine der am meisten umkämpften Regionen Ostafrikas hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Entmachtung und Verhaftung des früheren Regionalpräsidenten des Ogaden in Äthiopien bezeichnet. "Der Warlord Abdi Mohammed Omar war als Schlächter allseits gefürchtet. Sein Staatsterror hat tausenden Somalis und Oromo das Leben gekostet. Auch versagte er beim Schutz von Christen, die Opfer von Angriffen radikaler Islamisten wurden", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Der langjährige Präsident der Regionalregierung im Ogaden war gestern festgenommen worden und soll wegen Menschenrechtsverletzungen zur Verantwortung gezogen werden. Er war Anfang des Monats von der Regierung Äthiopiens abgesetzt worden, nachdem radikale Islamisten acht Kirchen in Brand gesetzt und sechs Priester ermordet hatten.

"Erstmals seit mehr als 20 Jahren des Bürgerkriegs und schwerster Menschenrechtsverletzungen gibt es in der strategisch bedeutsamen Region an der Grenze zu Somalia die Chance für einen dauerhaften Frieden", sagte Delius. Nach der Absetzung des gefürchteten Despoten hatte die gegen seine Regionalregierung kämpfende Freiheitsbewegung ONLF der Somalis am 12. August 2018 einen einseitigen Waffenstillstand angekündigt und sich zu Friedensverhandlungen mit Äthiopiens neuer Staatsführung bereit erklärt. Der Ogaden gilt als Schlüssel zur Kontrolle des Horns von Afrika. Äthiopiens neue Regierung hat daher größtes Interesse an Frieden und Stabilität in der ölreichen Region. Mehrfach führten Äthiopien und Somalia bereits Krieg, um sich die Kontrolle über den Ogaden zu sichern.

Systematisch hatte der frühere Regionalpräsident Spannungen zwischen ethnischen Gruppen geschürt. So hetzte er Somali-Nomaden gegen Oromo-Bauern auf, so dass allein im Jahr 2017 mehr als 100.000 Menschen fliehen mussten. Seine gefürchtete Liyu-Polizei säte mit ihrem Terror Angst und Schrecken unter der Zivilbevölkerung. Sie war vor allem wegen ihrer Folter gefürchtet, hungerte aber auch mehrfach ganze Regionen aus, um die ONLF zu zerschlagen.

Äthiopiens Premierminister Abiy Ahmed hat den Christen im Ogaden nach der Absetzung des Regionalpräsidenten Schutz vor Gewalt versprochen. "Doch wenn Ahmed die Region stabilisieren will, muss er auch die schwierige Frage lösen, wie die Somalis an den Erlösen der Ölförderung stärker beteiligt werden und an der Entwicklung partizipieren können. Bislang wurde die lokale Bevölkerung übergangen, was die Konflikte im Ogaden anheizte", sagte Delius.

*

Quelle:
Pressemitteilung vom 28. August 2018
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. August 2018

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang