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ASIEN/219: Thailand - Hmong-Flüchtlinge sollen nach Laos ausgewiesen werden


Presseerklärung vom 3. September 2007

Thailand will Hmong-Flüchtlinge zu "freiwilliger Rückkehr" nach Laos zwingen!


Alarmierende Nachrichten erreichten die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Montag aus Thailand: Dort sollen Flüchtlinge aus Laos zur "freiwilligen Rückkehr" in ihr Heimatland gezwungen werden, obwohl ihnen dort Folter und Tod drohen. Nach Informationen der GfbV hat die laotisch-thailändische Grenzkommission im thailändischen Hmong-Flüchtlingslager Ban Huay Nam Khao am vergangenen Sonntag (02.09.) acht führende Repräsentanten der Hmong massiv unter Druck gesetzt, entsprechende Dokumente zu unterzeichnen. Die Flüchtlinge weigerten sich jedoch beharrlich. Für den heutigen Montag wurden sie deshalb erneut einbestellt. Thailand erkennt die Hmong nicht als Flüchtlinge an. Dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR wird der Zugang zu den knapp 8.000 im Flüchtlingslager untergebrachten Hmong aus Laos verweigert.

"Die Hmong sind verzweifelt. Viele wollen lieber sterben als jemals wieder nach Laos zurückzukehren", berichtete der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Dort haben sie sich jahrelang vor gnadenloser Verfolgung durch das Militär versteckt gehalten und schließlich unter Lebensgefahr die rettende Grenze nach Thailand überquert. Sie jetzt in die Hände ihrer Verfolger auszuliefern, wäre ein fataler Verstoß gegen die Menschenrechte und die Menschlichkeit. Die Gesellschaft für bedrohte Völker appellierte deshalb dringend an die Behörden des Königreiches, diesen existenziell bedrohten Minderheitenangehörigen Zuflucht zu gewähren."

Die thailändisch-laotische Grenzkommission tagt noch bis Dienstag. In der Vergangenheit hatten sich die beiden Länder bei solchen Treffen wiederholt darauf geeinigt, alle laotischen Hmong-Flüchtlinge nach Laos zu deportieren. Mehr als 300 Hmong wurden im letzten Jahr zwangsweise abgeschoben - meist unter Einsatz von Tränengas, Schlagstöcken und Elektroschockern.

"Die starken internationalen Proteste gegen die erfolgten Zwangsabschiebungen veranlassen Thailand nun offenbar, den Anschein zu erzeugen, die Flüchtlinge gingen freiwillig zurück", vermutet Delius. Thailand interessiere sich nicht für die Lösung der humanitären Notlage, sondern nur für seine guten Beziehungen zum Nachbarland: Obwohl mehrere Drittländer angeboten hätten, die Hmong aufzunehmen, weigere sich Thailand strikt, sie in ein anderes Land außer Laos ausreisen zu lassen.

In den Dschungelregionen von Laos verstecken sich noch rund 10.000 Hmong - meist Nachkommen ehemaliger Widerstandskämpfer, die jedoch schon lange nicht mehr kämpfen, unter ihnen viele Frauen und Kinder. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit werden sie von laotischem und vietnamesischem Militär gejagt, gefoltert, missbraucht und ermordet. Tausende Augenzeugenberichte sowie Foto- und Videoaufnahmen beweisen diese Verbrechen, doch die laotische Regierung leugnet sie.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 3. September 2007
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. September 2007