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ASIEN/276: Gewalt gegen Christen in Indien


Presseerklärung vom 29. Oktober 2008

Gewalt gegen Christen in Indien

Katholischer Pfarrer stirbt nach pogromartigen Übergriffen


Am Dienstagabend erlag in Indien der katholische Vater Bernhard Digal seinen schweren Verletzungen, die ihm bei pogromartigen Übergriffen radikaler Hindu im Bundesstaat Orissa am 24. August 2008 zugefügt worden waren. Mit großer Trauer wurde die Nachricht in der Krisenregion Kandhamal in Orissa aufgenommen. Dies berichtete der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) heute ein Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation, der zurzeit die Unruheregion besucht.

Der 46 Jahre alte Schatzmeister der Diözese Cuttack-Bhubaneshwar hatte noch in einem Interview im September 2008 über die pogromartigen Übergriffe berichtet: "Der Angriff auf Christen in Orissa war eine Attacke gegen die Heiligkeit und Würde des menschlichen Lebens. Die Welt muss dies wissen", erklärte Vater Digal damals. In Orissa würden Christen schlimmer behandelt als Tiere, beklagte der katholische Geistliche. "Jede mögliche Demütigung, Obszönität und Folter wird den hilflosen Christen zugefügt. Männer, Frauen, Kinder, jeder war Ziel der brutalen Gräueltaten", berichtete Digal in einem am 10. September 2008 veröffentlichten Interview.

Der Geistliche hatte schwere Kopf- und Rückgratverletzungen erlitten, als er am 24. August Hilfe für einen erkrankten Dorfpfarrer holen wollte, dessen Kirche und Gemeindehaus von aufgebrachten Hindu bedrängt wurde. Als es ihm nicht gelang, sich in den Wäldern zu verstecken, kehrte er zu der inzwischen niedergebrannten Kirche des Ortes zurück. Dort wurde er vom Mob aufgegriffen, seine Kleider wurden ihm vom Leib gerissen, stundenlang wurde er mit Knüppeln und Stöcken geschlagen. Im Glauben, den Geistlichen totgeschlagen zu haben, ließen die Dorfbewohner Vater Digal zurück. Schließlich wurde er von Überlebenden der Übergriffe in ein Krankenhaus gebracht, wo die Ärzte unter anderem schwere Gehirnblutungen feststellten.

Bei pogromartigen Übergriffen gegen Christen wurden in Indien seit August 2008 rund 60 Christen getötet und 140 kirchliche Einrichtungen zerstört. Mehr als 50.000 Christen flohen vor Gewalt. Gemäß der Volkszählung aus dem Jahr 2001 sind 2,1 Prozent der Bewohner Orissas Christen. Ein Großteil von ihnen sind Adivasi-Ureinwohner, die in der indischen Kastengesellschaft jahrzehntelang benachteiligt wurden und in den christlichen Kirchen erstmals Anerkennung und Respekt erfuhren. Erst am vergangenen Wochenende hatte Papst Benedikt einen besseren Schutz der Christen in Indien gefordert.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 29. Oktober 2008
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Oktober 2008