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ASIEN/489: Religionsfreiheit in Indonesien in Gefahr


Presseerklärung vom 10. Februar 2013

Religionsfreiheit in Indonesien in Gefahr

Außenminister Westerwelle besucht Indonesien (10./11.2.)
Bombenanschlag auf katholische Kirche in Makassar (10.2.)



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat vor einer zunehmenden Unterhöhlung der Glaubensfreiheit in Indonesien gewarnt. "Christen, Schiiten, Ahmadiyyah und Buddhisten werden immer häufiger Opfer von Übergriffen religiöser Extremisten in Indonesien", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. "Wir erwarten von Außenminister Guido Westerwelle, dass er sich bei seinem Indonesien-Besuch auch für den Schutz religiöser Minderheiten einsetzt. Indonesiens Behörden müssen dringend mehr für die Sicherheit nicht-sunnitischer Religionsgemeinschaften tun, ansonsten droht ein Exodus dieser Minderheiten."

"Der heutige Sonntag ist ein schwarzer Tag für Indonesiens Christen", sagte Delius. "Denn erneut wurde eine Kirche von sunnistischen religiösen Extremisten in Brand gesetzt, um Angst unter Christen zu verbreiten. Am heutigen Sonntagmorgen war ein Brandanschlag auf eine katholische Kirche im Bezirk Makassar (Insel Sulawesi) verübt worden. Die Fassade der Toraja Mamasa Kirche der Jordanischen Kongregation in Panakukkang bei Makassar war am Sonntagmorgen in Flammen aufgegangen, nachdem drei mutmaßliche religiöse Extremisten eine Brandbombe gegen die Fassade geworfen hatten.

"Deutschlands Interesse an einem Ausbau der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu Indonesien darf nicht dazu führen, dass kritische Themen wie der mangelnde Schutz von Andersgläubigen beim Westerwelle-Besuch nicht angemessen angesprochen werden", forderte Delius. "Indonesien bezeichnet sich als größte Demokratie Südostasiens und muss sich daher auch an den eigenen Ansprüchen messen lassen. Es widerspricht internationalen Menschenrechtskonventionen und indonesischem Recht, wenn christliche Kirchen wie in der Provinz Aceh willkürlich geschlossen werden und in den Straßen öffentlich Jagd auf Schiiten und Ahmadiyyah gemacht wird."

So können in Aceh rund 15.000 Christen ihre Gottesdienste nicht mehr in ihren Kirchen abhalten, da 17 Kirchen auf massiven Druck von religiösen Extremisten von den lokalen Behörden geschlossen wurden. Im Osten der Insel Java drängen die Behörden Schiiten zum Glaubensübertritt, da ansonsten ihr Eigentum nicht geschützt werden könnte. Im August 2012 waren auf der Insel Madura 35 von Schiiten bewohnte Häuser von sunnitischen Extremisten niedergebrannt worden. Die Polizei intervenierte auch nicht, als auf dieser Insel am 29. Dezember 2012 ein Internat und eine religiöse Stätte der Schiiten mutwillig zerstört wurden.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 10. Februar 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Februar 2013