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ASIEN/493: Indonesien - Religiöse Intoleranz nimmt zu, Minderheiten brauchen mehr Schutz


Presseerklärung vom 4. März 2013

Indonesiens Staatspräsident besucht Deutschland (4./5.3.)

Gesellschaft für bedrohte Völker warnt vor zunehmender religiöser Intoleranz in Indonesien - Religiöse und ethnische Minderheiten brauchen mehr Schutz und Rechte



Zum Auftakt des Deutschland-Besuchs des indonesischen Staatspräsidenten (3.-6.3.) weist die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf die wachsende religiöse Intoleranz in dem südostasiatischen Staat hin. Die Menschenrechtsorganisation hat deshalb Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle gebeten, sich in ihren Gesprächen mit Präsident Susilo Bambang Yudhoyono für mehr Respekt der Glaubensfreiheit und einen besseren Schutz ethnischer und religiöser Minderheiten einzusetzen. Yudhoyono wird gemeinsam mit Merkel am Dienstag die Internationale Tourismusbörse (ITB) in Berlin eröffnen, denn Indonesien ist das diesjährige Partnerland der ITB.

"Sorgen macht uns nicht nur die zunehmende Zahl von Übergriffen radikaler Islamisten auf Andersgläubige, sondern auch staatliche Willkür gegen Christen, Ahmadiyyah, Bahai'i und Schiiten", sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. 2012 wurden nach GfbV-Angaben in Indonesien 264 Übergriffe auf nicht-sunnitische Glaubensgemeinschaften gezählt. Damit hat dort die Einschränkung der Glaubensfreiheit religiöser Minderheiten im vergangenen Jahr erneut zugenommen. "Besonders schwierig ist die Lage der Ahmadiyyah, die systematisch auch von den Behörden ausgegrenzt und wie Freiwild behandelt werden", berichtete Delius. Doch auch christliche Kirchen wurden gezielt angegriffen. So wurden im Februar 2013 drei protestantische Kirchen in der Provinz Süd-Sulawesi mit Molotow-Cocktails beworfen. In der Region Aceh wurden auf Druck radikaler Islamisten 17 christliche Kirchen auf Anordnung der Behörden geschlossen. Rund 15.000 Gläubige müssen seither ihre Gottesdienste auf der Straße oder in Privatwohnungen abhalten.

Die GfbV ist aber auch besorgt über die Lage vieler ethnischer Minderheiten. Landraub und die Ausweitung von Ölpalm-Plantagen bedrohen mehr als 40 Millionen Ureinwohner und traditionelle Waldbewohner in Indonesien. Das Land will bis zum Jahr 2020 seine Palmölproduktion von heute 25 Millionen Tonnen auf 40 Millionen Tonnen erhöhen. "Für die seit Generationen von den Wäldern lebenden indigenen Völker in Westpapua und Kalimantan ist der Kahlschlag Existenz gefährdend", sagte Delius. Indonesien, das schon heute der größte Palmölproduzent der Welt ist, will bis zum Jahr 2030 rund 60 Millionen Hektar Land für neue Ölpalmplantagen erschließen. Im Jahr 2010 wurden in Papua 142.000 Hektar Land für neue Ölpalmplantagen vergeben. Für rund 1,5 Millionen Hektar liegen bereits neue Erschließungsanträge bei den Behörden vor.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 4. März 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. März 2013