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ASIEN/527: Malaysia - Urteil im "Allah-Streit" ist Rückschlag für Religionsfreiheit


Presseerklärung vom 14. Oktober 2013

Gericht entscheidet über "Allah-Streit" in Malaysia

Rückschlag für die Glaubensfreiheit und für den Dialog der Religionen



Als schweren Rückschlag für die Glaubensfreiheit und den Dialog der Religionen in Malaysia hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die heutige Entscheidung eines malaysischen Gerichts bezeichnet, dass Christen dort das Wort "Gott" nicht mit "Allah" übersetzen dürfen. "Seit der ersten Bibelübersetzung vor mehr als 400 Jahren bezeichnen Christen in Malaysia Gott als "Allah". Ihnen dies nun zu verbieten ist populistisch und grenzt Christen und andere religiöse Minderheiten in dem überwiegend muslimischen Land aus", kritisierte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen.

Der Menschenrechtler warnte davor, dass die Befürworter der heutigen Entscheidung Misstrauen und Konflikte zwischen den Glaubensgemeinschaften schüren. Denn sie versuchten den Eindruck zu erwecken, Christen wollten mit der Benutzung der Bezeichnung "Allah" die Missionierung und Konvertierung von Muslimen zum christlichen Glauben vorantreiben. Jede Form von Missionierung von Muslimen durch Nicht-Muslime ist in Malaysia strikt gesetzlich verboten.

Ein Berufungsgericht in Putrajaya nahe der Hauptstadt Kuala Lumpur hat am Montag bestätigt, dass das Innenministerium der katholischen Kirchenzeitung "Herald" die Übersetzung des Wortes "Gott" mit "Allah" verbieten darf. In erster Instanz war der Erzdiözese Kuala Lumpur als Herausgeberin der Zeitung noch Ende 2009 Recht gegeben und das Verbot für verfassungswidrig erklärt worden. Dagegen hatte das Innenministerium Berufung eingelegt. Die Erzdiözese hat angekündigt, jetzt vor das Höchste Gericht Malaysias zu ziehen.

Nach dem ersten Gerichtsurteil Ende 2009 zugunsten der Erzdiözese wurden auf mindestens elf christliche Kirchen und einen Sikh-Tempel in Malaysia Brandanschläge verübt. Christen stellen rund 9,2 Prozent der Bevölkerung, 6,3 Prozent sind Hindu, fast 20 Prozent Buddhisten und 61 Prozent sind Muslime.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 14. Oktober 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Oktober 2013