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ASIEN/631: Südostasien - Kritische Bilanz des Kampfes gegen Menschenhandel


Presseerklärung vom 1. Juli 2015

Zwei Monate nach Entdeckung der Todeslager für Rohingya-Flüchtlinge

Kritische Bilanz des Kampfs gegen Menschenhandel in Südostasien:
- Selektive Strafverfolgung
- schutzlose Opfer
- Kritiker werden mundtot gemacht


Zwei Monate nach der Entdeckung von Todeslagern für burmesische Rohingya ŽFlüchtlinge im Süden Thailands hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine kritische Bilanz des Kampfs gegen Menschenhandel in Südostasien gezogen. Die Menschenrechtsorganisation begrüßte, dass die Behörden Thailands und Malaysias nun endlich den zahlreichen Hinweisen von Rohingya und Menschenrechtsgruppen nachgingen und die Lager auflösten. "Doch unbefriedigend ist die selektive Strafverfolgung, bei der Militärs fast ausnahmslos straflos bleiben, obwohl sie mit Sicherheit in den Menschenhandel verstrickt sind", sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. "Auch bedauern wir, dass sich Malaysias Regierung weigert, Ausmaß und Verantwortung für den Menschenhandel von einer Untersuchungskommission klären zu lassen. Außerdem werden die Rohingya, die Opfer des Menschenhandels wurden, nicht wirksam geschützt." So werden Zeugen der Gewalt von Menschenhändlern eingeschüchtert und bedroht. Nachdrücklich kritisierte die GfbV auch die Marine Thailands für die Einleitung von Strafverfahren gegen Journalisten, die die Abweisung von Rohingya-Flüchtlingen öffentlich kritisierten.

Am 14.Juli 2015 soll vor einem Gericht im thailändischen Ferienort Phuket der Strafprozess gegen die Journalisten Alan Morison und Chutima Sidasathian der Online-Zeitung "Phuketwan" eröffnet werden. Das Militär erstattete Anzeige wegen Verleumdung gegen die engagierten Journalisten, nachdem sie einen kritischen Artikel der Nachrichtenagentur Reuters über die Abweisung von Rohingya-Boatpeople veröffentlicht hatten. Den Medienvertretern drohen bis zu fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe. Dies würde das Aus für ihre Zeitung bedeuten, die seit Jahren über die schwierige Lage der Rohingya-Flüchtlinge berichtet.

Seit dem 1. Mai 2015 wurden in Thailand und Malaysia 139 Massengräber mit Rohingya-Flüchtlingen aus Burma in 27 Todeslagern entdeckt. In Malaysia wurden bislang mindestens 106 Leichen exhumiert. Auch in Thailand waren es mehr als 100. Dort wurden 120 Haftbefehle ausgestellt und 56 Personen verhaftet. Aufsehen erregte dabei die Festnahme des thailändischen Generalleutnants Manas Khongpaen, dem Verstrickung in den Menschenhandel vorgeworfen wird. "Manas scheint ein Bauernopfer zu sein, weil keine weiteren Militärs festgenommen wurden. Dabei können in der Bürgerkriegsregion Südthailand Menschenhändler nicht ohne Deckung der Armee operieren", erklärte Delius.

"Thailand will den Eindruck erwecken, entschlossen gegen den Menschenhandel vorzugehen, bevor im Juli 2015 die US-Regierung ihren alljährlichen Bericht zum Kampf gegen Menschenhandel veröffentlicht." Denn dem Land drohen aufgrund des Reports weitere Einbußen im Handel mit den USA.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 1. Juli 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2015

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