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ASIEN/786: Andamanen - Verantwortung für Tod des US-Bürgers nicht umkehren!


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 21. November 2018

Andamanen: US-Missionar von Ureinwohnern erschossen - Verantwortung für tragischen Tod nicht umkehren! Missionar missachtete Schutzbestimmungen


Göttingen, den 21. November 2018 - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) bedauert den tragischen Tod eines US-Missionars auf den Andamanen, warnt jedoch gleichzeitig nachdrücklich davor, nun ausschließlich die indigenen Insel-Bewohner für den gewaltsamen Tod verantwortlich zu machen. "Wer Indiens umfassende Schutzbestimmungen missachtet, muss auch die Folgen einkalkulieren und tragen. Das widerrechtliche Eindringen in ein Schutzgebiet ist keine einfache Ordnungswidrigkeit wie eine Strafe für Falschparken. Jeder Versuch des Eindringens kann für beide Seiten tödliche Folgen haben und wird daher auch von den indischen Behörden mit Härte geahndet", sagte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen.

Der 27 Jahre alte Missionar hatte das Schutzgebiet der freiwillig isoliert lebenden indigenen Sentinelesen widerrechtlich betreten und wurde von ihnen mit Pfeilen getötet.

Die Sentinelesen zählen zu vier kleinen Gruppen indigener Völker, die seit rund 60.000 Jahren auf den Andamanen leben. Die Lebensgrundlage dieser Jäger- und Sammler-Völker ist seit Jahren in akuter Gefahr. Indien hat schon in den 50er-Jahren strenge Schutzbestimmungen erlassen, die jedoch immer wieder von Touristen missachtet werden.

Selten hatte eine Verletzung der Schutzbestimmungen so dramatische und tragische Folgen. Doch schon 2006 wurden zwei Fischer von Ureinwohnern getötet, die den Sentinelesen zu nahekamen. Regelmäßig werden unerwünschte Besucher von den Indigenen mit einem Pfeilhagel empfangen. Denn eine Begegnung mit der Außenwelt kann für sie weitreichende Folgen haben. Die Indigenen geraten durch eingeschleppte Krankheiten in Lebensgefahr.

Die Sentinelesen zählen zu rund 170 weltweit freiwillig isoliert lebenden indigenen Völkern. Rund 100 dieser ethnischen Gruppen leben im Regenwald Amazoniens.

Die GfbV setzt sich seit Jahren für den Schutz der Sentinelesen und anderer freiwillig isoliert lebender Völker ein.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 21. November 2018
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. November 2018

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