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EUROPA/573: Schweden soll samische Kultur wirksam schützen und Bergbau stoppen


Presseerklärung vom 3. Januar 2014

Umea - Kulturhauptstadt Europas 2014

Schweden soll samische Kultur wirksam schützen und Bergbau stoppen



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) begrüßt es außerordentlich, dass die Samen und ihre Kultur während des Kulturhauptstadtjahres im nordschwedischen Umea besonders gewürdigt werden sollen. "Doch während in Umea die Sami-Kultur gefeiert wird, stehen die Samen unter einem wachsenden Druck, weil der beispiellose Run auf Bodenschätze droht, ihre Kultur und Lebensweise zu zerstören", erklärte die Menschenrechtsorganisation in einem Fax-Schreiben an die Organisatoren der Feierlichkeiten. Dringend forderte die GfbV die Veranstalter in Umea auf, die schwierige Situation der indigenen Bevölkerung nicht auszublenden und Samen auch mit ihrer Kritik an den Folgen des Wirtschaftsbooms zu Wort kommen zu lassen.

Umea hat 5,6 Millionen Euro für Veranstaltungen rund um die samische Kultur zur Verfügung gestellt. "Doch was hilft dies den Samen, wenn zugleich der Abbau von Eisenerz ihre Umwelt und Lebensweise zerstört", fragte die GfbV-Europa-Referentin Sarah Reinke. Der schwedischen Bergbaubehörde liegen allein 945 Anträge auf Grubenöffnungen im Gebiet zwischen Idre Fjäll in Dalarna und der schwedisch-finnischen Grenze vor. Im Sommer 2013 machten die Proteste gegen eine Grube der britischen Beowulf Mining Corporation zwischen Jokkmokk und Kyikkjokk international Schlagzeilen.

Ein weiteres Bergbau-Projekt befindet sich an der Straße von Kiruna nach Nikkaluoakta. Von dort bis zum Kalfjället-Gebirge plant das australische Bergbau-Unternehmen Hannens Reward ltd. eine große Mine. Diese Firma will an mindestens sieben weiteren Standorten in der Gegend Bodenschätze erschließen. Das Erzvorkommen stößt im Süden an das Weltkultur- u. Naturerbe Lapponia. In Gallokk wurden traditionelle Weidegebiete der Samen für den Eisenbergbau der Jokkmokks Iron Mining AB zerstört. Das Unternehmen plant nun ein neues Bergbau-Projekt im 20 Kilometer von Jokkmokk entfernten Nautivaare, das Winterweiden eines Rentierzüchterdorfes zerstören würde.

Der Bergbau bedroht Umwelt und Lebensweise der Samen. Straßenbau, Bahnlinienausbau, Abholzung von Wäldern, Trockenlegung von Seen, Ansiedelung von Arbeitern und riesige Abbauhalden werden weite Teile der empfindlichen Natur und Weideland für ihre Rentiere zerstören. Besonders betroffen sind die beiden Samendörfer Sirges und Jahkagaska, deren Weidegründe und Wanderwege der Rentiere sich auf den Gebieten befinden, wo Bodenschätze gefördert werden sollen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 3. Januar 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Januar 2014