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EUROPA/583: Bittschrift im Kanzleramt übergeben - Hilfe für Flutopfer in Bosnien-Herzegowina verstärken


Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. - Presseerklärung vom 23. Mai 2014

Bittschrift im Bundeskanzleramt übergeben:
Bundesregierung soll mehr Hilfe für Flutopfer in Bosnien-Herzegowina bereitstellen



Der Generalsekretär der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Tilman Zülch, hat am Freitag im Bundeskanzleramt in Berlin einen Appell an Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben, für die Flutopfer in Bosnien-Herzegowina umfangreiche Katastrophenhilfe bereitzustellen. Begleitet wurde der Menschenrechtler vom Mufti der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland, Paso Fetic, und dem Geschäftsführer des Islamischen Kulturzentrums Berlin, Meho Travljanin.

Merkel solle als Repräsentantin des wirtschaftlich stärksten Landes der Europäischen Union nach dem Vorbild der Hilfsaktionen für die Opfer des Elbehochwassers vor einem Jahr einen umfassenden Wiederaufbauplan für dieses vor 20 Jahren schon einmal weitgehend zerstörte Land aufstellen und realisieren. "Noch mehr Zerstörung kann Bosnien-Herzegowina nicht verkraften, bitte tun Sie jetzt alles, was in Ihrer Macht steht, um den Opfern dieser Flutkatastrophe zur Seite zu stehen", heißt es in dem Appell. "Sie haben es in der Hand, für Millionen Menschen Zeichen der Hoffnung zu setzen, indem Sie jetzt umfassende Hilfe veranlassen und versichern, dass Deutschland auch in Zukunft vor dem Hintergrund seiner historischen Verantwortung an der Seite der Menschen Bosniens steht."


Es folgt der Appell im Wortlaut:
APPELL AN BUNDESKANZLERIN ANGELA MERKEL

"Deutschland hat eine besondere Verantwortung!"

Bundesregierung und Hilfswerke sollen Flutopfern in Bosnien-Herzegowina umfangreiche Katastrophenhilfe leisten

Angesichts der schrecklichen Flutkatastrophe auf dem Balkan richtet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den eindringlichen Appell an Sie, Frau Bundeskanzlerin, als Repräsentantin des wirtschaftlich stärksten Landes der Europäischen Union nach dem Vorbild der Hilfsaktionen für die Opfer des Elbehochwassers vor einem Jahr einen umfassenden Wiederaufbauplan für dieses vor 20 Jahren schon einmal weitgehend zerstörte Land aufzustellen und zu realisieren.

Bitte helfen Sie den Menschen dort nach all dem Leid durch Krieg, Vertreibung und Völkermord so schnell wie möglich! Noch mehr Zerstörung kann Bosnien-Herzegowina nicht verkraften, bitte tun Sie jetzt alles, was in Ihrer Macht steht, um den Opfern dieser Flutkatastrophe zur Seite zu stehen!

Deutschland hat eine besondere Verantwortung für die Überlebenden des Völkermordes in Bosnien-Herzegowina, dem rund 150.000 Männer, Frauen und Kinder zum Opfer gefallen sind. Leider hat auch die deutsche Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Kohl und seinem Außenminister Klaus Kinkel tatenlos zugesehen, als serbische Truppen bosnische Städte bombardierten und zehntausende Frauen und Männer in Konzentrations- und Vergewaltigungslagern einpferchten. Schließlich hat gerade auch das wiedervereinigte Deutschland mit seiner Unterschrift unter den Friedensvertrag von Dayton 1995 die Teilung Bosniens mitunterzeichnet und somit die Vertreibung von weit mehr als einer Million Bosnierinnen und Bosnier, in ihrer großen Mehrheit bosnische Muslime, mitverschuldet. Darüber hinaus hat unser Land zwar bis zu 360.000 Flüchtlinge aus Bosnien aufgenommen, sie nach Kriegsende jedoch gezwungen, Deutschland wieder zu verlassen. Hunderttausende, die nicht in den serbisch beherrschten Norden ihres Landes zurückkehren konnten, mussten nach Australien und Nordamerika auswandern.

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, aus Sarajevo berichtet täglich auch unser bosnisches Büro von dem neuen furchtbaren Leid von hunderttausenden bosnischen Kindern, Frauen und Männern. Sie haben es in der Hand, für Millionen Menschen Zeichen der Hoffnung zu setzen, indem Sie jetzt umfassende Hilfe veranlassen und versichern, dass Deutschland auch in Zukunft vor dem Hintergrund seiner historischen Verantwortung an der Seite der Menschen Bosniens steht.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen/Berlin, den 23. Mai 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Mai 2014