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EUROPA/596: Appell - Kosovo, Albanien und Montenegro nicht zu "sicheren Herkunftsländern" erklären


Presseerklärung vom 8. September 2015

Appell an Europäische Kommission:
Kosovo, Albanien und Montenegro nicht zu "sicheren Herkunftsländern" erklären!


Die Gesellschaft für bedrohte Völker International (GfbV) ruft die Europäische Kommission dazu auf, den Kosovo, Albanien und Montenegro nicht zu "sicheren Herkunftsländern" zu erklären, da diese Generalisierung für Roma, Aschkali und Balkan-Ägypter nicht zutrifft. Viele Angehörige dieser Minderheiten mussten ihre Heimat verlassen, da sie aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit so stark diskriminiert werden, dass sie keinen oder nur begrenzten Zugang zu Wohnraum und Arbeitsplätzen haben, Kinder die Schule nicht besuchen können und es ihnen unmöglich gemacht wird, ein Leben in Würde zu führen.

Angesichts der unerträglichen Situation der Roma, Aschkali und Balkan-Ägypter im Kosovo wie in anderen Ländern des westlichen Balkans und eingedenk der Verfolgung und Vernichtung der Sinti und Roma durch das NS-Regime in mehreren europäischen Staaten sollte die Europäische Kommission in enger Zusammenarbeit mit den EU-Mitgliedsstaaten

  • anerkennen, dass die Diskriminierung der Roma, Aschkali und Balkan-Ägypter dort solche Ausmaße annehmen kann, dass ihnen ein Leben in der Heimat unmöglich gemacht wird und sie gezwungen sind, ihr Land zu verlassen;
  • darauf bestehen, dass asylsuchenden Roma, Aschkali und Balkan-Ägyptern ein individuelles Asylverfahren zugestanden wird, denn es kann nicht sein, dass die EU einer gesamten ethnischen Gruppe abspricht, dass einzelne ihrer Mitglieder Recht auf Asyl haben könnten;
  • die Schutzbedürftigkeit der Roma, Aschkali und Balkan-Ägypter anerkennen, die sich bereits in Mitgliedsstaaten der Europäischen Union aufhalten, und dafür Sorge tragen, dass ihnen - als Opfer rassistischer Diskriminierung, Krieg und Verfolgung - dort Bleiberecht gewährt wird;
  • finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, die eine Integration der in Westeuropa Schutz suchenden Roma, Aschkali und Balkan-Ägypter unterstützt;
  • gleichzeitig auf die Regierung im Kosovo einwirken, dass diese ihre Politik der Ausgrenzung von Roma, Aschkali und Balkan-Ägypter aufgibt, stattdessen deren tatsächliche Integration betreibt und entsprechende Gesetze und Strategien umsetzt;
  • die Regierung im Kosovo finanziell und mit Expertise bei der Integration der drei Ethnien vor allem in den Bereichen Wohnung, Bildung, Arbeitsmarkt und Anti-Diskriminierung unterstützen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen/Bern, den 8. September 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2015

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