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LATEINAMERIKA/123: Die Bayer AG in Brasilien - Pestizidexporte belasten die indigene Bevölkerung


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 27. April 2020

Die Bayer AG in Brasilien

Pestizidexporte belasten die indigene Bevölkerung


Die Bayer AG profitiert seit Jahren von Brasiliens Pestizidproblem und den gesundheitlichen Schäden, denen indigene Gemeinschaften dadurch ausgesetzt sind. Das kritisiert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) anlässlich der Hauptversammlung des Chemieriesen am 28. April. "Über mehrere Regierungen hinweg wurde die Agrarwirtschaft auf Monokulturen und hohen Pestizideinsatz umgestellt", erklärt Yvonne Bangert, GfbV-Referentin für indigene Völker. "Die immensen Kosten dieser Wirtschaftsform tragen kleinbäuerliche, oft indigene Gemeinschaften vor Ort. Die Gewinne fließen nach Brasilia und Leverkusen."

Das deutsche Chemieunternehmen ist seit der Übernahme des US-amerikanischen Saatgutherstellers Monsanto Weltmarktführer im Pestizidgeschäft und verfolgt eine Logik der Doppelstandards: Pestizide, die in der EU verboten sind, werden in Deutschland produziert. Sie werden in Länder wie Brasilien exportiert und verwendet, um Exportprodukte wie Soja, Mais, Zucker oder Baumwolle anzubauen - die dann wieder nach Europa geliefert werden. "Über diesen perfiden Mechanismus exportiert Europa seine Gesundheitsschäden, Umweltbelastungen und Menschenrechtsverletzungen", so Bangert. Indigene lebten oft in unmittelbarer Nähe zu großflächigen Anbaugebieten. Flugzeuge, die Pestizide versprühen, trügen diese Giftstoffe buchstäblich bis vor ihre Tür. Böden und Gewässer sind nachweislich belastet, nicht nur auf dem Land, auch in vielen brasilianischen Großstädten.

Brasilien importiert weltweit die meisten Pestizide, 49 Prozent davon sind sogenannte hochschädliche Pestizide (HHPs). "Die Umweltgesetze wurden in den letzten Jahren stark dereguliert: Zum Vorteil von Unternehmen und zum Nachteil aller, die mit den Giften direkt in Verbindung kommen", erinnert Bangert. Die Lage habe sich seit Amtsantritt von Jair Bolsonaro noch einmal verschärft: Allein im vergangenen Jahr habe Landwirtschaftsministerin Tereza Cristina 503 Pestizide neu zugelassen. Viele davon seien in Europa verboten. In den Jahren bis 2016 seien es etwa 200 pro Jahr gewesen - auch das schon eine hohe Zahl.

Doch die Politik sei nicht allein verantwortlich: "Bayer muss für unternehmerische Sorgfaltspflichten garantieren", fordert Bangert. "Gerade in Ländern wie Brasilien, in denen die Regierung ihre Bevölkerung nicht ausreichend schützt, tragen Unternehmen eine besondere Verantwortung für die Konsequenzen ihres Handelns. Wir fordern Bayer daher eindringlich auf, an die lokale Bevölkerung zu denken und langfristig Geschäftsmodelle zu entwickeln, die ohne den Handel mit HHPs auskommen."

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Quelle:
Pressemitteilung vom 27. April 2020
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. April 2020

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