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MELDUNG/115: Weltklimagipfel - Delegation der Amazonasindianer in Paris


Presseerklärung vom 27. November 2015

Delegation der Amazonasindianer beim Weltklimagipfel:

"Gesicherte Landrechte für indigene Völker sind der beste Klimaschutz"
Ashaninka und Puyanawa Gehör schenken!


Die Repräsentanten indigener Völker müssen beim Klimagipfel in Paris Gehör finden und gleichberechtigt ihre Forderungen vorbringen können, denn sie sind die besten Umweltschützer, fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Auf Einladung der Menschenrechtsorganisation sind die beiden Ashaninka Berlin Diques Rio und Marisol Samaniego Pascual aus Peru sowie der Puyanawa Puwe Luiz Puyanawa aus Brasilien in die französische Hauptstadt gekommen. Dort nehmen sie zurzeit an der UNESCO-Konferenz "Indigene Völker und das Klima" teil. "Doch auch die in Paris erwarteten 40.000 Politiker, Experten und Beobachter müssen ihnen endlich zuhören. Denn sie bewahren die Umwelt auch für unsere Zukunft." Die drei indianischen Delegierten kommen aus dem Amazonasgebiet, das als grüne Lunge unseres Planeten herausragende Bedeutung für das Weltklima hat.

Die Umwelt und damit die Lebensgrundlage der etwa 100.000 Ashaninka im Grenzgebiet von Brasilien und Peru sind akut gefährdet. Unternehmen zur Förderung von Öl und Gas, illegale Holzfäller und Drogenschmuggler betreiben Raubbau an ihrem Wald. Vier Ashaninka aus Saweto in Peru, die sich dagegen zur Wehr setzten und um einen gesicherten Landtitel kämpften, wurden im September 2014 ermordet.

Um sich und ihre Welt wirksam schützen zu können, schließen sich die Ashaninka über die Grenze hinweg zusammen. Bei ihrem ersten bi-nationalen Kongress verabschiedeten 54 Gemeinschaften sowie 24 Föderationen und Organisationen am 21./22. September 2015 in Pucallpa/Peru einen Forderungskatalog, den ihre beiden Delegierten nun in Paris verbreiten. Darin prangern sie die Ausbeutung ihrer Naturreichtümer durch Ölförderung, Bergbau, Waldwirtschaft und illegale Holzfäller, die Gewalt durch Drogenschmuggler und Korruption an. Sie fordern Rechtssicherheit für ihre Territorien, Konsultation und Mitbestimmung bei Entscheidungen, die ihr Land und sie selbst betreffen, speziell in Peru die Aussetzung bzw. Ablehnung von Konzessionen für Holzwirtschaft, Bergbau, Öl- und Gasförderung in Gebieten, die sich mit anerkannten indianischen Gebieten überschneiden, Anerkennung und Förderung ihrer Sprache und Kultur, Schutz ihrer heiligen Stätten und ihres Territoriums als Welterbe.

Gegen die Förderung von Öl und Gas wehrt sich auch Puwe Luiz Puyanawa. Seiner Gemeinde im brasilianischen Acre in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Ashaninka droht Gasförderung mit der Fracking-Methode. Erst vor wenigen Wochen wurden in Brasiliens Amazonasgebiet mehrere Fracking-Lizenzen versteigert, auch im Gebiet der Puyanawa.

Die drei indigenen Gäste werden bis zum 12. Dezember in Paris sein und dort von der GfbV-Brasilienkoordinatorin Dr. Eliane Fernandes Ferreira betreut.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen/Paris, 27.11.2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Dezember 2015

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