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NAHOST/168: Ägypten - Kleiner Fortschritt im Kampf gegen Straflosigkeit


Presseerklärung vom 23. November 2011

Kleiner Fortschritt im Kampf gegen Straflosigkeit

Ägyptens Armeeführung gibt nach: Massaker an Kopten wird von ziviler Justiz untersucht


Als kleinen Fortschritt im Kampf gegen Straflosigkeit in Ägypten hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) das Einlenken des Obersten Militärrates bezeichnet, ein Massaker an Kopten nicht von Militärgerichten, sondern zivilen Richtern untersuchen zu lassen. "Nun gibt es wenigstens einen Funken Hoffnung, dass die Verantwortlichen des Maspero-Massakers tatsächlich zur Rechenschaft gezogen werden", sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen.

Der Chef des Obersten Militärrates, Feldmarschall Mohamed Hussein Tantawi, hatte angesichts der Demonstrationen am Dienstagabend in dem seit Wochen andauernden Streit mit der koptischen Minderheit eingelenkt. Koptische Jugendorganisationen hatten verlangt, dass Zivilgerichte mit der juristischen Aufarbeitung des Massakers betraut werden, bei dem am 9. Oktober 2011 in Kairo 27 Kopten getötet und 329 Christen verletzt wurden. Denn sowohl Augenzeugen als auch Video-Aufnahmen deuten darauf hin, dass die Armee für den gewaltsamen Tod der Demonstranten verantwortlich ist. Bislang hatte der Militärrat darauf bestanden, dass der gesamte Fall nur vor einem Militärgericht verhandelt werden dürfe. "Eine unabhängige Untersuchung des Blutbades wäre so nicht möglich gewesen, da Militärrichter Soldaten nicht angeklagt hätten."

Der Oberste Militärrat leugnet bislang, dass Soldaten bei dem Maspero-Massaker scharfe Munition gegen koptische Demonstranten einsetzten und Armeefahrzeuge protestierende Christen vorsätzlich überrollten. Mehrere ägyptische Menschenrechtsorganisationen haben eine rückhaltlose Aufklärung des Blutbades gefordert und die ägyptische Armee beschuldigt, ein Massaker begangen zu haben. Der Forscher Emad Gad vom "Al Ahram Zentrum für Strategische Studien" in Kairo hatte erklärt: "Dies sind Kriegsverbrechen, die von Feldmarschall Tantawi zu verantworten sind."


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 23. November 2011
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. November 2011