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NORDAMERIKA/034: Native Americans im Widerstand gegen die Dakota Access Pipeline


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 1. Dezember 2016

Native Americans im Widerstand gegen die Dakota Access Pipeline

Deutsche Bank und Bayern LB sollen sich aus umstrittenem Pipeline-Projekt zurückziehen


Angesichts einer drohenden Eskalation des Konflikts um den Verlauf der Dakota Access Pipeline (DAPL) in dem US-amerikanischen Bundesstaat North Dakota hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Deutsche Bank und die Bayerische Landesbank am Donnerstag aufgefordert, sich aus dem Projekt zurückzuziehen. "Der Widerstand der Standing Rock Sioux, auf deren traditionellem Land die Pipeline verlaufen soll, ohne dass sie dem zugestimmt haben, muss ernst genommen werden", heißt es in dem Schreiben der Menschenrechtsorganisation an die deutschen Banken. "Die Sioux fürchten, dass die Pipeline in dieser trockenen Region ihre wichtigste Trinkwasserquelle gefährdet: den Missouri."

Inzwischen harren mehrere Tausend Unterstützer, unter ihnen Angehörige von Native Nations aus ganz Amerika, aber auch Menschenrechtler, Umweltschützer und Schauspieler, in mehreren Zeltlagern aus und versuchen, die Unterquerung des Flusses durch die unter der Erde verlegte Pipeline zu verhindern. Die Deutsche Bank und die Bayern LB gehören zu einer internationalen Bankengruppe, die in das Pipelineprojekt und in das ausführende Unternehmen Energy Transfer & Partners investiert.

"Das Pipelineprojekt verstößt gegen die UN-Deklaration der Rechte indigener Völker, die von den USA 2010 unterzeichnet wurde. Denn die Standing Rock Sioux wurden an den Planungen nicht beteiligt", berichtet die GfbV-Referentin für indigene Völker, Yvonne Bangert. "Auch das Recht auf Religionsfreiheit wurde verletzt: Die Bauarbeiten haben bereits mehrere heilige Stätten und Gräber der Sioux zerstört. Außerdem gefährdet die Pipeline das von den UN verbriefte Recht auf sauberes Trinkwasser, denn Lecks in Pipelines gibt es häufig. Deshalb konnten auch die Stadtväter der Hauptstadt North Dakotas Bismarck den ursprünglich in ihrer Nähe geplanten Verlauf der Pipelinetrasse als zu großes Risiko für die Wasserversorgung ihrer Bürger ablehnen. Dieses Recht müssen auch die Sioux weiter südlich haben!"

"Wer mit Investments in solch umstrittene Projekte, die zudem rechtlich noch gar nicht abgesichert sind, Geld verdient, macht sich mitschuldig an den vielfach dokumentierten Menschenrechtsverletzungen an einer friedlichen Protestbewegung, die mit Mitteln des zivilen Ungehorsams um das Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser kämpft", hielt die GfbV den deutschen Banken vor und forderte sie auf, sich wie die norwegische Großbank DNB aus dem Projekt zurückzuziehen.

Der Staat North Dakota und Energy Transfer versuchen, den Bau der Pipeline zu erzwingen, und schrecken dabei auch vor dem Einsatz von Tränengas, Gummigeschossen, Wasserwerfern oder scharfen Hunden auf unbewaffnete Zivilisten nicht zurück. Mehrere Hundert Water Protectors (Wasserschützer), wie sich die Bewegung nennt, wurden bereits verhaftet. Das Camp Oceti Sakowin wird von den Behörden mit einer Blockade von wichtigen Versorgungsgütern im einbrechenden Winter bedroht. Den Insassen droht jederzeit eine Anklage wegen Landfriedensbruch.



Weitere Informationen:
https://gfbvberlin.wordpress.com/proteste-north-dakota/

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Quelle:
Pressemitteilung vom 1. Dezember 2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Dezember 2016

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