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AUFRUF/053: Demonstration am 11.12.2010 in Berlin für die Abschaffung der Todesstrafe (Free Mumia)


Free Mumia - Berliner Bündnis Freiheit für Mumia Abu-Jamal! - 7. Dezember 2010

Philadelphia: Wiege der Freiheit - oder Grab der Menschenrechte?

Demonstration am 11.12.2010 in Berlin für die Abschaffung der Todesstrafe weltweit und für die Freiheit des afro-amerikanischen Journalisten Mumia Abu-Jamal


Am kommenden Freitag, den 10. Dezember 2010, jährt sich die Deklaration der Menschenrechte durch die UNO im Jahre 1948. Leider ist 62 Jahre später zu beobachten, dass es um die Menschenrechte weltweit schlecht bestellt ist. Ein eklatanter Verstoß gegen die Menschenrechte ist die barbarische Praxis der Todesstrafe in vielen Ländern der Welt. U. a. in den USA, und auch in Philadelphia, der Stadt mit dem Image als "Wiege der Freiheit". Dort wird derzeit über Leben und Tod des afro-amerikanischen Journalisten Mumia Abu-Jamal beraten.

Weil dort am 4. Juli 1776 die Unabhängigkeitserklärung, wie auch die Verfassung der USA am 17.Juli 1787 beschlossen und verkündet wurden, gilt Philadelphia als "Geburtsort Amerikas". In Eigenwerbung nennt sich die "Stadt der brüderlichen Liebe" (Übersetzung aus dem griechischen) auch "die Stadt, die Dich zurückliebt". Einen seiner Bürger liebt die Stadt, die sich gern als "Wiege der Freiheit" feiern lässt, allerdings nicht zurück: Mumia Abu-Jamal.

Der inzwischen weltweit als Symbol im Kampf gegen die Todesstrafe berühmte Publizist wurde am 9. Dezember 1981, einen Tag vor dem 33. Jahrestag der Deklaration der Menschenrechte durch die UNO, verhaftet, weil er den Polizisten Daniel Faulkner erschossen haben soll. Im Sommer 1982 wurde er in einem 15tägigen Verfahren aufgrund manipulierter Akten und erpresster Zeugenaussagen trotz fehlender Beweise zum Tode verurteilt. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bescheinigt diesem Prozess, nicht den Mindeststandards eines fairen Gerichtsverfahrens zu entsprechen, und unterstützt Mumias Forderung nach Wiederaufnahme des Verfahrens.

Im Jahre 2001 hob ein Richter des Bezirksgerichts Philadelphia das Todesurteil auf und wandelte es in lebenslange Haft um. Dieser Richterspruch wurde indes nie rechtskräftig, da die Bezirksstaatsanwaltschaft Philadelphias umgehend Berufung dagegen einlegte. Das juristische Ringen um das Leben von Herrn Abu-Jamal dauert bis heute an. Derzeit berät das 3. Bundesberufungsgericht in Philadelphia über das Strafmaß: lebenslange Haft oder Hinrichtung.

Als er verhaftet wurde, war Mumia Abu-Jamal der mit mehreren Medienpreisen ausgezeichnete Vorsitzende der Vereinigung der Schwarzen Journalisten Philadelphias, und hatte sich in der afroamerikanischen Bevölkerung aufgrund seiner ambitionierten journalistischen Arbeit den Ruf als "Stimme der Unterdrückten" erworben. Schwerpunkt seiner journalistischen Tätigkeit war das Thema Polizeigewalt und -korruption in Philadelphia.

In der "Wiege der Freiheit" erlitten laut Linn Washington, Professor für Medien an der Temple University in Philadelphia, in den Jahren 1970 bis 1974 insgesamt 226 Menschen Schusswunden durch die Polizei. 143 davon hatten selbst keine Schusswaffe, 80 wurden getötet. Von 1974 bis 1978 wurden 290 Menschen von der Polizei angeschossen. Insgesamt wurde in den siebziger Jahren mindestens 162 Personen von der Polizei getötet. 1979 sah sich das Justizministerium unter Jimmy Carter veranlasst, eine Untersuchung gegen die Stadt Philadelphia wegen überhandnehmender Polizeibrutalität und -korruption einzuleiten, und Klage gegen die Stadt zu erheben. Laut Washington ein bis dahin in der Geschichte der USA noch nie da gewesener Schritt.

Genau in dieser Zeit wurde Mumia nicht müde, über Polizeiübergriffe zu berichten, Hintergründe darzulegen und die Verantwortlichen namentlich zu nennen: u. a. den damaligen Bürgermeister Frank Rizzo, der bis 1972 selbst Polizeichef in Philadelphia gewesen war.

Bereits zwei Mal, 1995 und 1999, stand der Hinrichtungstermin von Mumia Abu-Jamal unmittelbar bevor. Eine Welle der internationalen Solidarität konnte die Exekution indes verhindern. Sehr bald schon kann der dritte Hinrichtungsbefehl unterschrieben werden. Mumias Verteidigung befürchtet, dass die Bekanntgabe des endgültigen Urteils erst dann erfolgt, wenn die Exekution bereits in die Wege geleitet ist. Im Zweifelsfalle blieben dann noch fünf Tage, um Mumias Leben zu retten. Fünf Tage, die niemals reichen werden, zu verhindern, dass die "Stimme der Unterdrückten" per Giftspritze für immer zum Schweigen gebracht wird - wenn wir nicht jetzt damit anfangen, unsere Stimme lautstark gegen diesen Justizmord zu erheben.

Deshalb laden wir für den kommenden Samstag, den 11. Dezember 2010, zu einer Demonstration für die Abschaffung der Todesstrafe weltweit und die Freiheit Mumias ein.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 7. Dezember 2010
Berliner Bündnis Freiheit für Mumia Abu-Jamal!
im HdD (Haus der Demokratie)
Greifswalderstr.4, 10405 Berlin
E-Mail: free.mumia@gmx.net
Internet: www.mumia-hoerbuch.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Dezember 2010