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AKTION/443: Iliusa-Staudamm - Internationale Petition fordert Welterbe statt Untergang (ILMR)


Internationalen Liga für Menschenrechte - 15. Mai 2009

ILISU-STAUDAMM:
- Internationale Petition fordert Welterbe statt Untergang
- Auch die Bremer Manfred-Hermsen-Stiftung beteiligt


Istanbul/Wien/Bern/Berlin/Bremen 15.5.09 - Der antike Ort Hasankeyf und das angrenzende Tigristal sollen nicht in dem Ilisu-Stausee versinken, sondern unter den Schutz der Vereinten Nationen gestellt und als UNESCO Weltkultur- und naturerbe ausgezeichnet werden. Das fordert die Petition, die heute offiziell in der Türkei und Europa startet und die jede/r unter www.stopilisu.com unterzeichnen kann.

Die Petition ist an den türkischen Premier Tayyip Erdogan, der formal für den Antrag an die UNESCO zuständig ist, gerichtet, und an die Regierungschefs aus Deutschland, Österreich und die Schweiz. Angela Merkel, Werner Faymann und Hans-Rudolf Merz werden darin aufgefordert, aus dem Ilisu-Projekt auszusteigen und so den Weg zum Welterbe zu ebnen. Dieser Ansicht hatte sich vor kurzem auch der ehemalige Türkei-Direktor der Weltbank, Andrew Vonkin, angeschlossen

Eine Überprüfung durch Wissenschaftler hatte ergeben, dass Hasankeyf und das Tigristal eine der wertvollsten Kultur- und Naturlandschaften der Welt sind. Danach erfüllt das Gebiet neun von zehn möglichen Kriterien der Vereinten Nationen. Zum Vergleich: Venedig mit seinen Lagunen erfüllt sechs, die Pyramiden in Ägypten vier, die Salzburger Innenstadt drei, das Dresdner Elbetal vier Kriterien und die Altstadt von Bern ein Kriterium.

Zahlreiche Prominente schlossen sich gleich zu Beginn der Initiative an und unterzeichneten die Petition, darunter auch der bekannte deutsche Filmemacher Fatih Akin. Deutschlands prominentester Naturschützer und Träger des Alternativen Nobelpreises, Prof. Dr. Michael Succow kommentiert: "Ich unterstütze die Petition für die Ernennung zum Welterbe von Hasankeyf und dem Tigristal, weil es sich um eine Natur- und Kulturlandschaft handelt, mit der unsere Menschheitsgeschichte aufs Engste verbunden ist. Auch viele unserer Ackerfrüchte stammen von dort! Der Ilisu-Staudamm würde einzigartige Naturlandschaften und Kulturschätze zerstören. Deshalb unterstütze ich die Idee, Hasankeyf und das Tigristal als Welterbe zu schützen. Der Staudamm wäre eine Schande!"

Auch Bremer Initiativen, wie z.B. der BUND, NABU, NWN und das Bremer Friedensforum unterstützen die Petition.
Die Bremer Manfred-Hermsen-Stiftung für Natur und Umwelt, deren Schwerpunkt Fließgewässer sind und die sich an verschiedenen Renaturierungen auch der Wümme beteiligt, engagiert sich bereits seit zwei Jahren für den Erhalt des Tigris als einer der letzten noch ökologisch intakten Flüsse Mesopotamiens mit einer Vielzahl gefährdeter, teils nur dort vorkommender Tier und Pflanzenarten. Die Stiftung ist maßgeblich an der internationalen Stop-Ilisu-Kampagne beteiligt (www.m-h-s.org). Geschäftsführerin Stefanie Hermsen: "Es gibt eine Zukunft für die Region und die heißt Welterbe. Die europäischen Staaten sollten lieber in den Erhalt der Region investieren, als deren Untergang zu finanzieren"

Und der Bremer Publizist, Rechtsanwalt und Vizepräsident der Internationalen Liga für Menschenrechte Dr. Rolf Gössner fügt hinzu: "Ich halte das umstrittene Projekt des Ilisu-Staudamms für menschen-, umwelt- und kulturfeindlich. Hieran dürfen sich europäische Regierungen und Unternehmen auf keinen Fall beteiligen. Denn was soll aus den von der Flutung betroffenen zig Tausenden von Menschen werden, wenn sie aus ihrer Dorfgemeinschaft gerissen werden, ihre Obstgärten und Schafweiden verlieren? Sie werden ihrer Lebensgrundlagen beraubt. Die Auszeichnung als Welterbe für die Region des Tigristals und rund um Hasankeyf halte ich für eine sinnvolle Aktion, um diese humanitäre, kulturelle und ökologische Katastrophe verhindern zu helfen!"

"Wir fordern alle Menschen auf, diese Petition zu unterzeichnen. Die Zukunft von Hasankeyf und des Tigristals ist nicht nur ein türkisches Anliegen, sondern ein welt-weites. Es geht um das natürliche und kulturelle Erbe der gesamten Menschheit!" so Stefanie Hermsen von der Bremer Manfred-Hermsen-Stiftung.

Am 6. Juli läuft die letzte Frist für die Türkei ab. Bis dahin müssen Deutschland, Österreich und die Schweiz endgültig ihre Entscheidung gefällt haben, ob sie das Ilisu-Projekt weiterhin unterstützen oder die Verträge mit der Türkei kündigen.

Weitere Informationen und die Online-Petition:
www.stopilisu.com

Stefanie Hermsen - Manfred-Hermsen-Stiftung
stefanie.hermsen@m-h-s.org


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Quelle:
Mitteilung vom 15.05.2009
Internationale Liga für Menschenrechte
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin,
Tel. 396 21 22, Fax 396 21 47
E-Mail: vorstand@ilmr.org
Internet: www.ilmr.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Mai 2009