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BERICHT/1078: Israel - Verhaftungswelle gegen Mitglieder des gewaltfreien Widerstands (IPPNW)


IPPNW - Berlin, den 22. Dezember 2009

Verhaftungswelle gegen Mitglieder des gewaltfreien Widerstands


Die Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) haben den israelischen Botschafter Yoram Ben-Zeev in einem Offenen Brief aufgefordert, sich für die Freilassung palästinensischer Bürgerrechtler einzusetzen. "Diese Menschen setzen sich mit Zivilcourage, Mut und Standhaftigkeit für eine gemeinsame gleichberechtigte Zukunft von Israelis und Palästinensern ein und leisten damit einen Beitrag zu einer Kultur des Friedens", heißt es in dem Schreiben. Wer gewaltfreie Demonstrationen militärisch bekämpfe, blockiere selbst alle friedlichen Lösungsmöglichkeiten.

Hintergrund des Offenen Briefes ist die erneute Eskalation seitens des israelischen Militärs, Druck auf palästinensische Menschenrechtler auszuüben. Die aktuelle Verhaftungswelle gegen palästinensische Mitglieder des gewaltfreien Widerstandes, die sich gegen die israelische Siedlungspolitik und den Mauerbau im besetzten Westjordanland wehren, gipfelte jetzt in der Verhaftung von Jamal Juma'. Juma' ist seit 2002 einer der führenden Menschenrechtsaktivisten und Koordinator der Graswurzel-Kampagne gegen die Mauer. Er war Referent auf zahlreichen internationalen Veranstaltungen, unter anderem bei den Vereinten Nationen.

Die Mauer ist nach einem Gutachten des internationalen Gerichtshofs vom 9. Juli 2004 völkerrechtswidrig. Trotzdem wird sie unvermindert weiter auf palästinensischem Boden gebaut. "Wir befürchten, dass in naher Zukunft weitere führende Menschenrechtsaktivisten verhaftet werden sollen, um so dem zivilen Widerstand gegen die rechtwidrige Mauer- und Siedlungspolitik seine Stimme zu nehmen", sagt Sabine Farrouh, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der IPPNW.

So wurde am 22. September diesen Jahres Mohammad Othman aus Jayyous verhaftet und bis heute nicht freigelassen. Othman war aktiv in der Anti-Mauer-Kampagne, gegen die Enteignung der palästinensischen Bauern und prangerte die Verwicklungen der israelischen und der internationalen Wirtschaft bei diesen Menschenrechtsverletzungen an. Sein Dorf, Jayyous, wurde durch die Mauer und die israelische Siedlung Zufin zerstört.

Abdallah Abu Rahmah aus Bil'in wurde am 10. Dezember 2009 inhaftiert. Der palästinensische Lehrer ist Koordinator des Bürgerkomitees Bil'in gegen die Mauer und die Siedlungen; dafür erhielt er 2008 die Carl-von-Ossietzky-Medaille.


Den Offenen Brief an den israelischen Botschafter finden Sie unter:
www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Frieden/brief211209.pdf

Link zu der Kampagne "Stop the wall":
www.stopthewall.org


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Quelle:
Presseinformation der IPPNW vom 22. Dezember 2009
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Angelika Wilmen
Tel. 030-69 80 74-0, Fax: 030-69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Dezember 2009