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BERICHT/1123: Illegale "Safaris" bedrohen indigenes Volk (Survival)


"Survival International" - Deutsche Sektion - 16. Juni 2010

Illegale "Safaris" bedrohen indigenes Volk


Das Überleben des Jarawa Volkes [1] auf den Andamanen Inseln ist durch das Eindringen lokaler Reiseveranstalter bedroht.

Survival International gab heute bekannt, dass die Organisation acht Reiseanbieter angeschrieben hat, welche Touren zu den Jarawa anbieten. In den Briefen fordert Survival die Unternehmen dazu auf, die Ausflüge einzustellen. Da die Mitglieder des indigenen Volkes kaum Immunität gegen eingeschleppte Krankheiten besitzen, stellen die angebotenen Touren eine große Gefahr für ihr Überleben dar.

Die Förderung von Touren zu den Jarawa ist illegal. Vier der kontaktierten Anbieter haben ihre Werbeanzeigen für den Jarawa-Tourismus von ihrer Internetseite enfernt, nachdem sie von Survival angeschrieben wurden. Die indische Regierung sprach ebenfalls eine offizielle Mahnung aus, nachdem Survival sie auf die Safaris aufmerksam gemacht hatte. Trotz dieser Erfolge, werben vier Anbieter weiterhin mit Ausflügen zu den Jarawa.

Viele weitere Unternehmen bewerben zudem diese Jarawa Touren in ihren Niederlassungen auf den Andamanen Inseln.

Über eine illegal errichtete Straße, die durch das Reservat der Jarawa führt, gelangen Touristen, Wilderer und Siedler in das Gebiet. Survival fordert die indische Regierung dazu auf, diese Straße sofort sperren zu lassen und somit Eindringlinge davon abzuhalten in das Gebiet der Jarawa einzudringen.

Survivals Direktor Stephen Corry sagte heute: "Den Jarawa ist es gelungen fast 55 000 Jahre ohne Kontakt zur Außenwelt auf ihrer Insel zu leben - bis 1998. Heute führt eine Straße mitten durch ihre Heimat im Wald und ihr Überleben wird durch eingeschleppte Krankheiten bedroht. Sie bezeichnen sich selber als "Ang", was "Mensch" bedeutet. Dennoch werden sie wie Tiere in einem Wildgehege zur Schau gestellt.

"Das letzte Mitglied des benachbarten indigenen Bo Volkes [2] starb diesen Januar. Wir dürfen nicht zulassen, dass den Jarawa das gleiche Schicksal widerfährt. Ansonsten verliert die Welt einen weiteren lebendigen, bedeutenden und wissensreichen Teil der Menschheit."


Fakten über die Jarawa und die Bo
Ungefähr 320 Mitglieder der Jarawa leben in den tiefen Wäldern der South und Middle Andaman Islands. Sie jagen Schweine, Warane und Fische mit Pfeil und Bogen und sammeln Samen, Beeren sowie Honig. Sie sind Nomaden und leben in Gruppen von 40-50 Personen. Im Jahr 1998 verließen einige Mitglieder der Jarawa zum ersten Mal den Wald und besuchten nahegelegene Städte und Siedlungen. Es wird angenommen, dass die Vorfahren der Andamanen-Völker, die ersten Menschen waren, die erfolgreich von Afrika nach Asien emigrierten.
Die Andamanen und die Nikobaren setzen sich aus mehr als 500 Inseln zusammen. Die meisten Mitglieder der Bo [3] starben an Krankheiten, die von britischen Siedlern im 19. Jahrhundert eingeschleppt wurden. Mit dem Tod von Boa Senior im Januar 2010, starb auch Bo, eine der ältesten Sprachen dieser Welt.

[1] http://www.survivalinternational.de/indigene/jarawa
[2] http://www.survivalinternational.de/nachrichten/5750.
[3]http://www.survivalinternational.de/indigene/jarawa/andamanesen#main


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Quelle:
Pressemitteilung vom 16. Juni 2010
Survival Deutschland
Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalderstr. 4, 10405 Berlin
Telefon: 49 (0)30 72 29 31 08, Fax: 49 (0)30 72 29 73 22
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Internet: www.survival-international.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juni 2010