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MELDUNG/039: Delegierte indigener Völker fordern Ende der Atomindustrie (IPPNW)


IPPNW - Pressemitteilung vom 29.08.2010
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.

Delegierte indigener Völker fordern Ende der Atomindustrie


Die Delegierten der IPPNW-Vorkonferenz "Sacred Lands, Poisoned Peoples" haben am Sonntag eine gemeinsame Erklärung verabschiedet. Darin fordern sie, Uranabbau und dessen Weiterverarbeitung zu stoppen sowie den unverantwortlichen Umgang mit radioaktivem Abfall, Atomenergie und Atomwaffen zu beenden.

"Uranabbau hinterlässt ein giftiges Erbe, lange nachdem die Bergbauunternehmen den Betrieb einstellen und gegangen sind. Das Gift der Radioaktivität bleibt in unserem Boden und in unserem Wasser, es schadet unserer Gesundheit und es verletzt Mutter Erde. Wir solidarisieren uns mit allen, die von dieser gefährlichen Industrie konfrontiert werden, und wir sagen: Stopp! Lasst das Uran in der Erde", erklärte Charmaine White Face von der Tetuwan Sioux (Lakota) Nation, USA.

"Auf unserem Land gibt es zwei Uranminen und 130 Schürfrechte zur Erkundung von potentiellen Abbaustätten. Was wird uns die Zukunft bringen? Wir wurden ohne jegliche Entschädigung von unserem Land vertrieben. Wir wollen nicht, dass diese Abbaufirmen hierher kommen, unser Land vergiften und unsere Lebensweise zerstören", erklärte Azara Jalawi, Vize-Präsidentin der Koordination für die Zivilgesellschaft in Arlit, Niger.

"Mein Volk muss mit Uranabbau und Atomwaffentests in unserem eigenen Territorium leben. Wir spüren die zerstörerischen Folgen der Radioaktivität am eigenen Leib, und wir beobachten, wie unser Land langfristige Schäden davonträgt. Zusammen mit unseren indigenen Freunden und Unterstützern aus der ganzen Welt sagen wir Nein zu Uran und Radioaktivität. Laßt es in der Erde!", forderte Rebecca Bear-Wingfield, stellvertretende Vorsitzende der Australian Nuclear Free Alliance (ANFA), und Mitglied des Ältestenrats der Arabunna, Kokatha und Kupa Pita Kungka Tjuta, Australien.

VertreterInnen indigener Völker haben sich in den letzten fünf Tagen auf dem Weltkongress der IPPNW in Basel getroffen, um Erfahrungen auszutauschen und ein Netzwerk für ihren gemeinsamen Kampf gegen den Uranabbau aufzubauen. Die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Organisation IPPNW erfuhr aus erster Hand von Betroffenen des Uranabbaus weltweit, welche Zerstörung allein der Anfang der nuklearen Kette anrichtet.


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Erklärung der indigenen Delegierten des Vorkongresses "Sacred Land, Poisoned Peoples" an den 19. Weltkongress der IPPNW

In der heutigen Zeit, in der die Zerstörung von Mutter Erde und der Gesundheit der Menschen durch die Erschließung nuklearer Ressourcen immer weiter zunimmt, haben sich Repräsentanten indigener Völker auf dem Vorkongress "Sacred Lands, Poisoned People" getroffen und sich über ihren Widerstand gegen Uranabbau ausgetauscht. Von Kanada und den USA bis Niger, Mali, Namibia, Tansania und Malawi, von Russland und Deutschland, über Australien bis Brasilien und Indien - Völker aus der ganzen Welt, die sich mit den Folgen dieser tödlichen Industrie konfrontiert sehen, haben sich hier zusammengefunden.

Vergangene, gegenwärtige und zukünftige Generationen indigener Völker sind überdurchschnittlich betroffen von Uranabbau, Atomwaffen und der Atomindustrie. Die nukleare Produktionskette führt zu einer radioaktiven Verseuchung der Menschen, des Landes, der Luft und des Wassers. Sie bedroht unsere Existenz und die zukünftiger Generationen. Uranabbau, die Weiterentwicklung von Atomenergie und internationale Abkommen, die die nukleare Produktionskette fördern, verletzten Menschenrechte und das Recht von Mutter Erde auf eine unversehrte Natur. Sie gefährden unser Überleben und unser Recht auf eine eigene Spiritualität, die ohne eine intakte Umwelt nicht gelebt werden kann.

Die gefährlichen gesundheitlichen Auswirkungen radioaktiver Strahlung beginnen mit dem Abbau von Uran. Wir bekräftigen hiermit die Erklärung des World Uranium Hearing in Salzburg, 1992, dass Uran und seine radioaktiven Zerfallsprodukte in der Erde verbleiben müssen. Und wir erklären unsere Solidarität mit all jenen, die für ein Ende des Uranabbaus und seiner Weiterverarbeitung sowie gegen den unverantwortlichen Umgang mit radioaktivem Abfall, Atomenergie und Atomwaffen eintreten.

Wir setzen uns voll und ganz ein für eine atomfreie Zukunft für alle Völker.


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Quelle:
Presseinformation der IPPNW - vom 29.08.2010
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges /
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.
IPPNW-Geschäftsstelle, Körtestr. 10, 10967 Berlin
Sven Hessmann, Pressereferent
Tel. 030-69 80 74-0, Fax: 030-69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. August 2010